Soforthilfe bei Stress und Burn-out
erst nach der körperlichen Urteilsbildung, die aufgrund des sinnlichen Eindrucks der Botschaft erfolgt. Der Ausdruck im Gesicht, die Körpersprache und - sehr wichtig - der Klang der Stimme haben hier entscheidende Bedeutung. Dadurch wird eine »Vorentscheidung« beim Empfänger getroffen, die nachher vom GroÃhirn nur noch zu bestätigen ist. Der Verstand hat dann einige Arbeit, diese Entscheidung zu begründen.
Diesen Ablauf kann man nach dem derzeitigen Wissensstand als gesichert ansehen. Es lässt sich damit natürlich die Frage stellen, wieso wir uns so viel mit dem Inhalt und so wenig mit der nonverbalen Kommunikation beschäftigen. Wie ist das bei Ihnen?
Nach Virginia Satir kommunizieren gerade etwa drei Prozent der Menschen grundsätzlich kongruent. Sie hat in ihrem Werk Kommunikation, Selbstwert, Kongruenz die These aufgestellt, dass Kommunikation immer auch das Ziel hat, das eigene Selbstwertgefühl zu stabilisieren, und dass Menschen ihrem Typ entsprechend zu Mustern greifen, die immer wiederkehren. Diese Typologie ist nachvollziehbar und somit auch berechenbar.
Die Beschreibung von Virginia Satir ist, wie damals in der Psychologie üblich, defizitorientiert. Satirs Analysen bildeten über mehr als zehn Jahre die Grundlage der Typologie, mit der auch ich in meiner Praxis und auf Seminaren
gearbeitet habe. Bei allem Respekt vor ihrer empirischen Leistung und der Tatsache, dass Virginia Satir mit ihrer Arbeit in die richtige Richtung wies, denke ich mittlerweile, dass menschliche Kommunikation trotzdem von komplexeren Vorgängen als damals angenommen gesteuert wird. Selbst wenn wir unsere nachvollziehbaren üblichen Kommunikationsarten verwenden, sind diese meist nicht negativ, sondern durchaus positiv zielgerichtet - und das von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Menschen verhalten sich bei ihrer Kommunikation - immer normale geistige und körperliche Fähigkeiten vorausgesetzt - völlig situativ und richten sich individuell unterschiedlich auf ihr Gegenüber ein. Ihr soziales Kommunikationsverhalten gestalten sie je nach sozialem Kontext sehr variabel. Dies geschieht meist mit einem gewissen Automatismus und dient in der Regel der zieldienlichen Verständigung - also einem höchst konstruktiven Prozess. Daneben ist auch bei einer typenbezogen klar zuordenbaren Persönlichkeit innerhalb einer solchen Kommunikation eine klare Kongruenz zu erkennen. Deshalb ist es sinnvoll, eher von einer flexiblen Gestaltung des Kommunikationsstils auszugehen und diese auch als gelernte Grundkompetenz anzuerkennen.
Doch wann wird die konstruktive Kommunikation weniger zieldienlich? Und was bedeutet es, wenn die Kommunikation schleichend bis sehr schnell in einem negativen Muster endet und dem Ziel, sich zu verstehen und eine Botschaft zu transportieren, komplett abträglich wird?
Eine Kommunikationsveränderung ist begründet in der hormonellen Wirkung von Stress auf unser Wahrnehmungssystem. Unter Stress beginnt das, was eigentlich zieldienlich gedacht ist, ins Destruktive zu kippen. Was oft mit einer Kleinigkeit beginnt, die eigentlich nicht der Rede
wert ist, steigert sich nun und trägt ihrerseits zu einer Erhöhung des Stresspegels bei. Und so ist Kommunikation mit einem gestressten Kommunikationspartner immer eine hohe Herausforderung.
Alle Menschen kommunizieren in einem persönlichen Stil grundsätzlich kongruent. Mit der Zunahme von Stress reduziert sich der kongruente Stil und wird immer weniger zieldienlich. Am Ende der Kette ist die Kommunikation hormongesteuert und die persönliche Kommunikationsstärke kann nicht mehr willentlich gesteuert werden. Die Kommunikation ist unter Stress auf »Automatikmodus« gestellt.
Kommunikationstypen
Um die positive Ausrichtung der Kommunikation auch in einer Typologie zum Ausdruck zu bringen, beobachtete ich die verschiedenen Kommunikationsstile auf ihre positiven wie negativen Begleiterscheinungen - und siehe da: Sie sind durchaus ausgewogen. In einem nächsten Schritt wurde jeder der von mir beobachteten Stile mit positiven Begriffen versehen, denn es scheint mir wichtig, nicht von vornherein durch negative Begrifflichkeiten, die oft nur scheinbar neutral sind, Wertungen ins Spiel zu bringen. Und so habe ich mich auch auf die typenbedingten Stärken konzentriert, die je nach Betrachtung auch bei einer Musterbeschreibung im Vordergrund stehen.
Bevor ich die Kommunikationstypen detailliert
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