Sohn der Dunkelheit
dematerialisierte er sich in die Innenstadt – wo er verdammt noch mal hingehörte.
Unglaublich, darauf hatte er jetzt eine Woche lang gewartet. Dabei hätte er sich denken können, wie es laufen würde.
Trez fühlte sich wie der letzte Idiot, als er hinter dem Iron Mask auf dem Parkplatz im Schatten Gestalt annahm. Selbst hier draußen war der stampfende Bass der Musik zu hören, und als er auf die Hintertür zuging, mit dem zerkratzten Lack und der abgegriffenen Klinke, wusste er, dass er seine miese Stimmung in den nächsten sechs bis acht Stunden in den Griff bekommen musste.
Denn wenn Menschen und Alkohol mit Mordlust zusammentrafen, konnte es leicht zu Toten kommen.
Und das konnten er und sein Laden nicht brauchen.
Drinnen ging er auf direktem Weg in sein Büro und legte seine dämliche Verkleidung ab, die Rechtschaffenheit vortäuschen sollte. Er zog den schnieken Mantel aus und das Seidenhemd, sodass nur noch sein schwarzes Feinrippshirt und die feinen Slacks übrig blieben.
Xhex war nicht in ihrem Büro, deshalb winkte er den Damen vom Gewerbe zu, die sich in der Umkleide für ihre Schicht zurechtmachten, und trat hinaus ins Reich der Minderbemittelten.
Der Club hatte bereits eine kritische Anzahl von Besuchern erreicht, die alle dunkle, netzartige Kleidung trugen und kultiviert gelangweilte Mienen aufgesetzt hatten – beides würden viele im Laufe des Abends ablegen, wenn ihre Lebern die von ihnen konsumierten Spirituosen und Drogen aufgeschlüsselt hatten.
» Hi, Daddy « , quatschte ihn jemand an.
Er sah sich um und entdeckte eine kleine, kurvige Person, die zu ihm aufsah. Sie hatte derart viel Schwarz um die Augen aufgetragen, dass es fast wie eine Sonnenbrille wirkte, und trug ein fest zusammengezurrtes Bustier. Alles in allem sah sie aus wie eine lebendig gewordene Anime-Figur.
Gähn.
» Ich bin bla, bla, bla. Bist du oft hier? « Sie sog an dem Strohhalm, der aus ihrem Drink ragte. » Bla, bla, bla College-Studentin, bla, bla Psychologie. Bla, bla, bla? «
Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Menge sich teilte, als würde sie einem Türsteher aus dem Weg gehen – oder einer Abrissbirne.
Qhuinn.
Er sah so mies gelaunt aus, wie Trez sich fühlte.
Trez nickte ihm zu, und der Krieger nickte zurück, während er weiter auf die Bar zusteuerte.
» Wow, du kennst ihn? « , fragte die kleine College-Studentin. » Wer ist das? Bla, bla Dreier bla, bla? «
Als sie kicherte, als wäre sie ein ganz schlimmes Luder, schwenkte Trez den Blick zurück und nach unten.
Eigentlich war dieses Vorspeisenhäppchen, das sich ihm hier anbot, wenig appetitanregend.
» Bla, bla, blablabla. « Kichern. Hüftschwung. » Bla? «
Vage war sich Trez bewusst, dass er nickte, und dann bewegten sie sich auf eine dunkle Ecke zu. Mit jedem Schritt schaltete ein anderer Teil von ihm ab, fuhr herunter, verfiel in den Standby-Modus. Aber er konnte nicht anders. Er war ein Junkie, der hoffte, dass der nächste Schuss so gut wäre wie der erste damals vor langer Zeit – und endlich die Erlösung brächte, die er so verzweifelt ersehnte.
Obwohl er wusste, dass es nicht passieren würde. Nicht in dieser Nacht. Nicht mit ihr.
An keinem Punkt in seinem Leben.
Wahrscheinlich nie.
Aber manchmal musste man einfach etwas tun … sonst verlor man den Verstand.
» Sag mir, dass du mich liebst « , bat sein Aufriss und drückte sich an ihn. » Bitte, bitte, bitte. «
» Ja « , sagte er wie betäubt. » Klar. Was du willst. «
Egal.
37
Xcor verschränkte die Hände und legte sie auf die glänzende Tischplatte. Neben ihm sprach Throe in gedämpftem Tonfall. Er selbst hatte nichts mehr gesagt, seit sie sich in diesen beiden ochsenblutroten Sesseln niedergelassen hatten.
» Das klingt sehr überzeugend. « Throe blätterte in dem Stapel von Dokumenten, den man ihnen vorgelegt hatte. » Wirklich äußerst überzeugend. «
Xcor betrachtete ihren Gastgeber. Der Glymera -Anwalt hatte die Statur eines Pamphlets: Er war so dünn, dass man sich fragte, ob er im Liegen überhaupt eine Erhöhung darstellte. Außerdem redete er wie gedruckt, genauer gesagt wie kleingedruckt, in komplizierten Schachtelsätzen, die er mit Fachausdrücken spickte.
» Wie umfassend ist dieser Abriss? « , erkundigte Throe sich.
Xcors Blick schweifte zu den Bücherregalen. Sie waren vollgestopft mit ledergebundenen Schwarten, und er vermutete, dass ihr Gegenüber jede Einzelne von ihnen gelesen hatte. Möglicherweise sogar zweimal.
Der Anwalt erging
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