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Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Bodenspalte.
    Ein Haus! Ein Bauwerk!
    Zum zweitenmal in seiner Mission war er auf ein Zeugnis intelligenten Lebens gestoßen. Hier wie dort: ein Bauwerk, das offensichtlich Intelligenzen als Unterkunft diente. Vorsichtig schwamm er darauf zu. Waren die Wesen in der Nähe, mußte er ihnen als Eindringling vorkommen. Waren es Hydrogenten, die ihre Augen über das Wasser hoben und die Sterne erkannten und identifiziert hatten, würde er mit größerer Leichtigkeit vorgehen können.
    Abwarten. Zurückhaltung. Ein guter Kurier zeigt geringe Neugier!
    Er blieb, als er bis auf etwa dreißig Meter herangekommen war, unbeweglich im Wasser stehen und ließ sich mit der Strömung treiben. Er war gewohnt, im freien Fall zu arbeiten, also machte es ihm nicht das geringste aus, als ihn die Strömung langsam auf den Kopf stellte und halb herumdrehte.
    Das Haus war von Korallen gebaut worden.
    Jahrzehnte mußten die Menschen – warum dachte er immer nur an Menschen? – gewartet haben, bis die winzigen Tierchen nach den Bauplänen dieses Gebäude errichtet hatten. Es gliederte sich in elf waagrecht angelegte Wohnbereiche, die aus einer Anzahl von Räumen bestanden. Zwischen den »Stockwerken« waren haufenweise die runden Pflanzen angesiedelt, so daß unaufhörlich ein gewaltiger Strom frei-werdender Sauerstoffperlen durch die Räume flutete. Zudem herrschte hier eine sanfte Strömung, die ständig das Wasser in dem Wohnbezirk erneuerte. Dorian schwamm an das oberste Stockwerk heran, das durch zwei grotesk geschwungene Träger mit dem benachbarten Korallenriff verbunden war.
    Sehr interessant. Ausgestorben! kommentierte er.
    Die Öffnungen, die er als Fenster identifizieren mußte, waren fast kreisrund. Es würde interessant sein, zu erfahren, wie man die Korallen so dirigiert hatte, daß sie kreisrunde Löcher aussparten. Eine Chemikalie? Vorbereitete Einsätze aus Felsen, vom Meeresgrund herauf geschleppt?
    Näher heran!
    Seine Beine bewegten sich. Er spürte die Muskeln und Sehnen, die sich unwillkürlich im richtigen Takt dehnten. Mit einigen federnden Flossenschlägen brachte er sich näher an das oberste Stockwerk heran, das lichtdurchflutet war. Dann hielt er sich an beiden Seiten des Fensters fest und starrte auf das bemerkenswerte Bild, das sich ihm bot.
    Jetzt erkannte er, daß zumindest Wesen mit Werkzeugen hier lebten. Womöglich auch mit Fingern oder entsprechenden Fortsätzen.
    Ein herrlicher Sessel in komplizierter Flechtarbeit, aber präzise und mit geringstem Aufwand für die Bedürfnisse eines Schwimmers gearbeitet, erhob sich auf einem Sockel aus Korallen. Der völlig ebene Boden des Zimmers, durch den ununterbrochen Luftbläschen sickerten, bestand aus einem Teppich langhaariger Pflanzenfasern von ultramariner Farbe.
    Also doch Hydrogenten! dachte er scharf.
    Er öffnete den Mund, holte tief Luft und rief dann:
    »Ich suche den Bewohner dieses Hauses! Ich bin Dorian!«
    Er wartete regungslos.
    Bisher hatte ihm die Erfahrung recht gegeben, wenn er die Lebenszeichen der Fremden von seiner durchaus anthropozentrischen Warte aus betrachtet hatte. Wie würden die Wesen des Wasserplaneten aussehen? Dieser Sessel schien für einen Humanoiden geschaffen worden zu sein, aber was besagte dies schon? Einige Minuten vergingen in völliger Ereignislosigkeit. Die Pflanzen bewegten sich fast lautlos in der Strömung, ununterbrochen strudelten die Korallen, und ein paar Schulen winziger roter Fische schwirrten um die Korallenbauwerke. Dorian drehte langsam den Kopf, als eine Reihe von Vibrationen sein Rückgrat trafen.
    Sie waren da.
    Er fand seine erste Vermutung bestätigt. Von drei Seiten schwammen humanoide Wesen auf ihn zu, mit hellbrauner Haut und kurzem Haar. Männer und Frauen, und in den Händen der Männer lagen wunderbar gearbeitete Waffen aus Korallen. Dorian hob seinen rechten Arm und zog die Hand demonstrativ aus dem Messergriff. Dann schob er den funkelnden Gegenstand in die Scheide am Gürtel zurück.
    »Ich komme in Frieden und als Freund!« sagte er laut und deutlich.
    Das klare Wasser übertrug die Schwingungen. En Reigen von Luftbläschen drehte sich aus seinem Mund und verschmolz mit dem Licht der Oberfläche. Als die ersten jungen Männer etwa zehn Meter von ihm entfernt waren, blieb die gesamte Phalanx auf Distanz. Hunderte neugieriger Augen starrten ihn an. Niemand sprach, keiner machte eine bedeutungsvolle Geste. Aber rund fünfzig Waffen wiesen mit ihren scharfen Korallenspitzen auf ihn.
    In rasender

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