Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
standen.
»Lawrence«, er senkte die Stimme, »hast du sie nicht mehr alle? Mein Vater war ein Skeptiker, wie er im Buche steht – er hat nie an irgendwelche Verschwörungstheorien geglaubt, ganz zu schweigen von …«
St. Cartier ging über Nicks Einwand einfach hinweg.
»Die Familie De Vere ist eine von dreizehn Familien, welche die Politik, die Finanzwelt und die öffentliche Meinung der Vereinigten Staaten in ihrem Würgegriff halten. Darüber hinaus üben sie durch ein Konsortium von Gruppen und Institutionen, zu denen neben den bereits genannten auch der Internationale Währungsfonds und die Weltbank gehören, einen entscheidenden Einfluss auf die globale Entwicklung aus.«
»Das geht zu weit, Lawrence«, warnte ihn Nick. »Du hast den Bogen überspannt.«
»Deine Familie hat diese Operationen seit Jahrhunderten durch ihre Geld- und Goldtransaktionen, ihren Rohstoff- und Mineralhandel sowie durch ihr Wertpapier- und Emissionsgeschäft mitfinanziert.« Er sah Nick direkt ins Gesicht. »De Vere Asset Management. Leopold De Vere and Sons, Limited.«
»Schau, Lawrence, ich bin mit alldem am Frühstückstisch aufgewachsen.« Nick wurde langsam ärgerlich. »Theorien über Verschwörungen, in denen meine Familie involviert gewesen sein soll, waren unser täglich Brot. De Vere Asset Management New York, De Vere Ventures Middle East, De Vere Ventures East Asia, De Vere & Cie. Frankreich, De Vere Reserve …« Er warf die Hände hoch. »Es sind alles börsennotierte Firmen. Die Bilanzen werden jedes Jahr veröffentlicht. Seit Jahrzehnten. Da ist nichts Geheimnisvolles dran.«
»All diese Firmen stehen unter dem Dach der De Vere Continuation Holdings AG «, fuhr Lawrence ruhig fort. »Einer Gesellschaft, die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in der Schweiz errichtet wurde, um deiner Familie die Kontrolle über ihr Bankenimperium zu sichern. Die Aktien der Schweizer De-Vere-Holdinggesellschaft jedoch werden nicht an der Börse gehandelt, und ihre Bilanzen sind nicht öffentlich. Und waren es nie.«
Nick runzelte die Stirn.
»Wer leitet die De Vere Continuation Holdings AG , Nick?«
Der Blick des jungen Mannes wurde finster. »Was soll das werden, Lawrence. Eine Form von Inquisition, die du in deiner Zeit als Jesuit gelernt hast?«
Lawrence hielt seinem Blick stand. »Tu mir den Gefallen, Nick. Der Neugier eines alten Mannes zuliebe.«
»Schau, Lawrence, ich habe mich nie um die finanziellen Details gekümmert«, blaffte Nick, der allmählich die Geduld verlor. »Keiner von uns Brüdern hat das. Wir waren nicht an den Bankgeschäften der Familie interessiert. Ich habe Archäologie studiert, Jason ging in die Medienwirtschaft, Adrian in die Politik. Dad leitete das Bankengeschäft bis zu seinem Tod. Danach wurde die Generalvollmacht auf Mutter übertragen. So einfach liegen die Dinge. Zufrieden?«
»Leider nicht, Nicholas.« Der Tonfall des alten Professors war ungewöhnlich sanft. »Das Bankhaus De Vere wurde um das Jahr 1790 von deinem Vorfahren Leopold De Vere gegründet. Er besaß ein riesiges unterirdisches Gewölbe voller Goldbarren unter seinem Haus in Wien. Im Jahre 1885 übergab es Ephraim De Vere seinem Sohn Rupert, deinem Ururgroßvater, der 1905 den Firmensitz in die Schweiz verlegte. Schließlich übernahm 1954 Julius De Vere, dein Großvater, das Ruder, der die Firma mit eiserner Hand lenkte. Wie seine Vorväter konzentrierte auch er sich auf den Goldhandel. Als Julius De Vere 2014 das Zeit-liche segnete, hielt die De Vere Holdings über fünf Prozent der Goldreserven der Welt, die in ihren privaten Tresoren gestapelt waren. Deinem Vater wurde von den übergeordneten Mächten gestattet, mit einem Teil des Vermögens zu spekulieren. Doch Julius hielt ihn für ungeeignet, die Gesamtleitung der Firma zu übernehmen. Vor Julius’ Tod überantwortete er die totale Kontrolle seinen Treuhändern. Namenlosen Gesichtslosen, Mitgliedern der Bruderschaft …«
»Das entspricht nicht den Tatsachen. Mutter –«
»Deine Mutter, auch wenn sie eine kluge Geschäftsfrau sein mag, ist bloß ihr Aushängeschild. Nicht mehr, und das weiß sie. Sie hat die volle Verfügungsgewalt in karitativen Belangen und leitet die gemeinnützige De Vere Foundation mit ihrer unvergleichlichen Brillanz und Expertise. Alles andere ist geheim, Nick.«
Nick starrte den Professor ungläubig an.
»Wie viel ist das Vermögen deiner Familie wert, Nick?«
»Etwa fünfhundert Milliarden Dollar«, antwortete er. »Ich weiß, dass
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