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Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Gefühl ballte sich in seinem Bauch zusammen, verursachte ihm Magengrimmen, rumorte in seinen Eingeweiden.
    Er schob es auf den Alkohol.
    Die plötzliche Angst, die ihn befiehl, deutete auf etwas anderes hin.
    Qhuinn kippte den dritten Tequila, in der Hoffnung, dieses Gefühl zu ertränken. Und den vierten. Und die ganze Zeit über schossen ihm Bilder der Gesichter, Brüste und Geschlechtsteile all der Frauen und Vampirinnen durch den Kopf, die er gevögelt hatte …
    » Nein « , sagte er laut. » N-e-i-n. Nein. «
    Oh, verflucht …
    » Nein. «
    Als ihn sein Nachbar am Tresen seltsam ansah, verstummte er.
    Er wischte sich über das Gesicht und war drauf und dran, eine dritte Runde zu bestellen, ließ es dann aber doch bleiben. Tief in seinem Inneren braute sich etwas zusammen, das verzweifelt an die Oberfläche drängte, sodass das Fundament seiner Psyche erbebte.
    Das war schon immer dein Problem. Du wolltest nie zu deiner sexuellen Orientierung stehen …
    Scheiße. Wenn er noch mehr Tequila trank, wenn er weiter alles schluckte, wenn er seine Verdrängungstaktik beibehielt, dann würde dieser Kommentar von Blay für immer auf ihn zutreffen. Doch er wollte es nicht wissen. Einfach … nicht … wissen …
    Himmel, nicht hier. Nicht jetzt oder sonst irgendwann …
    In ihm brodelte es wie ein Geysir kurz vor dem Ausbruch. Nicht mehr lange, und die Erkenntnis würde gewaltsam aus ihm hervorbrechen – und er wusste, wenn er sie einmal zugelassen hatte, konnte er sie nie mehr ignorieren.
    Verdammt. Die einzige Person, mit der er jetzt gern geredet hätte, sprach nicht mit ihm.
    Schätzungsweise musste er seinen Mann stehen und allein damit zurechtkommen.
    Eigentlich hätte es für ihn kein großes Ding sein sollen, ob er … na ja, » du weißt schon « war, wie seine Mutter gesagt hätte. Er stand über der bescheuerten Haltung der Glymera, und, Scheiße, in seinem Umfeld war es egal, ob man hetero oder schwul war: Solange man sich im Einsatz bewährte und kein totales Arschloch war, akzeptierte einen die Bruderschaft. Man musste sich doch nur mal Vs sexuelle Vergangenheit ansehen, verdammt noch mal. Schwarze Kerzen im Einsatz, aber nicht zu Beleutungszwecken? Also wirklich, im Vergleich dazu war es doch harmlos, wenn man einfach nur auf Kerle stand.
    Außerdem wohnte er nicht mehr bei seinen Eltern. Mit diesem Teil seines Lebens hatte er abgeschlossen.
    Abgeschlossen.
    Abgeschlossen!
    Doch er konnte es sich vorbeten, so oft er wollte, seine Vergangenheit stand hinter ihm, blickte ihm über die Schulter, beurteilte ihn … und befand, dass er nicht nur makelbehaftet oder minderwertig war, sondern absolut und vollkommen wertlos.
    Es war wie ein Phantomschmerz in einem fehlenden Glied: der Wundbrand war fort, der Entzündungsherd ausgemerzt, die Amputation vollzogen … doch die schrecklichen Empfindungen blieben. Es tat noch immer höllisch weh. Lähmte ihn.
    All diese Frauen … all diese Vampirinnen … worin bestand das Wesen der Sexualität?, fragte er sich plötzlich. Was galt als anziehend? Denn er war scharf auf sie gewesen, und er hatte sie genommen. Er hatte sie in Clubs und Bars aufgerissen, Scheiße, selbst in dem Laden, wo sie nach John Matthews Transition anständige Kleidung für den Kerl eingekauft hatten.
    Er hatte sich diese Frauen ausgesucht, sie aus der Menge herausgepickt, hatte nach irgendeinem Ausschlussverfahren entschieden. Er hatte sich von ihnen mit dem Mund befriedigen lassen und sie geleckt. Er hatte sie von hinten genommen, von der Seite, von vorn. Hatte ihre Brüste begrapscht.
    Und all das war aus freien Stücken geschehen.
    War es mit den Kerlen denn anders gewesen? Und selbst wenn, musste er sich überhaupt in eine Schublade stecken lassen?
    Außerdem, hätten ihn seine Eltern, die verdammt noch mal tot waren und ihn ohnehin gehasst hatten, weniger verachtet, nur weil er sich keiner Definition unterwarf?
    Während all diese Fragen auf ihn einstürzten und er sich gezwungenermaßen einer Selbstanalyse unterzog, wie er sie sonst immer mied, stieß er plötzlich auf eine Monstrosität von ganz anderer Dimension.
    So wichtig all das war, so bahnbrechend seine Entdeckung, so war sie doch nichts im Vergleich zu einem noch viel größeren Problem.
    Wirklich nichts.
    Gegen das wahre Desaster, das er jetzt erkannte, war all dieser Mist ein Pappenstiel.

38
    Assail hielt nichts von Kraftausdrücken. Sie waren ordinär und überflüssig, wenn man ihn fragte. Dessen ungeachtet hatte er eine

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