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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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bist einfach durch ihn durchgeglitten. Und als wir zu dem umgefallenen Baum kamen, der quer über dem Weg lag, musste ich drüberklettern und du bist durchgegangen.‹ Diese Antwort überraschte den Engel. Er sagte: ›Ist dir nicht auch aufgefallen, dass wir durch ein Moor gegangen sind? Da konnten wir beide durch den Nebel gleiten. Und zwar, weil wir eine viel festere Konsistenz haben als der Nebel.‹«
    »Ach ...«
    »So ist das auch mit uns, Sofie. Geist kann Stahltüren durchdringen. Weder Panzer noch Bomber können etwas, das aus Geist ist, zerstören.«
    »Ein seltsamer Gedanke!«
    »Bald kommen wir an Risør vorbei, dabei sind wir erst vor einer Stunde losgefahren. Langsam sehne ich mich allerdings nach einer Tasse Kaffee.«
    Als sie Fiane erreichten, gleich vor Søndeled, sahen sie auf der linken Seite eine Raststätte. Sie hieß »Cinderella«. Alberto bog ab und parkte auf einem Rasenstreifen.
    Im Café versuchte Sofie, eine Colaflasche aus dem Kühltresen zu nehmen, aber die ließ sich nicht bewegen. Sie schien festgeklebt zu sein. Etwas weiter vorne versuchte Alberto, Kaffee in einen Pappbecher zu zapfen, den er im Auto gefunden hatte. Er brauchte bloß auf einen Knopf zu drücken, aber obwohl er sich alle Mühe gab, gelang ihm das nicht.
    Das machte ihn so wütend, dass er sich an die Café-Besucher wandte und um Hilfe bat. Als niemand reagierte, rief er so laut, dass Sofie sich die Ohren zuhielt: »Ich will Kaffee!«
    Aber so schrecklich wütend war er wohl doch nicht, denn gleich darauf prustete er los.
    »Sie können uns ja nicht hören. Und wir können uns natürlich auch nicht an ihrem Kaffee vergreifen.«
    Sie wollten schon kehrtmachen und die Raststätte wieder verlassen, als sich doch noch eine alte Frau von ihrem Stuhl erhob und auf sie zukam. Sie trug einen knallroten Rock, eine eisblaue Strickjacke und ein weißes Kopftuch. Diese Farben und überhaupt ihre ganze Gestalt waren irgendwie klarer als alles andere in dem kleinen Café.
    Sie kam zu Alberto und sagte:
    »Du machst ja vielleicht ein Geschrei, mein Junge.«
    »Entschuldigung.«
    »Du möchtest Kaffee, hast du gesagt?«
    »Ja, aber ...«
    »Wir haben gleich nebenan ein kleines Etablissement.«
    Sie gingen mit der Frau aus dem Café und betraten einen Pfad hinter der Raststätte. Unterwegs fragte sie:
    »Ihr seid vielleicht neu hier?«
    »Das müssen wir wohl zugeben«, antwortete Alberto.
    »Ja, ja. Willkommen in der Ewigkeit, Kinder!«
    »Und du selber?«
    »Ich stamme aus einem Märchen der Brüder Grimm. Es ist vor über hundertfünfzig Jahren geschrieben worden. Und woher stammt ihr Neuankömmlinge?«
    »Wir kommen aus einem Philosophiebuch. Ich bin Philosophielehrer und Sofie ist meine Schülerin.«
    »Hi ... hihi ... ja, das ist mal was Neues.«
    Bald erreichten sie eine Lichtung. Hier standen mehrere gemütliche braune Häuschen. Auf einem Platz zwischen den Häuschen brannte ein großes Johannisfeuer und um das Feuer tanzten farbenfrohe Gestalten. Viele von ihnen erkannte Sofie. Sie sah Schneewittchen und einige Zwerge, Hans im Glück und Sherlock Holmes. Sie sah auch Rotkäppchen und Aschenputtel. Um das große Feuer hatten sich außerdem viele vertraute Gestalten versammelt, die keine Namen hatten: Kobolde und Elfen, Faune und Hexen, Engel und Teufelchen. Sofie entdeckte sogar einen waschechten Troll.
    »Hier ist ja der Bär los!«, rief Alberto.
    »Schließlich ist auch Mittsommernacht«, antwortete die Alte. »So ein Treffen hatten wir zuletzt in der Walpurgisnacht. Da haben wir in Deutschland gefeiert. Ich mache hier nur einen kleinen Besuch. Und du wolltest also Kaffee?«
    »Ja, bitte.«
    Erst jetzt registrierte Sofie, dass alle Häuschen aus Pfefferkuchen, Karamell und Zuckerguß bestanden. Einige der Figuren knabberten die Häuschen an. Aber eine Bäckerin drehte gleich hinter ihnen ihre Runden und reparierte die entstandenen Schäden. Sofie nahm einen kleinen Bissen von einem Giebel. Es schmeckte süßer und besser als alles, was sie je probiert hatte.
    Bald kam die Alte mit einer Tasse Kaffee zurück.
    »Tausend Dank«, sagte Alberto.
    »Und was gedenken die Gäste für den Kaffee zu bezahlen?«
    »Bezahlen?«
    »Hier wird zumeist mit einer Geschichte bezahlt. Für den Kaffee reicht ein kleiner Auszug.«
    »Wir könnten die unglaubliche Geschichte der Menschheit erzählen«, sagte Alberto. »Aber das Verzwickte ist, dass wir so wenig Zeit haben. Können wir nicht ein andermal zurückkommen?«
    »Natürlich. Und warum

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