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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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sich nicht lebend fangen lassen –, und dabei wurde er getötet. Es stand damals hier in den Lokalzeitungen.« Er zog die Brauen hoch und sah Causton an. »Weshalb interessiert Sie das?«
    »Es geht das Gerücht, daß Favel noch am Leben sei«, sagte Causton. »Ich hörte es heute früh.«
    Hansen sah Wyatt an, und Wyatt sagte: »Das erklärt Serruriers Alptraum gestern abend.« Causton hob die Augenbrauen, und Wyatt sagte: »Es gab gestern abend ziemliche Truppenbewegungen in der Stadt.«
    »Ja, ich habe es gesehen«, sagte Causton. »Wer war Favel?«
    »Stellen Sie sich bloß nicht dumm!« sagte Wyatt. »Sie sind ein Zeitungsmann – Sie wissen es genausogut wie ich.«
    Causton grinste. »Ich höre gern die Meinung anderer Leute«, sagte er, ohne einen Ton der Entschuldigung. »Die objektive Meinung, wissen Sie; als ein Wissenschaftler müßten Sie dafür Verständnis haben.«
    Julie fragte verwirrt: »Wer war denn dieser Favel?«
    Causton sagte: »Ein Dorn in Serruriers Fleisch. Serrurier, als Regierungschef, nennt ihn einen Banditen; Favel zog es vor, sich einen Patrioten zu nennen. Ich glaube, die Waage dürfte zugunsten Favels ausschlagen. Er verbarg sich in den Bergen und fügte Serrurier ziemlichen Schaden zu, bevor sein Tod gemeldet wurde. Danach hörte man nichts mehr – bis jetzt.«
    »Ich glaube nicht, daß er noch lebt«, sagte Hansen. »Da hätte man schon früher etwas von ihm gehört.«
    »Er könnte schlau genug gewesen sein, Kapital aus der Meldung über seinen Tod zu schlagen, indem er sich still verhielt und ungestört durch Serrurier seine Stärke ausbaute.«
    »Oder er war krank«, sagte Wyatt.
    »Richtig«, sagte Causton. »Das könnte der Fall gewesen sein.« Er wandte sich an Hansen. »Was meinen Sie?«
    »Ich weiß nur, was ich in den Zeitungen gelesen habe«, sagte Hansen. »Und ich kann nicht allzu gut Französisch – jedenfalls nicht das Französisch, das die Leute hier schreiben.« Er beugte sich vor. »Hören Sie, Mr. Causton! Wir stehen hier am Cap Sarrat unter militärischer Disziplin und haben den Befehl, uns in örtliche Angelegenheiten nicht einzumischen – nicht einmal Interesse zu zeigen. Wenn wir unsere Nase nicht heraushalten, kriegen wir Schwierigkeiten. Wenn wir Serruriers starkem Arm entgehen, nimmt uns Commodore Brooks beim Fell. Es hat einige Fälle gegeben, wissen Sie, hauptsächlich unter den Mannschaften, und die sind in die Staaten zurückgeschickt worden, mit dem häßlichen Vermerk, ein oder zwei Jahre in der Festung abzusitzen. Ich wollte Ihnen das gestern abend gerade erzählen, als dieser Dawson dazwischenkam.«
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Causton. »Ich dachte nicht daran, wie schwierig es hier für Sie sein muß.«
    »Ist schon gut«, sagte Hansen. »Das konnten Sie nicht wissen. Aber ich darf Ihnen wohl sagen, daß wir uns ganz speziell davor hüten sollen, allzu offen mit Zeitungsleuten zu reden.«
    »Niemand mag uns«, sagte Causton traurig.
    »Doch«, sagte Hansen. »Jeder hat etwas zu verbergen – aber unsere Gründe sind andere. Wir versuchen zu verhindern, daß jemand Unruhe erzeugt. Sie wissen so gut wie ich – wo ein Zeitungsmann auftaucht, gibt es Unruhe.«
    »Ich glaube, es ist eher umgekehrt«, sagte Causton sanft. »Wo es Unruhe gibt, taucht ein Zeitungsmann auf – die Unruhe ist zuerst da.« Er wechselte unvermittelt das Thema. »Da wir gerade bei Dawson sind, ich habe entdeckt, daß er im Imperiale wohnt. Als Miß Marlowe und ich heute morgen wegfuhren, nahm er ein Katerfrühstück aus einem rohen Ei und Whisky ein.«
    Wyatt sagte: »Sie sind nicht auf Urlaub hier, Causton, stimmt's?«
    Causton seufzte. »Mein Boß meint es. Daß ich hierherkam, war ein Privatunternehmen. Ich hörte Gerüchte und noch einmal Gerüchte. Zum Beispiel hörte ich, daß Waffentransporte in diese Gegenden in letzter Zeit stark zugenommen hätten. Die Sachen gehen nicht nach Kuba oder nach Südamerika, soweit ich herausfinden konnte, aber sie werden irgendwo aufgenommen. Ich machte meinen Boß aufmerksam, aber er hielt nichts von meiner Logik, oder, wie er es nannte, meiner Unlogik. Ich habe aber ein ziemliches Vertrauen in mich selbst, also nahm ich eine Woche ›Urlaub‹, und hier bin ich nun.«
    »Und haben Sie gefunden, was Sie suchen?«
    »Wissen Sie, ich fürchte tatsächlich, ich habe es.«
    ***
    Wyatt fuhr langsam durch die Außenbezirke von St. Pierre, behindert durch das Gewimmel in den Straßen. Wie üblich riskierten die Jungen ihr

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