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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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dich auch überraschen.«
    * * *
     
    Die Moyri ließen sich Zeit. Sie griffen erst zwei Tage nach der Trauerfeier an und auch dann nur halbherzig, als wäre jeder Kampfgeist von ihnen gewichen. Die Moyri blieben ihrer ursprünglichen Taktik treu. Im Schutze mehrerer Sturmwände arbeiteten sich ihre Bogenschützen vor, um die Verteidiger in Deckung zu zwingen. Anschließend rückte die Infanterie mit Leitern nach.
    Während des ersten Angriffs versuchte eine Truppe Moyri, den am Tor verkeilten Rammbock zu bemannen, um das ramponierte Tor vollends einzureißen. Die Varis-Bogenschützen jedoch ließen sie dafür einen hohen Preis bezahlen. Danach ignorierten sie den Rammbock und konzentrierten sich ganz auf die Wehrgänge.
    Dreimal gelang es ihnen, auf der Brustwehr Fuß zu fassen und dreimal wurden sie blutig zurückgeschlagen.
    Kurz vor Einbruch der Nacht gelang ihnen dieses Kunststück ein weiteres Mal, doch ein heftiger Gegenangriff unter der Führung Feldwebel Lorn Askols drängte die Moyri von der Brüstung. Der Unteroffizier war ein beachtlicher Schwertkämpfer und schlug während des Angriffs fünf Moyri nieder. Sein Mut war inspirierend. Ohne ihn wäre die Schlacht womöglich verloren worden.
    Für einige Minuten hielt er den Mauerabschnitt sogar ganz alleine, als alle Varis-Kämpfer in seiner Begleitung getötet oder von ihm abgedrängt wurden.
    Doch kurz vor Ende der Schlacht, als die Moyri bereits fast geschlagen waren, fand ein feindlicher Pfeil, der noch nicht einmal auf ihn gezielt gewesen war, seinen Weg zu dem unglückseligen Feldwebel und streckte ihn nieder.
    Seinen Tod bekam Kilian nur am Rande mit. Er kämpfte auf einem anderen Mauerabschnitt. Sein Schwert hob und senkte sich ohne merkliche Finesse. Alles in ihm schrie nach Blut und Tod. Er wollte Moyri töten. Es war alles, was in seinem Leben noch Platz fand. Und ein Teil von ihm sehnte sich möglicherweise selbst nach dem Tod. Mehrfach ertappte er sich dabei, wie er mit Absicht seine Deckung fallen ließ, um den Moyri die Möglichkeit zum Todesstoß zu geben, doch keiner seiner Gegner nutzte die Gelegenheit. Vielleicht waren es auch seine Kriegerinstinkte, die jedes Mal die Oberhand gewannen und seine Klinge die Moyri niedermachen ließ. Wie dem auch sei, keiner seiner Gegner war ihm gewachsen.
    Als sich der Kampf dem Ende entgegenneigte, ging sein Atem vor Anstrengung nur noch stoßweise und sein Schwert war glitschig von Moyri-Blut. Doch noch immer fühlte er diesen brennenden, bohrenden Hass in sich: auf die Moyri, auf Lyra, auf Faris Lenard, auf die Kinder, aber vor allem auf sich selbst.
    Ein tiefer Hornstoß erklang und rief die Moyri zu den eigenen Linien zurück. Kilian fühlte Bedauern in sich aufsteigen, dass der Kampf vorbei war. Er hatte überhaupt nicht bemerkt, dass die Schlacht bereits den ganzen Tag tobte. Er wollte weiterkämpfen und um ein Haar wäre er den Moyri hinterhergeklettert. Im letzten Moment besann er sich jedoch eines Besseren.
    Am Fuß der Mauer kauerte im Schatten eines der Ecktürme seine zusammengewürfelte Truppe. Seit Darians Tod mied er zusehends ihre Gesellschaft. Nicht weil er nicht mehr mit ihnen zusammen sein wollte, sondern weil ihre Gegenwart, ihn schmerzhaft an Darian erinnerte – und an dessen Abwesenheit.
    Lyra und Faris Lenard standen bei ihnen. Lyra wich seinem Blick aus, während Faris ihn nur still musterte. Den beiden war er ebenfalls aus dem Weg gegangen, wenn auch aus anderen Gründen. Er konnte deren Anwesenheit noch weniger ertragen als die seiner Männer.
    Seine Truppe sah mehr oder minder mitgenommen aus. Kurtas rechtes Handgelenk war bandagiert, wo ihn ein Moyri-Pfeil gestreift hatte. Jonas’ ansonsten makelloses, junges Gesicht zierten nun ein tiefer Schnitt an der Stirn und ein weiterer in der linken Wange. Beide würden hübsche Narben hinterlassen, sobald sie abgeheilt waren.
    Vekal hatte eine tiefe Fleischwunde an der rechten Schulter, wo ihn ein Speer getroffen hatte. Silas war gerade dabei, die Wunde notdürftig zu versorgen und mit verschiedenen Kräutern zu behandeln, um Wundbrand vorzubeugen.
    Am liebsten wäre er ihnen ausgewichen, doch genau in diesem Moment sah Silas von seiner Arbeit auf, bemerkte ihn und winkte ihn freundlich herüber. Kilian erwog, die freundliche Einladung zu ignorieren, fühlte sich jedoch seinen Männern immer noch verpflichtet und gesellte sich mit gesenktem Kopf zu ihnen.
    Sie hießen ihn ernst, aber kameradschaftlich willkommen. Silas legte sogar

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