Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
Vom Netzwerk:
uns hat das.«
    »Wie bitte?«
    Das Geständnis kam ihm so leicht über die Lippen, dass er vor Erleichterung laut aufseufzte. Es tat gut, diese Last endlich los zu sein.
    »Wiederhol das bitte noch mal«, forderte sie.
    »Du hast richtig gehört. Wir haben nie einem Varis etwas getan. Ja, wir haben für die Moyri gekämpft, aber wir haben an keinen Schlachten gegen die Varis teilgenommen. Als die Moyri ins Königreich Varis einmarschierten, standen wir bereits bei ihnen unter Vertrag und hatten auch schon an mehreren ihrer Feldzüge teilgenommen. Wir weigerten uns jedoch, gegen unsere Landsleute zu kämpfen, also setzten uns die Moyri ein, um Banditen im Hinterland zu jagen oder ihre Nachschublieferungen vor Briganten und Wegelagerern zu schützen. Das war schon alles.«
    »Warum hat uns das keiner von euch erzählt? Lyra glaubt, an euren Händen klebt Varis-Blut.«
    »Nun, du kennst doch Kilian. Er spielt gern den harten Kerl, und dieser Ruf vom knallharten Söldner, der vor nichts zurückschreckt, gefällt ihm. Also hat er uns verboten, etwas davon preiszugeben.«
    Plötzlich lachte Miriam so laut auf, dass einige Soldaten ihnen verwirrte und überraschte Blicke zuwarfen. »Ihr alle seid schon ein verrückter Haufen.«
    Jonas kicherte ebenfalls. »Dem kann ich nichts entgegensetzen.«
    Miriams Lachen verebbte und die alte Ernsthaftigkeit kehrte in ihre Züge zurück. »Ihr solltet mit Lyra nicht zu hart ins Gericht gehen. Sie hat nur gelogen, um mich zu schützen. Seit unserer Flucht ging es immer nur um mich.«
    »Ich weiß. Und Kilian weiß das auch. Mach dir keine Sorgen. Er wird sich wieder fangen.« Jonas’ Blick glitt erneut in Richtung des Moyri-Lagers. »Spätestens, wenn er ein paar Moyri ins Jenseits geschickt hat.«
    Der Schwertkämpfer steckte sein Schwert in die Scheide zurück und befestigte die Waffe an seinem Gürtel. Dabei fiel ihm der ölverschmierte Lappen zu Boden, mit dem er die Waffe gereinigt hatte. Bevor er das Stück Stoff aufheben konnte, hatte sich Miriam gebückt und reichte ihm den Lappen. Als er ihn entgegennahm, berührten sich ganz kurz ihre Fingerspitzen, doch die Berührung sandte Blitze durch seinen ganzen Körper.
    »Pass heute Nacht auf dich auf, Jonas, und kehre gesund zurück.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging davon. Jonas sah ihr nach, bis sie in einem der Türme verschwand.
    * * *
     
    Auf der Mauer war es mucksmäuschenstill. Fast zweihundert Personen drängten sich auf dem Wehrgang. Allen voran Cadros Bal, Logan und die Söldnertruppe um Kilian. Der Varis-Hauptmann beobachtete durch ein Fernrohr den Horizont und das Hauptlager der Moyri. Es lag fast völlig in Dunkelheit. Weit im Norden und Süden waren schwach die Wachfeuer der kleineren Moyri-Lager zu erkennen. Trotz der Verluste, die Karok Bulas Streitmacht erlitten hatte, hielt er die Belagerung immer noch aufrecht. Das war gut. Es bedeutete eine weitere Schwächung der Moyri im Lager voraus. Als Cadros Bal das Rohr senkte, spie er über die Mauer aus.
    »Kaum was zu erkennen.«
    »Gut«, kommentierte Logan. »Wenn wir sie nicht sehen, sehen sie uns auch nicht.«
    Cadros Bal nickte und gab ein knappes Handsignal.
    Marek nickte und gab seinerseits mehrere geflüsterte Befehle. Es wurden Seile über die Mauer geworfen, in die man Knoten gebunden hatte, um das Klettern zu erleichtern. Die Varis-Soldaten legten jedes unnötige Rüstungsteil ab, damit sich nichts im Mondlicht spiegeln konnte und sie im schlechtesten Moment verriet. Gesicht und Arme waren mit Ruß beschmiert, ebenso ihre Waffen. Eine Aura grimmiger Entschlossenheit lag über der Truppe.
    Die Männer ließen sich zuerst hinab. Mit knappen, präzisen Bewegungen seilten sich die Varis-Soldaten und die Söldner ab. Die Bauern kamen weit weniger elegant hinterher. Anschließend folgten die Frauen. Sie trugen Fackeln, die man mit Stoff umwickelt und in Lampenöl getränkt hatte. Im richtigen Moment würden sie die Feuersteine, die sie mit sich führten, einsetzen und die Fackeln entzünden, um die Zelte des Gegners in Brand zu stecken. Anschließend würden sie, so schnell ihre Beine sie trugen, zurück zur Abtei rennen, in der Hoffnung, dass die Moyri genug mit den Angreifern zu tun haben würden, um sie zu verfolgen.
    Aron Melkit stand nur zwei Meter neben Kilian, als sich der gemischte Trupp in Richtung des Moyri-Lagers in Bewegung setzte. Der Bäcker hatte nicht mehr viel Ähnlichkeit mit dem feisten, korpulenten Mann, den Kilian zu Beginn

Weitere Kostenlose Bücher