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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Er sagte: »Ich sehe keinen Grund, warum Sie nicht zum Stützpunkt kommen sollten.«
    Hansen grinste. »Schelling wird nichts dagegen haben; er ist scharf auf Publicity – der richtigen Art.«
    »Ich würde mir Mühe geben, nichts Unfreundliches zu schreiben«, sagte Causton. »Wann darf ich kommen?«
    »Wie wäre es mit morgen vormittag um elf?« fragte Wyatt. Er wandte sich an Julie. »Interessierst du dich für meine Hurrikane? Möchtest du nicht mitkommen?« Er sprach unpersönlich.
    »Vielen Dank«, sagte sie ebenso unpersönlich.
    »Abgemacht«, sagte Causton. »Ich werde Miß Marlowe mitbringen – ich miete einen Wagen.« Er wandte sich an Hansen. »Haben Sie in dem Stützpunkt Ärger mit der Inselregierung?«
    Hansens Blicke schärften sich plötzlich, und dann sagte er gleichgültig: »In welcher Hinsicht?«
    »Ich schätze, daß Amerikaner hier nicht allzu beliebt sind. Man sagt auch, daß Serrurier ein rauher Bursche ist, der nicht zart im Umgang und nicht sehr wählerisch in seinen Methoden ist. Manche der Geschichten, die ich über ihn gehört habe, machen mir eine Gänsehaut – und ich bin kein übermäßig zimperlicher Mann.«
    Hansen sagte kurz: »Wir mischen uns nicht in ihre Angelegenheiten, und sie mischen sich nicht in unsere – das ist eine Art stillschweigendes Übereinkommen. Die Besatzung des Stützpunktes hat ziemlich strenge Vorschriften in dieser Hinsicht. Es hat tatsächlich einige Zwischenfälle gegeben, und der Commodore hat hart durchgegriffen.«
    »Welche Art von …«, begann Causton zu fragen, aber eine dröhnende Stimme ließ seine Frage untergehen:
    »Sagen Sie, waren Sie nicht die Stewardeß auf meinem Flug nach Puerto Rico?«
    Wyatt erblickte die bullige Gestalt von Dawson über sich. Er warf einen Blick zu Julie, deren Gesicht sich zu einem strahlenden, professionellen Lächeln verzogen hatte. »Ja, das war ich, Mr. Dawson.«
    »Ich hätte nicht erwartet, Sie hier zu finden«, brüllte Dawson. Er schien nicht fähig zu sein, in einem normalen, ruhigen Ton zu sprechen, aber vielleicht kam es auch daher, daß er ein wenig angetrunken war. »Sie und ich müssen miteinander trinken, sollen wir?« Er fuchtelte mit den Armen. »Laßt uns alle einen trinken!«
    Causton sagte ruhig: »Ich habe hier den Vorsitz, Mr. Dawson. Wollen Sie mit mir einen trinken?«
    Dawson beugte sich herab und sah Causton an, wobei er leicht schielte. »Kenne ich Sie nicht irgendwoher?«
    »Ich glaube, wir haben uns getroffen – in London.«
    Dawson richtete sich auf und ging um den Tisch herum, damit er Causton genau sehen konnte. Eine Weile stand er recht albern da und dachte nach, dann schnippte er mit den Fingern. »Das stimmt«, sagte er. »Ich kenne Sie. Sie sind einer dieser neunmalklugen Reporter, die mich zerpflückten, als ›The Fire Game‹ in England herauskam. Ich vergesse nie ein Gesicht, müssen Sie wissen. Sie waren einer von den Burschen, die meinen Whisky austranken und mir dann einen Dolch in den Rücken stießen.«
    »Ich glaube nicht, daß ich an dem Vormittag etwas getrunken habe«, bemerkte Causton gleichmütig.
    Dawson atmete hörbar aus. »Ich glaube nicht, daß ich mit Ihnen trinken werde, Mr. Sowieso. Ich bin wählerisch im Umgang mit Menschen.« Er schwankte, und sein unsteter Blick fiel auf Julie. »Nicht wie manche Leute.«
    Wyatt und Hansen sprangen gleichzeitig auf, aber Causton sagte scharf: »Bleiben Sie sitzen, Sie beiden; machen Sie doch keinen Unsinn!«
    »Oh, ach was«, murmelte Dawson und wischte sich mit seiner großen Hand übers Gesicht. Er torkelte davon, stieß einen Stuhl um und nahm Richtung auf die Toiletten.
    »Kein feiner Mann«, sagte Causton trocken. »Entschuldigen Sie bitte den Auftritt.«
    Wyatt stellte den umgeworfenen Stuhl wieder auf. »Ich dachte, Sie seien Auslandskorrespondent?«
    »Bin ich auch«, sagte Causton. »Aber ich war vor zwei Jahren in London, als die Hälfte der Belegschaft an Grippe erkrankt war, und half für eine Zeitlang als Lokalreporter aus.« Er lächelte. »Ich bin kein Literaturkritiker, deshalb schrieb ich einen Artikel über den Mann, nicht den Schriftsteller. Dawson gefiel der kein bißchen.«
    »Mir gefällt Dawson kein bißchen«, sagte Hansen. »Er ist gewiß der ›Häßliche Amerikaner‹.«
    »Das Komische an ihm ist, daß er tatsächlich ein guter Schriftsteller ist«, sagte Causton. »Mir gefallen seine Sachen jedenfalls, und man sagt mir, daß die Kritiker ihn sehr gut beurteilen. Das Üble ist, daß er

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