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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Auguste Viktoria war schon wieder schwanger und, wie aus Hofkreisen zu hören war, voller Hoffnung auf die langersehnte Tochter. Vor allem aber traf man dort die Neuankömmlinge, die freudig begrüßt und sofort zu den abendlichen Festen in der Strandvilla eingeladen wurden. Feodora taumelte von einer Affäre in die nächste. In jeder Liebschaft versuchte sie Klaus wiederzufinden. Aber keiner, nicht ein Einziger, verschaffte ihr die Wonnen wie er.
    Georg, Feodora und Ida saßen in einem Eiskaffeehaus am Rande der Promenade und betrachteten die vorbeiflanierenden Menschen, als Ida plötzlich rief: »Da, seht mal, ist dasnicht Gottfried … Gottfried von Witzleben?« Heftig winkend machte sie auf sich aufmerksam.
    Strahlend kam Gottfried auf sie zu. »Ida, altes Haus, wie schön, dich hier zu finden. Tachchen Georg.« Er sah Feodora an. »Was für eine Freude, dich so wohlauf zu sehen nach dem schrecklichen Schicksalsschlag.« Wieder hatte er den leicht spöttischen Zug um seinen Mund. »Darf ich dir mein herzlichstes Beileid aussprechen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fragte er: »Was sagst du dazu, Georg, dass Edgar geheiratet hat? Seine Frau ist bereits schwanger.«
    Georgs leicht gebräuntes Gesicht war aschfahl geworden. »Wie schön. Richte ihm meine herzlichste Gratulation aus.«
    »Nun, wie man hört, bist du ja auch in festen Händen.« Gottfried sah wieder Feodora an. »Eine bessere Wahl hättest du nicht treffen können.«
    Während er fröhlich weiterplauderte, drückte Feodora Georgs Hand. »Contenance, lieber Freund«, flüsterte sie ihm zu. »Contenance.«
    In dieser Nacht schlief sie mit Gottfried. Aber auch bei ihm fand sie nicht die Liebe und Zärtlichkeit, die sie seit dem Verlust von Klaus so schmerzlich vermisste.
    »Ich hoffe, Georg fordert mich morgen nicht zum Duell«, sagte Gottfried. »Aber wenn, dann war es das wert.«
    »Danke für die Blumen.« Feodora lachte. »Aber keine
    Sorge, wir führen eine sehr offene Beziehung.« Sie hatte Georg diesen Terminus vorgeschlagen. Eine bessere Tarnung für ihn konnte es gar nicht geben.
    Kurz vor Ende der Ferien traf ein Brief von Irma ein. Sie schrieb: »Libe Feda, janz schnell ein par Zeilen. Ich hab deine weisen Handschue jefunden und noch fille mer. Rate mal wo, bei Inge auf de Stube. Hab ihr sofort entlassen. Is dir dochrecht. Wenn du wider da bist suchen wir nen neuet Medchen. Fille Jrüsse, Irma Sonst is allet jut hier.« Zur allgemeinen Erheiterung hatte Feodora den Brief am Frühstückstisch laut vorgelesen. »Dafür, dass ich ihr das Schreiben beigebracht habe, sind ja reichlich Fehler drin«, sagte sie lachend.
    »Immerhin kann sie schreiben«, meinte Ida. »Und du verstehst, was sie meint.«
    Erna brachte gerade frischen Kaffee, als Feodora eine Idee kam. »Erna, hast du Lust, dich zu verändern?«
    »Was meinen die Frau Baronin?« Das Mädchen sah sie fragend an.
    »Ich könnte dich in meinem Haus in Königsberg gebrauchen. Hast du Lust mitzukommen?«
    Es fehlte nicht viel, und Erna wäre ihr um den Hals gefallen. »Gern, Frau Baronin. Mich hält hier nichts.«
    Auch Georg kehrte nicht allein nach Hause zurück. Arndt, ein bildhübscher Page des Grand Hotels, hatte es ihm angetan. Er engagierte ihn als Butler, und auch sonst war er ihm wohl zu Diensten.
    Georg und Feodora galten weiterhin als das Vorzeigepaar in Königsberg. Manchmal war auch Ida dabei. Längst war sie eingeweiht in Georgs Geheimnis, ging auch mal allein mit ihm aus, und man rätselte, wer nun zu wem gehörte, denn Feodoras Eskapaden waren inzwischen Stadtgespräch. Es störte sie nicht, war sie doch niemandem Rechenschaft schuldig. »Ist der Ruf mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert«, zitierte sie oft und gern den berühmten Wilhelm Busch.
    Zu seinem Geburtstag plante Georg ein Diner dancent. Die Creme de la Creme der Stadt war eingeladen, und zu seiner großen Freude hatten sein Bruder Carl und dessen Frau Maria ihr Kommen angesagt. »Sie wird dir gefallen, Feda.Maria ist nicht nur hübsch, sondern auch sehr lieb und lustig. Sie ist ein echter Glücksfall für unsere Familie. Ich mag sie sehr, und mein Vater vergöttert sie geradezu.«
    Einige Tage vor dem großen Ereignis tauchte er völlig aufgelöst in der Münzstraße auf. »Stell dir vor, Feda, ich habe Edgar wiedergetroffen. Gestern Abend in der Oper.«
    Feodora hatte sich unwohl gefühlt und kurzfristig abgesagt. »Was? Erzähl, wie war es?«
    »Meine Tante Charlotta, du weißt, die Fürstin Kropotkin, hatte

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