Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
leidenschaftliche und brutale Worte gesprochen, die nie mehr zurückgenommen werden konnten.
Eine Woche später war Nicks Vater tot gewesen. In seinem Arbeitszimmer zusammengebrochen. Herzinfarkt. Nick war am Boden zerstört gewesen.
Seit seiner Geburt war er immer James’ Liebling gewesen, auch wenn sein Vater es nie ausgesprochen hatte: sein geliebter und begabter jüngster Sohn. Und Nick hatte seinerseits seinen freimütigen, unternehmerischen, großherzigen Vater geliebt. Aber die Wunden aus ihrer letzten Begegnung wollten einfach nicht heilen.
Nick faltete langsam den Brief auseinander. Dann blickte er noch einmal auf und sah St. Cartier fragend an.
»Das Datum – es ist der dreizehnte. Einen Tag bevor er starb.«
St. Cartier nickte. »Lies.«
Nick schob seine wie immer widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. Er hatte das Bild seines Vaters vor Augen, wie dieser an seinem Mahagoni-Schreibtisch saß, mit seinem wirren Schopf dichten weißen Haars, und mit höchster Konzentration schrieb.
Mein lieber Lawrence …
Nick sah zu Lawrence auf. St. Cartier lächelte.
»Lies weiter, Nicholas.«
… Auch wenn wir nicht immer derselben Meinung gewesen sind, bitte ich dich, mein alter Freund, falls ich unter unnatürlichen oder ungeklärten Umständen zu Tode komme, den Inhalt dieses Briefes weiterzugeben. Sieh nach meiner geliebten Lilian, Lawrence. Eines Tages wird man sich auch ihrer entledigen. Gib Acht auf meine Söhne.
Ich flehe dich an: Ziehe die Bösen zur Rechenschaft. Schütze die Unschuldigen.
Du bist dir, wie ich weiß, wohl bewusst, dass mein Vater und ich in den letzten vier Jahrzehnten, ebenso wie vor uns unsere Vorfahren, tief in die Schattenregierung verwickelt waren und in ihre Pläne, den ganzen Erdball durch eine Neue Weltordnung zu beherrschen.
Ich habe nie sehr auf die Stimme meines Gewissens gehört.
Nun tut es mir unendlich leid.
Überwältigt sah Nick zu St. Cartier hinüber. Der bedeutete ihm stumm, mit dem Lesen fortzufahren.
Ich habe für morgen ein Treffen vereinbart, bei dem ich meine gesammelten Erkenntnisse auf den Tisch legen werde.
Wenn das, was ich befürchte, wahr ist, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um die Unschuldigen zu schützen.
Ich habe es geschafft, einen der übelsten und niederträchtigsten Pläne aufzudecken, die je in der Geschichte der Menschheit geschmiedet wurden.
Und nun kann ich nicht mehr länger nach ihrer Pfeife tanzen.
Ich habe eine Akte mit Beweisen zusammengestellt, die an einem sicheren und geheimen Ort verwahrt ist. Eine Akte, welche die schrecklichen Dinge ans Licht bringt, die in den dunklen Kellern der militärischen Forschung ausgebrütet worden sind: Vogelgrippe als Biowaffe. Massenvernichtungspläne. Ich habe die Wege illegaler Geldströme des Internationalen Sicherheitsfonds genauestens belegt. Kontonummern, Bankauszüge …
Es ist nur die Spitze des Eisbergs.
Wir beide, du und ich, wissen, dass ich mein Leben aufs Spiel setze.
Ich habe die Absicht, dies der Presse mitzuteilen, Lawrence, um England und die Vereinigten Staaten vor der sicheren Zerstörung zu bewahren.
Vor zwei Tagen sind mir Beweise in die Hände gefallen. Vernichtende Beweise. Beweise dafür, was sie kaltblütig meinem geliebten Sohn angetan haben.
Ich füge die Dokumente bei.
Sie haben ihren Teil des Paktes gebrochen.
Nun breche ich den meinen. Selbst wenn es mich den Kopf kosten sollte.
Ich werde Kontakt mit dir aufnehmen, sobald meine Nachforschungen zu einem Ende gekommen sind.
Dein alter Freund
James De Vere
Der Brief entglitt Nicks Fingern und fiel auf den Tisch.
»Am selben Abend war dein Vater tot«, merkte St. Cartier leise an und fuhr dann mit etwas lauterer Stimme fort: »Es war beschlossen worden, dass Jason über die ganzen Hintergründe im Dunkeln gelassen werden sollte. Ebenso wie du. Jason hatte nie an dem Bankengeschäft deiner Familie Interesse gezeigt. Er stellte keine unmittelbare Bedrohung dar. Die Bruderschaft war sich sicher, dass er sein Lebensziel darin sehen würde, seinen Medienkonzern zu leiten und weiter auszubauen. Der Aufsichtsrat von VOX rekrutiert sich fast ausschließlich aus dem engsten Bekanntenkreis deines Vaters. Der Bruderschaft, Nick. Sie haben jederzeit unmittelbaren Zugang zu den Kommunikationskanälen von VOX , wann immer sie es für nötig erachten. Aber du warst ihnen ein Dorn im Auge, Nicholas. Das manische Interesse der britischen Paparazzi an deinem Privatleben lenkte die Aufmerksamkeit
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