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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Alec
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des Observatoriums, das Teil des Erzengel-Klosters war. Drei Mönche blickten gebannt durch ein Fernrohr auf die Erscheinung am nächtlichen Himmel.
    »Wir haben Berichte über die Sichtung dieser Erscheinung aus London, Washington und Berlin erhalten – ja selbst aus Beijing. Durch unser Coronado-Sonnenteleskop haben wir feststellen können, dass es sich dabei offenbar um die Gestalt eines geisterhaften Reiters auf einem weißen Ross handelt.«
    Nick sah ihn ungläubig an.
    »In Begriffen der christlichen Symbolik, Nicholas, ist es eine Präfiguration. Ein Vorzeichen, wenn du so willst. Sein Erscheinen weist auf die Ankunft des weißen Reiters voraus.«
    »Des weißen was? «
    »Des weißen Reiters. Des ersten der vier Reiter der Apokalypse. Bald wird das Erste Siegel aufgetan.« Der Professor seufzte. »Ich weiß, Nicholas, dass du den spirituellen Aspekten des Lebens keinen besonderen Wert beimisst. Aber dein Mangel an Wissen um theologische und übernatürliche Belange ist gefährlich – und anscheinend noch größer, als ich gedacht habe.«
    Nick funkelte ihn an. »Jetzt lass es aber gut sein, Lawrence.«
    Die blassblauen Augen des Professors glitzerten vor Erheiterung. Er setzte seine Brille ab.
    »Weiß, rot, schwarz und fahl …« Er steckte sich die zweite Baklava in den Mund und schloss genießerisch die Augen. »Köstlich«, murmelte er. »Fast so gut wie Quarkbällchen.«
    Er öffnete wieder die Augen und blickte ernst. »Wie ich sagte … Reiter – auf einem weißen, roten, schwarzen und schließlich auf einem fahlen Ross. Sie stehen für Verfolgung, Krieg, Hungersnot und Tod. Die Kräfte der Zerstörung der Menschheit, die im sechsten Kapitel der Apokalypse beschrieben werden.«
    Nick starrte ihn immer noch an, als könne er seinen Ohren nicht trauen. St. Cartier senkte herablassend die Stimme, doch seine Augen funkelten vor Mutwillen.
    »In der Bibel …«
    »Ich weiß, was die Apokalypse ist«, gab Nick zurück. »Verrückte religiöse Fundamentalisten mit Schildern, auf denen steht: › Das Ende der Welt ist nahe! ‹ Und Fernsehprediger, die zur Umkehr aufrufen, mit eingeblendetem Spendenkonto, um den Schwachen und geistig Armen das Geld aus der Tasche zu ziehen.«
    Ein Mönch kam mit einer großen Silberkanne türkischen Kaffees.
    »Deine fehlgeleiteten Vorstellungen, Nicholas De Vere …« – St. Cartier nickte mit großer Gelassenheit dem Mönch zu – »… verstärken nur meinen Glauben …«
    Der Mönch goss die dampfende schwarze Flüssigkeit in zwei kleine Tassen und stellte die eine vor Nick, die andere vor den Professor. St. Cartier nahm seine Tasse und atmete das Aroma ein.
    »… an deine völlige Ignoranz, was philosophische, ethnografische und historische Erkenntnisse betrifft.« Er schlürfte einen winzigen Schluck von dem heißen Getränk, dann setzte er die Tasse ab, setzte seine Brille wieder auf und betrachtete erneut die weiße Erscheinung am Himmel.
    »Ich habe viele Jahre lang als Doktor der Theologie griechische und lateinische Texte studiert. Nach meinem Ausscheiden aus dem Lehrbetrieb habe ich achtunddreißig Jahre lang alle möglichen Arten von Symbolforschung darauf verwandt, um die eindrucksvolle und verstörende Bildsprache des Leids und der Zerstörung zu entschlüsseln …«, er zögerte, »… die in der Offenbarung des heiligen Johannes enthalten ist. Die Offenbarung sagt die Schlacht von Armageddon voraus, die vier Reiter der Apokalypse sowie das gehörnte Tier, dessen Zahl sechshundertsechsundsechzig ist. Manche glauben, dass sie einen Atomkrieg, Sonnenstürme, sogar Aids vorhersagt. Das Buch der Offenbarung ist eine Karte, Nicholas …« Seine Augen glühten vor Eifer. Unheilvoll fügte er hinzu: »Eine Karte des Endes der Welt …«
    St. Cartier wies zu der weißen Erscheinung hoch über ihnen am ägyptischen Nachthimmel.
    »Wenn das Erste Siegel der Offenbarung aufgetan wird«, murmelte er, »wird der weiße Reiter der Apokalypse, der Sohn der Verdammnis, seine Herrschaft antreten.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Ich kapiere überhaupt nichts mehr. Was meinst du damit?«
    St. Cartier seufzte ungeduldig. »Die Vorzeichen für das Ende der Welt – die Apokalypse. In der Endzeit wird ein Herrscher von immenser Statur, von gewaltiger Macht, auftreten. Ein Herrscher, der zehn Herrscher um sich versammeln wird, um eine allumfassende Regierung zu schaffen. Eine Weltregierung. Der Sohn der Verdammnis.«
    »O Gott, Lawrence!« Nick warf ungläubig die Hände hoch.

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