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Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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der letzten Nacht war es mehr als fraglich, ob dieser Mann es zu schätzen wüsste, dass sie ihn beschattete und Zeugin seiner illegalen Geschäfte wurde. Doch in den vergangenen vierundzwanzig Stunden hatte sie fast ausschließlich an ihn gedacht – und war wütend geworden. Es war verdammt noch mal ein freies Land, niemand konnte ihr verbieten, sich an diesem öffentlich zugänglichen Ort aufzuhalten.
    Wenn er ungestört sein wollte, sollte er seine Geschäfte nicht unter einer Brücke betreiben.
    Erneut flammte Wut in ihr auf, und sie biss die Zähne zusammen … denn sie wusste, dass dies ihre größte Schwäche bei der Arbeit war.
    Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich gegen Verbote aufgelehnt. Aber Sachen wie der Keks vor dem Essen oder das Auto, der Hausarrest oder die Gefängnisbesuche bei ihrem Vater … hatten im Allgemeinen andere Konsequenzen als die Beobachtung dieser Szene unter der Brücke.
    Nein, keine weiteren Besuche auf meinem Grundstück.
    Nein, Schluss mit dem Spionieren.
    Ja, redet nur, ihr Wichtigtuer. Sie entschied, wann sie genug hatte. Und im Moment war das noch nicht der Fall.
    Außerdem gab es einen weiteren Grund für ihre Beharrlichkeit: Sie mochte es nicht, wenn sie die Nerven verlor, und genau das war in der vergangenen Nacht geschehen: sie hatte die Konfrontation mit diesem Mann gescheut, sie hatte Angst verspürt – und sie duldete keine Angst in ihrem Leben. Nach jener Tragödie vor langer Zeit, die alles verändert hatte, hatte sie entschieden – oder besser gesagt, geschworen –, sich durch nichts mehr einschüchtern zu lassen.
    Nicht von Schmerz. Nicht vom Tod. Nicht vom Unbekannten.
    Und ganz bestimmt nicht von einem Mann.
    Sola richtete ihr Fernglas auf sein Gesicht. Das Leuchten der Stadt spendete genug Licht. Himmel, sein Haar war so verdammt schwarz, fast wie gefärbt. Seine Augen – schmal, aggressiv. Und sein Ausdruck war so arrogant und kontrolliert.
    Eigentlich wirkte er viel zu fein für das, was er da trieb. Aber vielleicht war er ja vom gleichen Schlag wie Benloise.
    Kurz darauf trennten sich die beiden Parteien: der Einzelgänger drehte sich um und ging in die Richtung, aus der er gekommen war, ein paar halbvolle Müllbeutel über der Schulter, die anderen drei kehrten zum Range Rover zurück.
    Sola joggte zu ihrem Mietwagen, wobei ihr dunkler Einteiler und die Skimaske sie weitgehend mit ihrer Umgebung verschmelzen ließen. Sie schwang sich hinter das Steuer des Fords, duckte sich und überwachte mit einem Spiegel die Einbahnstraße, die unter der Brücke entlang verlief.
    Sie war der einzige Ausweg, wenn man sich keinen Ärger mit der Verkehrspolizei einhandeln wollte.
    Kurz darauf passierte der Range Rover. Sie ließ ihm etwas Vorsprung, dann drückte auch sie aufs Gas und folgte ihm mit einem Abstand von einem Block.
    Benloise hatte ihr bei Auftragserteilung Marke und Modell des Wagens genannt, zusammen mit der Adresse des Mannes am Hudson. Aber seinen Namen hatte er ihr verschwiegen.
    Sie kannte nur den Immobilienfonds und den Namen des einzigen Treuhänders.
    Während der Verfolgung prägte sie sich das Kennzeichen ein. Vielleicht konnte ihr einer ihrer Freunde bei der Polizei weiterhelfen. Wenn das Haus einer juristischen Person gehörte, war es mit dem Wagen sicher nicht anders.
    Egal. Einer Sache war sie sich sicher: Wohin er auch als Nächstes fuhr, sie würde dabei sein.

5
    Ein Schrei gellte durch das schummrige Schlafzimmer, laut, durchdringend, unerwartet.
    Er hallte in Laylas Ohren, und sie verstand nicht gleich, wer sie da auf diese Weise weckte. Was war das für ein …
    Sie blickte an sich herab. Aufrecht saß sie im Bett und umklammerte die Laken, während ihr Herz wie wild schlug und ihr Brustkorb sich hektisch hob und senkte.
    Als sie sich umsah, fiel ihr auf, dass ihr Mund weit offen stand …
    Sie musste den Schrei selbst ausgestoßen haben, dachte sie und machte den Mund zu. Sie war allein in diesem Zimmer. Die Tür war geschlossen.
    Sie hob die Hände und drehte die Handteller nach oben, dann nach unten. Das Licht im Zimmer ging nicht mehr von ihrer Haut aus, sondern fiel aus dem Badezimmer herein.
    Payne lag auch nicht mehr zusammengesunken auf dem Boden. Sie musste gegangen sein – oder hatte man sie hinausgetragen?
    Laylas erster Gedanke war, nach Vishous’ Schwester zu suchen, auf der Stelle aufzuspringen und damit zu beginnen. Obwohl sie nicht wusste, was da genau zwischen ihnen vorgegangen war, bestand doch kein Zweifel daran,

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