Söldnerehre (German Edition)
Mann und viele der Frauen für den bevorstehenden Angriff zusammengetrommelt. Sogar die meisten Verletzten hatten sich eingefunden, um zu helfen. Die Moyri waren ihnen immer noch überlegen und jeder musste mit anpacken, damit die Aktion gelingen konnte.
Die Männer würden das Lager stürmen und kämpfen, während die Frauen mit Fackeln durch das feindliche Lager streifen würden, um die Zelte in Brand zu stecken und die Pferde des Gegners davonzutreiben. Jeder war sich im Klaren, dass es sich um einen wagemutigen Plan handelte, bei dessen Durchführung unendlich viel schiefgehen konnte, doch gleichzeitig war sich jeder bewusst, dass die Moyri die Verteidigung der Abtei früher oder später überwinden würden, und niemand wollte dann ihrer Gnade oder Ungnade ausgeliefert sein.
Es war bereits später Abend und die Sonne stand tief über dem Horizont. Nicht mehr lange und die Nacht würde anbrechen. Jonas stand auf der Brüstung, ein Bein auf einem niedrigen Mauervorsprung, und reinigte mit etwas Öl und einem Tuch sein Schwert. Nicht mehr lange und die Klinge würde Moyri-Blut trinken. Auch er hatte mit den Moyri noch eine Rechnung wegen Darian zu begleichen und er war ein Mann, der seine Schulden eintrieb.
Die edle, blank polierte Klinge in seinen Händen spiegele das Licht der untergehenden Sonne wider. Von seinem Aussichtspunkt hatte er einen glänzenden Blick auf das feindliche Lager. Die Moyri machten sich bereits für die Nacht fertig. Ihre Wachposten patrouillierten am Rand des Lagers. Der junge Schwertkämpfer schüttelte den Kopf. Die Moyri waren entsetzlich nachlässig. Es gab weniger als zehn Wachen für das ganze Lager. Die Belagerer rechneten offenbar nicht mit Problemen. Das machte den eigentlichen Angriff zwar nicht einfacher, verurteilte die Aktion jedoch nicht vorzeitig zum Scheitern.
Ohne seinen Blick von den Moyri zu nehmen, griff er zur Seite, um die Scheide aufzunehmen, die er an die Brüstung gelehnt hatte. Seine Hand ging ins Leere. Überrascht blickte er auf. Neben ihm stand Miriam und hielt ihm die Scheide auffordernd hin. Ein wenig verlegen nickte er ihr zu und nahm den Gegenstand entgegen.
»Danke.«
Sie lächelte schüchtern.
Als ihr Blick über die Brüstung auf das Lager der Moyri fiel, verdüsterte sich ihr Blick und das Lächeln schwand.
»Ich würde heute Nacht so gern mitgehen, aber Lyra hat es verboten.«
Jonas vermied es, sich seine Überraschung anmerken zu lassen. Es war der längste Satz, den Miriam je gesagt hatte, seit er sie kannte. Jonas räusperte sich verlegen.
»Ist auch besser so. Hier bist du relativ sicher. Wenn der Kampf erst begonnen hat, wird das kein Platz sein für eine … eine …«
»Für eine was? Eine Prinzessin?«
»Ja«, gab er unumwunden zu.
»Kilian hat es euch also erzählt?!«
»Ja.«
»Auch ich kann kämpfen. Ich habe bereits gekämpft. In der Nacht, als … als Eriakum fiel, habe ich sogar einen Moyri getötet.«
Jonas lächelte nachsichtig. »Das bezweifelt niemand, aber Lyra hat trotz alledem recht. Jetzt, da wir wissen, wer du bist, wird dich keiner von uns mehr in Gefahr bringen. Nicht mehr als unbedingt nötig.«
»Ich glaube, Kilian sieht das anders. Er würde uns verlassen, wenn er die Möglichkeit hätte.«
»Glaubst du das wirklich? So schätzt du ihn ein?« Jonas hatte Mühe, einen wütenden Unterton aus seiner Stimme zu verbannen.
Miriam nickte.
»So was darfst du nicht einmal denken. Kilian würde sein Leben für jeden von euch geben. Und für jeden von uns. Ohne zu überlegen. Ich glaube sogar, er ist weit besser, als er selbst ahnt. Er ist einfach nur wütend über Lyras Lügen und Darians Tod. Er würde euch jedoch nie im Stich lassen. Niemals! Das liegt nicht in seiner Natur. Und in meiner auch nicht.«
»Trotzdem ist er ein Varis, der für die Moyri gekämpft hat«, erwiderte sie trotzig.
»Das ist … kompliziert. Er ist kein schlechter Mensch, er hat lediglich ein paar falsche Entscheidungen getroffen.«
»Und was ist mit dir?« Ihre sonst so sanft blickenden Augen wirkten mit einem Mal wütend. Ein ungewöhnlicher Ausdruck bei dem sonst so zerbrechlich wirkenden Mädchen.
»Was soll mit mir sein?«
»Hast du auch falsche Entscheidungen getroffen? Du bist ebenfalls ein Varis, der für die Moyri gekämpft hat.«
Das saß.
Der Vorwurf verletzte ihn und sie bemerkte es noch im selben Moment, in dem die Worte ihren Mund verließen.
»Ich habe nie einem Varis etwas getan, weder aktiv noch passiv. Keiner von
Weitere Kostenlose Bücher