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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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einfach.«
    Causton spielte mit dem Foto in seiner Hand. »Ist dies der Hurrikan, mit dem Sie sich jetzt beschäftigen?«
    »Ja«, sagte Wyatt. »Das ist Mabel. Ich habe gerade eben seine jetzige Position und seine Zugrichtung bestimmt. Er ist etwa 950 Kilometer südöstlich von hier und zieht mit etwa siebzehn Kilometern pro Stunde in nordwestlicher Richtung, auf einer Bahn, die mit der Theorie übereinstimmt.«
    »Ich meinte, Hurrikane wären schneller«, sagte Julie.
    »Oh, das ist nicht die Windgeschwindigkeit; das ist die Geschwindigkeit, mit der sich der Hurrikan als Ganzes über den Erdball bewegt. Die Windgeschwindigkeiten in diesem Hurrikan sind ganz besonders hoch – über 270 Kilometer pro Stunde.«
    Causton war tief in Gedanken gewesen. »Was ich da höre, gefällt mir gar nicht. Sie sagen, dieser Hurrikan steht südöstlich von hier und bewegt sich nach Nordwesten. Das klingt doch, als käme er direkt auf uns zu.«
    »Das tut er auch«, sagte Wyatt. »Aber zum Glück ziehen Hurrikane nicht auf geraden Bahnen; sie ziehen auf Kurvenbahnen.« Er machte eine Pause und holte ein großes, dünnes Buch von einem Tisch. »Wir zeichnen natürlich die Bahnen aller Hurrikane auf und versuchen sie zu deuten. Manchmal gelingt uns das auch. Lassen Sie mich sehen – 1955 bietet eine interessante Auswahl.«
    Er schlug das Buch auf, blätterte die Seiten um und hielt bei einer Karte des Westatlantik. »Hier ist 1955. Flora und Edith sind Schulbuchbeispiele – sie kommen aus Südosten und kurven dann in einer Parabel nach Nordosten. Diese Bahn wird von verschiedenen Dingen diktiert. Im Anfangsstadium möchte der Hurrikan eigentlich genau nach Norden ziehen, wird aber durch die Erddrehung nach Westen abgedrängt. In den späteren Stadien wird er wieder nach Osten abgedrängt, weil er in den Einfluß des nordatlantischen Windsystems gerät.«
    Causton betrachtete die Karte genau. »Wie ist es mit diesem hier?«
    Wyatt grinste. »Ich dachte mir, daß Ihnen Alice auffallen würde. Er zog nach Süden und endete in Nordbrasilien – wir wissen immer noch nicht, warum. Dann sind da Janet und Hilda – sie kurvten nicht zurück, wie die Theorie es verlangt, sondern zogen geradeaus über Yucatan nach Nordmexiko und Texas. Sie töteten viele Menschen.«
    Causton grunzte. »Mir scheint, da stimmt etwas nicht an Ihrer Theorie. Was ist denn mit dieser Schlangenlinie?«
    »Ione? Über den habe ich erst gestern gesprochen. Er schlängelte sich wirklich wie eine Schlange dahin, aber wenn man seine Bahn glättet, erkennt man, daß er sich wirklich an das theoretische Schema hielt. Aber wir wissen noch immer nicht genau, was einen Hurrikan veranlaßt, seine Richtung so stark zu ändern. Ich bin der Ansicht, daß er irgendwie von einer hohen Strahlströmung beeinflußt werden könnte, aber das ist schwer mit der Theorie zu vereinbaren, weil ein Hurrikan sehr niedrig ist – er reicht nicht höher als wenige tausend Meter hinauf. Das ist der Grund, weshalb er durch Landberührung zerstört wird – er rennt sich an irgendeinem Gebirgszug tot, aber er richtet dabei eine Menge Schaden an.«
    Julie betrachtete die über die Karte laufenden Linien. »Sie sind wie große Tiere, nicht? Man könnte schwören, daß Ione Kap Hatteras zerstören wollte, aber dann abdrehte, weil ihm das Land nicht gefiel.«
    »Ich wünschte, sie wären so intelligent«, sagte Wyatt. »Dann würde es uns vielleicht eher glücken vorauszusagen, was sie im nächsten Augenblick tun werden.«
    Causton hatte sein Notizbuch herausgeholt. »Erste Frage – wodurch werden Hurrikane verursacht?«
    Wyatt lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Man braucht eine warme See und ruhige Luft, und diese Bedingungen findet man in den Windstillen im Spätsommer. Die warme Luft steigt auf, schwer und feucht, voll von Wasserdampf. Ihre Stelle wird von Luft eingenommen, die von den Seiten herbeiströmt, und durch die Erddrehung erhält diese fließende Luft eine Ablenkung, so daß das ganze System zu rotieren beginnt.«
    Er zeichnete es auf einen Notizblock. »Die warme Luft, die aufsteigt, trifft auf kältere Luft und setzt ihren Wasserdampf in Form von Regen frei. Die Luft hat aber nun eine Menge Energie gebraucht, um den Wasserdampf hochzuheben, und diese Energie wird nun als Hitze freigesetzt. Das erhöht die Steiggeschwindigkeit der Luft – das Ganze wird zu einem Teufelskreis. Mehr Wasser wird frei und damit mehr Hitze, und das Ganze dreht sich schneller und schneller. Man

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