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Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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sein, dich meinen Sohn zu nennen. «
    Als er den Arm sinken ließ, blitzte der goldene Siegelring an seiner Hand auf. Das Motiv, das in das kostbare Metall geprägt war, entsprach exakt dem auf Blays Ring – und als er die vertrauten Linien betrachtete, erkannte er, wie falsch die Glymera lag. Die Wappen sollten Symbole des Zusammenhalts sein, so, wie sie ihn jetzt fühlten und wie er die einzelnen Familienmitglieder stärkte. Zeichen der Hingabe zwischen Mutter und Vater, Vater und Sohn, Mutter und Kind.
    Aber wie so oft verkannte die Aristokratie das Wesentliche und sah nur den Wert des Golds und der Gravuren statt der Personen. Die Glymera interessierte sich für den Schein, nicht für das Sein: Solange der äußere Anstrich stimmte, durfte das darunter tot oder verdorben sein, es war ihnen egal.
    Doch was Blay betraf, war die Zusammengehörigkeit das Wichtigste.
    » Ich glaube, die Lasagne ist fertig « , sagte seine Mutter und küsste sie beide. » Warum deckt ihr zwei nicht den Tisch? «
    Nett und normal. Herrlich.
    Als Blay und sein Vater durch die Küche liefen, um den Tisch mit Silberbesteck, Tellern und Stoffservietten in Rot- und Grüntönen zu decken, fühlte Blay sich fast ein wenig high. Es war wirklich absolut berauschend, wenn man die Karten auf den Tisch legte und dabei herausfand, dass sich alle Hoffnungen erfüllten, wenn man bekam, was man schon hatte.
    Und doch befiel ihn, als er sich kurz darauf setzte, wieder diese altbekannte Leere, als wäre er kurz in ein warmes Haus getreten, müsste aber nun zurück in die Kälte.
    » Blay? «
    Blay vertrieb diesen Gedanken und nahm den vollbeladenen Teller entgegen, den ihm seine Mutter reichte. » Hm, das sieht fantastisch aus. «
    » Die beste Lasagne der Welt « , erklärte sein Vater, faltete seine Serviette auf und schob seine Brille hoch. » Für mich bitte ein Randstück. «
    » Als ob ich nicht wüsste, dass du es knusprig magst. « Blay lächelte seine Eltern an, als seine Mutter mit einem Pfannenheber eines der Eckstücke aus der Form löste. » Zwei? «
    » Ja, bitte. « Die Augen seines Vaters klebten auf der Auflaufform. » Danke, das ist perfekt. «
    Eine Weile lang hörte man nichts außer höflichem Kauen.
    » Dann erzähl mal, was gibt es Neues bei euch? « , fragte seine Mutter nach einem Schluck Wasser. » Ist irgendetwas Aufregendes passiert? «
    Blay stieß die Luft aus. » Qhuinn wurde in die Bruderschaft aufgenommen. «
    Seine Eltern sperrten die Münder auf.
    » Was für eine Ehre « , hauchte sein Vater.
    » Aber er hat es verdient, nicht wahr? « Blays Mutter schüttelte den Kopf, und das Licht fing sich in ihrem roten Haar. » Du hast immer gesagt, dass er ein guter Kämpfer ist. Und ich weiß, er hatte es sehr schwer – wie ich dir neulich sagte, hat mir dieser Junge gleich bei unserem ersten Treffen das Herz gebrochen. «
    Damit sind wir schon zu zweit, dachte Blay. » Außerdem bekommt er ein Kind. «
    Okay, diesmal ließ sein Vater die Gabel fallen und verschluckte sich.
    Seine Mutter klopfte ihm auf den Rücken. » Mit wem? «
    » Einer Auserwählten. «
    Absolute Stille. Bis seine Mutter flüsterte: » Nun, das ist eine Menge. «
    Tja, lustig, wenn man bedachte, dass er vom eigentlichen Drama noch gar nicht erzählt hatte.
    Himmel, dieser Streit da unten im Trainingszentrum. Blay war ihn wieder und wieder in Gedanken durchgegangen, jedes Wort, das sie sich gegenseitig an den Kopf geworfen hatten, jede Anschuldigung, jedes Leugnen. Er hatte viele hässliche Dinge gesagt, die ihm leidtaten, aber im Kern blieb er bei seiner Meinung.
    Nur an der Darbietung hätte man noch arbeiten können. Das bereute er wirklich.
    Doch er hatte keine Möglichkeit, sich zu entschuldigen. Qhuinn war so gut wie verschwunden. Er kam nicht mehr zu den gemeinsamen Mahlzeiten, und wenn er trainierte, dann jedenfalls nicht tagsüber im Kraftraum. Vielleicht tröstete er sich ja oben bei Layla. Wer wusste das schon.
    Als Blay sich eine zweite Portion auf den Teller lud, dachte er daran, wie viel ihm diese Zeit bei seinen Eltern bedeutete und wie wichtig es ihm war, dass sie ihn annahmen – doch fühlte er sich gleich noch mehr wie ein Arschloch.
    Verdammt, er war wirklich ganz schön ausgeflippt, als ihm nach dem jahrelangen Gezerre schließlich der Kragen geplatzt war.
    Und es gab kein Zurück, dachte er.
    Aber in Wahrheit hatte es das nie gegeben.

35
    » Hallo? «
    Sola stellte einen Fuß auf die unterste Stufe, lehnte sich an das Geländer und

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