Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)
bahnten sich mühsam einen Weg durch die fröhlich plaudernden Menschen.
»Stimmt es, dass du ein Haus in Königsberg gekauft hast?«, rief Georg.
»Karl hat es für mich gekauft. Ihr müsst kommen und es euch ansehen.«
»Also heißt das, du bist dem Leben wiedergegeben?« Georg ließ nicht nach.
»Im Moment sieht es wohl so aus. Karl hat mir jedenfalls versprochen, mich zu unterstützen.«
»Darf ich auch meine Hilfe anbieten?«, fragte Georg. »In solchen Sachen bin ich ganz toll.«
»Wunderbar!« Feodora lachte. »Dann kann ja eigentlich nichts schiefgehen.«
Das heitere Geplänkel wurde von der Klingel unterbrochen, die den nächsten Akt ankündigte. Man vereinbarte noch schnell ein Treffen für den morgigen Tag, dann suchten alle wieder eilig ihre Plätze auf.
Feodora und Georg wurden schon bald unzertrennlich.
Kurz nach ihrem Wiedersehen war Edgar von seinem Vater nach Hause beordert worden. »Eine wichtige Familienangelegenheit«, sagte Georg. »Keine Ahnung, was der alte Witzleben will. Auch Edgar wusste es nicht. Aber er meint, in ein paar Tagen wäre er wieder hier.«
Auf allen Einladungen erschienen die beiden nun gemeinsam, und bald wurde getuschelt, sie wären ein Paar. Georg hatte tatsächlich schon heimlich mit dem Gedanken gespielt,Feodora einen Antrag zu machen. Aber dann nahm sie ihm allen Wind aus den Segeln.
Es war an einem warmen Sommerabend. Georg hatte sie nach einem Souper bei den Donnersmarcks nach Hause begleitet. »Komm doch noch auf einen Nachttrunk mit herein«, sagte Feodora. »Ich bin überhaupt noch nicht müde. Lass uns noch ein wenig reden.«
»Gern. Nichts lieber als das. Du weißt, ich bin eine Nachteule.«
Harald hatte ihnen die Tür geöffnet. Er ging nie zu Bett, bevor seine Herrin nach Hause kam. »Was darf ich den Herrschaften servieren?«, fragte er.
»Bringen Sie uns eine Flasche Champagner auf die Terrasse, Harald. Dann können Sie sich zurückziehen. Wir brauchen Sie nicht mehr.«
Nachdem der Diener gegangen war, fragte Feodora: »Was hörst du von Edgar? Er ist ja nun schon eine ganze Weile weg.«
»Ich weiß nicht, was los ist. Seine Briefe sind so merkwürdig. Gestern kam eine kurze Note, dass er sehr beschäftigt sei und mir bald alles erklären würde.«
Sie schwiegen eine Weile, nur das Plätschern des Springbrunnens und das Zirpen einiger Grillen waren zu hören. »Warum hast du eigentlich Heinrich geheiratet?«, fragte Georg in die Stille. »Niemand hat das so recht verstanden. Ich erinnere mich noch gut an die Jagden in Weischkehmen, als du …«
»Ich weiß«, unterbrach Feodora ihn schroff. »Ich fand den Mann schrecklich.«
»Aber wieso …?«
»Es weiß fast niemand. Meine Eltern haben mich verkauft. Verstehst du, verschachert haben sie mich! So ist das.« Die Erinnerung daran ließ sie frösteln.
»Und konntest du denn gar nichts dagegen tun?«
»Mein Vater hat gedroht, sich umzubringen, wenn ich nicht akzeptiere. Ich hatte keine andere Wahl.«
»In der Tat, das wusste ich nicht.« Georg war tief betroffen.
»Es war die Hölle«, brach es jetzt aus Feodora heraus. »Außer Ida und Irma, meiner Zofe, weiß kein Mensch, was ich durchgemacht habe. Also, bitte, sprich auch du mit niemandem darüber. Es ist ja jetzt vorbei.« Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. »Heirate niemals eine Frau, die du nicht liebst. Ehen werden nicht im Himmel geschlossen! Wenn ich das höre! Es widert mich an. Dann soll man es doch lieber gleich bleiben lassen.« Sie hatte sich in Rage geredet. »Eins weiß ich jedenfalls. Ich werde nie … nie mehr heiraten.« Sie drückte seine Hand. »Gott sei Dank habe ich so liebe Freunde wie dich, Edgar und Ida und auch Karl. Er ist mir wirklich eine große Stütze.« Sie lächelte. »Er sagt mir ständig, ich sei eine sehr reiche Frau und solle endlich mein Leben genießen. Ich finde, dass ich schon ganz gut dabei bin.«
»Was ist denn eigentlich mit deinen Eltern, siehst du sie manchmal?«
»Ich habe sie wissen lassen, dass ich sie in meinem Leben nie mehr wiedersehen will, nie mehr!«
»Das ist ja schrecklich.« Georg war entsetzt.
»So, findest du? Ich komme ganz gut damit zurecht.« Feodora gähnte herzhaft. »Jetzt habe ich mich doch tatsächlich müde geredet. Danke, dass du mir zugehört hast, alter Freund. Sehen wir uns morgen?«
»Wollen wir zusammen ausreiten, um zehn Uhr am Ober-Teich?«
»Ich werde versuchen, pünktlich zu sein.«
Während Feodora am nächsten Tag in ihr Reitkleid
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