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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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glaubt, Papa Hemingways Mantel sei auf seine Schultern gefallen – aber ich meine, er steht ihm nicht.«
    Wyatt sah Julie an. »Wie weit hat er sich dir gegenüber häßlich gezeigt?« fragte er leise.
    »Stewardessen lernen es, sich ihrer Haut zu wehren«, sagte sie leichthin, aber er merkte, daß sie ein ernstes Gesicht dabei behielt.
    Der Vorfall schien die Stimmung verscheucht zu haben. Julie mochte nicht mehr tanzen, und daher gingen sie recht früh nach Hause. Nachdem er Julie und Causton zum Imperiale gefahren hatte, nahm Wyatt Hansen mit zurück zum Stützpunkt.
    Sie wurden gleich auf der Place de la Libération Noire angehalten. Eine Kolonne Militärlastwagen donnerte vor ihnen vorbei, dahinter folgte ein Bataillon Infanterie. Die Sodaten schwitzten unter ihrer schweren Ausrüstung, und ihre schwarzen Gesichter glänzten wie Schuhleder im Licht der Straßenlampen.
    Hansen sagte: »Die Insulaner sind unruhig heute abend; diese Burschen sind kriegsmäßig ausgerüstet. Da muß was los sein.«
    Wyatt sah sich um. Der große, um diese Abendzeit gewöhnlich stark bevölkerte Platz war leer, bis auf Gruppen von Polizisten und den unverkennbaren Geheimpolizisten aus Serruriers Sicherheitsdienst. Das fröhliche Stimmengewirr, von dem dieser Stadtteil sonst erfüllt war, wurde durch das Getrampel marschierender Soldaten ersetzt. Alle Cafés waren geschlossen, die Rolläden herabgelassen, und der Platz wirkte dunkel und unfreundlich.
    »Da ist etwas los«, pflichtete er bei. »Wir hatten das schon einmal – vor sechs Monaten. Ich habe nie herausgefunden, warum.«
    »Serrurier war schon immer ein nervöser Mann«, sagte Hansen. »Hat Angst vor Schatten. Man sagt, er habe seinen Präsidentenpalast seit mehr als einem Jahr nicht mehr verlassen.«
    »Er hat vielleicht wieder einmal einen Alptraum«, sagte Wyatt.
    Die Marschkolonne war vorbei, er kuppelte ein und fuhr um den Platz, vorbei an dem unmöglichen Bronzestandbild von Serrurier in Heldenpose, und auf die Straße, die zum Stützpunkt führte. Den ganzen Weg bis zum Cap Sarrat dachte er über Julie nach und über ihr Verhalten.
    Er dachte auch an Mabel.

2
    Causton war am nächsten Morgen früh auf, und nach einem fast nur angedeuteten Frühstück überprüfte er ein paar Adressen in einem Notizbuch und ging dann in die Stadt. Als er ins Imperiale zurückkam, um Julie abzuholen, war er sehr nachdenklich und oft geistesabwesend, so daß sie auf dem Weg zum Cap Sarrat in dem gemieteten Wagen wenig miteinander sprachen. Sie wurden am Tor zum Stützpunkt kurz angehalten, aber ein Telefonanruf von der Wache gab ihnen schnell den Weg frei, und ein Marineinfanterist führte sie zu Wyatts Büro.
    Julie blickte verdutzt auf die Karten an den Wänden und die alten, verschrammten Schreibtische und die wackligen Stühle. »Von Komfort haltet ihr wohl nicht viel.«
    »Das ist ein Arbeitsraum. Bitte, setz dich!«
    Causton betrachtete mit bedenklichem Gesicht eine Karte an der Wand. »Ich habe immer Angst vor Experten«, klagte er. »Sie lassen gewöhnlich die einfachsten Dinge teuflisch kompliziert erscheinen. Haben Sie Erbarmen mit uns armen Laien!«
    Wyatt lachte, sagte aber im Ernst: »Es ist gerade umgekehrt, wissen Sie. Unsere Aufgabe ist es, einfach auszudrücken, was in Wirklichkeit sehr komplizierte Erscheinungen sind.«
    »Versuchen Sie bitte, die langen Wörter zu vermeiden«, bat Causton. »Ich höre, Sie waren vorgestern unterwegs, um einen Hurrikan aus der Nähe zu studieren. Er befand sich über fünfzehnhundert Kilometer von hier – wie wußten Sie, daß er ganz genau dort zu finden war?«
    »Das ist einfach zu erklären. Früher erfuhr man von der Entstehung eines Hurrikans erst, wenn eine Meldung von einem Schiff oder von einer Insel eintraf – aber heute erfassen wir sie schon früher.« Wyatt breitete einige Fotos auf dem Schreibtisch aus. »Wir bekommen Fotos von Satelliten – entweder von den letzten der Tiros-Serie oder von den neueren Nimbus-Satelliten, deren Bahnen über die Pole führen.«
    Julie sah verständnislos auf die Fotos, und Wyatt erklärte sie. »Hieraus ersehen wir alles, was wir wissen wollen. Es sagt aus, wann das Foto aufgenommen wurde – hier, in dieser Ecke. Diese Skala am Rand gibt uns die Größenverhältnisse an – dieser Hurrikan hier hat einen Durchmesser von fast fünfhundert Kilometern. Und diese Markierungen zeigen Länge und Breite an, so daß wir genau sagen können, wo er ist. Es ist wirklich ganz

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