Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
Vom Netzwerk:
darin war, die Bedürfnisse hungriger Vampire zu stillen. Gegen Bezahlung.
    Nicht schön.
    Er legte seine Waffen an, schnappte sich einen schwarzen Kaschmirmantel und ging die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Hinter der verriegelten Stahlschiebetür empfing ihn ein metallisches Klicken.
    Die Zwillinge waren in der Küche und kontrollierten diverse Vierziger.
    » Hast du die Sache mit dem Anruf erledigt? « , wandte Assail sich an Ehric.
    » Ganz nach deinen Anweisungen. «
    » Und? «
    » Er kommt. Allein. Waffe? «
    » Bin schon versorgt. « Assail fischte den Schlüssel vom Range Rover aus einer Silberschale auf dem Küchentresen. » Wir nehmen meinen Wagen. Für den Fall, dass jemand verletzt wird. «
    Denn nur ein Idiot nahm seinen Widersacher beim Wort, und sein SUV besaß eine Vorrichtung am Unterboden, die sich im Falle eines Großangriffs als äußerst nützlich erweisen konnte.
    Kawumm.
    Fünfzehn Minuten später fuhren die drei über die Brücke nach Caldwell hinein. Assail saß am Steuer und beglückwünschte sich zur Wahl seiner Mitstreiter: Die Zwillinge waren nicht nur eine große Unterstützung, sie besaßen auch keinerlei Neigung zu unnötigen Worten.
    Das Schweigen war ein willkommener vierter Fahrgast.
    Er nahm die Ausfahrt hinter dem Hudson, fuhr in einem Bogen unter den Northway und dann parallel zum Fluss durch einen Wald aus dicken Stützpfeilern. Es war eine kahle, dunkle und vor allem menschenleere Gegend.
    » Noch ungefähr hundert Meter, dann rechts parken « , meldete Ehric sich von hinten.
    Assail fuhr seitlich ran, hoch auf den Bordstein und hielt.
    Sie stiegen aus in die Kälte und blickten sich suchend um. Dann liefen sie los, Mäntel offen, Waffen in den Händen. Ehrics Bruder bildete den Abschluss, in einer Hand die drei schwarzen Müllsäcke mit den abgetrennten Köpfen der Lesser, die bei jedem Schritt raschelten.
    Über ihnen rauschte der Verkehr, Pkws fuhren in gleichmäßiger Geschwindigkeit über ihren Köpfen, ein Krankenwagen jagte mit durchdringend heulender Sirene vorbei, ein schwerer Laster rumpelte über die Träger. Assail atmete tief ein, doch seine Nase registrierte nur eisige Kälte, die jeglichen Gestank von Unrat und totem Fisch tilgte.
    » Da vorne « , meinte Ehric.
    Gemessenen Schrittes liefen sie über den Asphalt und dann über gefrorene Erde. Die Betonmasse der Fahrbahn über ihnen hielt die Sonne ab und ließ keine Vegetation zu, dennoch gab es Leben – gewisser Art. Obdachlose schützten sich behelfsmäßig mit Pappkartons und Plastikplanen gegen die Winterkälte und hatten sich so dick eingemummt, dass nicht zu erkennen war, in welche Richtung sie blickten.
    Doch da ihre Hauptbeschäftigung darin bestand, am Leben zu bleiben, machte Assail sich keine Sorgen, dass sie sich einmischen könnten. Außerdem wurden diese Leute zweifellos öfter Zeugen derartiger Transaktionen und wussten, dass sie besser nicht störten.
    Und wenn doch? Assail würde nicht zögern, sie von ihrem Elend zu erlösen.
    Das erste Zeichen für die Ankunft ihres Feindes war der Gestank, den ihnen der Wind zutrug. Assail war nicht sonderlich bewandert in den Eigenarten der Gesellschaft der Lesser und ihrer Mitglieder, aber seine ausgezeichnete Nase konnte keine unterschiedlichen Nuancen innerhalb dieses Geruchs ausmachen, woraus er schloss, dass man seinen Anweisungen Folge leistete und keine Hundertschaft im Anmarsch war – obwohl es natürlich möglich war, dass Omegas Gefolgschaft nur eine Geruchsnote besaß.
    Sie würden es bald erfahren.
    Assail und die Zwillinge blieben stehen. Und warteten.
    Einen Moment später trat ein einzelner Lesser hinter einem Pfeiler hervor.
    Sieh an, wie interessant. Es war ein ehemaliger » Kunde « , der Ecstasy und Heroin bei Assail eingekauft hatte. Beinahe wäre er eliminiert worden, doch sein Kaufvolumen lag knapp unter der Grenze, die einen zum Mittelsmann qualifizierte.
    Das war der einzige Grund, warum er noch atmete … und mittlerweile war er also zum Lesser mutiert. Jetzt, da er darüber nachdachte: Der Kerl war in letzter Zeit von der Bildfläche verschwunden, also konnte man davon ausgehen, dass er sich an sein neues Leben gewöhnen musste. Beziehungsweise an sein Nicht-Leben.
    » Ach du Scheiße « , sagte der Lesser, als er ihren Geruch auffing.
    » Tja, dass ich Ihr Feind bin, war nicht gelogen « , sprach Assail gedehnt.
    » Vampire …? «
    » Was uns beide in eine kuriose Position bringt, nicht wahr? « Assail nickte den Zwillingen zu.

Weitere Kostenlose Bücher