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Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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strebte mit Körper und Geist diesem Wesen entgegen, wie ein sterbender Dieb der Vergebung seiner Sünden.
    Im Iron Mask setzte Qhuinn sich auf einen der ledergepolsterten Hocker an der Bar. Die Musik dröhnte, und schon jetzt lag der Geruch von Schweiß und Sex in der heißen Luft und verursachte ihm Platzangst.
    Doch vielleicht war es auch nur die Enge in seinem Kopf.
    » Lange nicht mehr hier gewesen « , kommentierte eine kurvenreiche Barfrau und legte ihm eine Serviette hin. » Das Übliche? «
    » Zwei davon. «
    » Kommt sofort. «
    Während er auf seinen Herradura wartete, fühlte er, wie sich Blicke menschlicher Clubbesucher auf ihn hefteten.
    Sexuelle Orientierung? Du denkst also, ich wäre schwul?
    Du vögelst Kerle! Was glaubst du denn, was das bedeutet?
    Er schüttelte den Kopf, um sich eine kleine Auszeit zu verschaffen, denn dieser fröhliche Schlagabtausch mit Blay verfolgte ihn nun schon seit ihrem Streit vor einer Woche und war sein ständiger Begleiter. Im Großen und Ganzen hatte seine Verdrängungstaktik gut funktioniert … doch diese Erfolgsserie schien nun vorbei. Als sein Tequila kam und er das erste Glas exte und das zweite gleich danach, wurde ihm klar, dass er sich nicht länger ablenken konnte. Es gab keinen Aufschub mehr, er musste sich der Innenschau stellen.
    Merkwürdigerweise – vielleicht aber gar nicht ganz so merkwürdig – dachte er an seinen Bruder. Er hatte Luchas noch immer nichts von dem Kind erzählt. Alles schien ihm so zerbrechlich: Obwohl die Schwangerschaft normal verlief, kam sie ihm vor wie eine zusätzliche Aufregung, die sein Bruder jetzt nicht brauchte.
    Erst recht hatte er nichts von seinem Liebesleben oder Blay erzählt. Denn erstens war sein Bruder Jungfrau – zumindest nach Qhuinns Informationsstand: Zwar war die Glymera bei weiblichen Vampiren viel strenger in Bezug auf ihr Verhalten vor der Vereinigung und hätte über mögliche amouröse Abenteuer von Luchas sicher hinweggesehen, solange er keine feste Beziehung einging. Doch seit seiner Transition hatte Luchas sich nur unter Zeugen genährt, also hatte es in der Hinsicht keine Möglichkeit gegeben, und seine Nächte waren straff durchorganisiert mit Unterricht und Studien und gesellschaftlichen Anlässen in Begleitung. Da gab es kaum Gelegenheiten.
    Deshalb erschien es Qhuinn irgendwie unangemessen, von all der Scheiße zu erzählen, die er getrieben hatte. Außerdem war es, wie Blay so treffend formuliert hatte, auch gar nicht so interessant.
    Qhuinn rieb sich das Gesicht. » Noch mal dasselbe « , rief er.
    Augenblicklich machte die Barfrau sich an seine Bestellung, und Qhuinn dachte, verdammt, er hatte den Sex mit Blay wirklich interessant gefunden. Und auch Blay hatte zu dem Zeitpunkt alles andere als gelangweilt gewirkt …
    Egal. Zurück zu Luchas. Bei all den Gesprächen am Krankenbett seines Bruders war das Thema Vampirinnen nie aufgekommen – und Vampire standen ganz bestimmt nicht zur Debatte. Vor den Plünderungen war Luchas so hetero gewesen wie ihr Vater – und das bedeutete Sex ausschließlich mit der Angetrauten, und zwar in der Missionarsstellung, an Geburtstagen und vielleicht einmal im Jahr nach einem Fest.
    Männliche und weibliche Vampire und Menschen in verschiedenen Kombinationen, manchmal in der Öffentlichkeit, selten zu Hause im Bett? Damit hatte Luchas nichts am Hut.
    Ein dritter und vierter Herradura erschienen vor ihm, und er nickte zum Dank.
    Qhuinn ging tief in sich, obwohl er diesen Ausdruck hasste, genauso wie das, was er bezeichnete, und versuchte zu ergründen, ob da noch ein anderes Motiv hinter seiner Zurückhaltung stand, dem letzten verbleibenden Mitglied seiner Familie von seinem Leben zu erzählen. Scham etwa. Verlegenheit. Zur Hölle, vielleicht wollte er seinem armen, verkrüppelten Bruder einfach nur die Erniedrigung ersparen, dass er am Ende besser dastand …
    Qhuinn wand sich innerlich.
    Tja, sieh einer an.
    Denn um ehrlich zu sein, war er da ein bisschen empfindlich. Aber eher deshalb, weil er keinen weiteren Grund liefern wollte, dass man ihn schräg ansah … was sein konservativer, wahrscheinlich jungfräulicher Bruder ganz bestimmt tun würde, wenn er von den Kerlen unter den Menschen und Vampiren erführe …
    Das war es.
    Ja. Das war alles.
    Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich sehe mich einfach in einer Langzeitbeziehung mit einer Frau. Das hatte er vor einer Weile zu Blay gesagt und auch ganz ehrlich so gemeint …
    Ein unbestimmtes

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