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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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kommt.« Als alle eingestiegen waren, setzte er mit einem lauten »Hü, hü!« die Kutsche in Bewegung.
    Vorbei an prachtvollen großen Villen und vor der Sonne geschützt von riesigen, blühenden Kastanienbäumen, fuhren sie die Münzstraße hinunter, dann über den Münzplatz in die Schlossstraße. Ohne den kühlenden Schatten der großen Bäume wurde es gleich heiß, und die Damen spannten ihre Sonnenschirme auf.
    »Seht ihr … links … dort ist das Schloss«, sagte Karl. »Es ist nicht beflaggt, die kaiserliche Familie weilt noch in Berlin, wird aber bald in Zoppot zum Sommerurlaub erwartet.«
    Auf dem Schlossplatz flanierten unzählige Menschen, und vor dem geschlossenen, schmiedeeisernen Tor patroullierten Soldaten, die das leere Schloss bewachten.
    »Jetzt bitte in die Theaterstraße bis zum Paradeplatz und dann weiter zum Theater«, gab Karl dem Kutscher Anweisung. »Dort wohnt der Superintendent Hundertwasser.« Karl zeigte auf ein großes Haus aus Klinkern mit einem Türmchen an einer Seite. »Und hier, an dem kleinen Teich, die Dohnas. Ihr werdet sie demnächst kennenlernen.«
    »Georg Goelder wohnt nicht hier, oder?«, fragte Feodora.
    »Nein, er hat ein Haus in den Hufen. Das ist ein wenig weiter weg.«
    Sie fuhren am Zentral-Hotel vorbei, die Gartenstraße hinunter, auf den breiten Steindamm, passierten das Hotel Berlin und die Post. Überall begegneten ihnen gut angezogene Menschen zu Fuß, zu Pferde und in Kutschen. Junge Offiziere in Uniform ritten an ihnen vorbei und blickten unverhohlen in die Kutsche mit den beiden hübschen jungen Frauen. Hin und wieder zog Karl den Hut, um Bekannte zu begrüßen, und erklärte den beiden Damen, wer das gewesen war. Am Fischmarkt änderte sich das Bild. Vor den Ständen der Gemüse- und Fischfrauen drängten sich die Bediensteten der nahe liegenden Villen. Sie feilschten laut um die Preise und gingen schimpfend weiter, wenn sie sich nicht einig werden konnten. Auf dem Pregel fuhren Obst- und Gemüsekähne sowie kleine Fischerboote, die mit bunten Wimpeln geschmückt waren.
    »Da drüben ist der Dom«, rief Karl. »Innen besichtigen wir ihn ein andermal.« Er beugte sich zum Kutscher. »Jetzt in die Schönbergerstraße, hinunter bis zum Hotel de Prusse.«
    Die Domuhr schlug ein Mal. »Ich finde es ganz herrlich, Karl«, rief Feodora aufgeregt. »Aber mein Magen knurrt.«
    »Und ich habe einen schrecklichen Durst«, sagte Ida.
    »Ja, was denkt ihr denn von mir?«, fragte Karl in gespielter Entrüstung. »Dass ich euch verhungern und verdursten lasse? Für ein Uhr ist im Hotel de Prusse auf der Terrasse ein Tisch bestellt.« Er sah auf seine Taschenuhr. »Wir sind bereits drei Minuten zu spät.«
     
    Zu Feodoras großer Enttäuschung konnte Ida bei der Opernaufführung nicht dabei sein. Ihre Mutter war erkrankt, und es war selbstverständlich für die unverheiratete Tochter, die Pflichten der Hausfrau auf Klein Darkehmen zu übernehmen. »Hab viel Spaß, Fedachen« , schrieb sie. » Ich komme nach Königsberg, sobald Mama wieder auf dem Damm ist.«
    Feodora wurde von der Königsberger Gesellschaft mit offenen Armen aufgenommen. Als sie am Arm von Karl dessen Loge betrat, richteten sich zahlreiche Operngläser auf sie, und es begann ein aufgeregtes Getuschel.
    »Wer ist das denn bei dem Fichtel?«
    »Ist das nicht die kleine Troyenfeld?«
    »Die war doch mit diesem Harden verheiratet …«
    »Er ist bei einem Jagdunfall umgekommen …«
    »Sehr mysteriös, ich habe da etwas in der Zeitung gelesen …«
    »Sie ist ja blutjung …«
    »… und bildhübsch.«
    »Der Fichtel, er ist ihr Finanzberater … wohlgemerkt … er soll ihr eine Villa in der Münzstraße gekauft haben.«
    »Ach, etwa die vom Grafen Deyhm?«
    Erst als es zum dritten Mal läutete und das Orchester die Ouvertüre anstimmte, verstummte das Gerede.
    Nach dem ersten Akt, kaum waren die Lichter wieder angegangen, füllte sich ihre Loge mit elegant gekleideten Menschen. Livrierte Diener servierten Kaviarhäppchen und kalten Champagner. Karl schien ein bekannter und angesehener Mann in Königsberg zu sein, Namen und Titel rauschten an Feodora vorbei. Man war entzückt, sie kennenzulernen.
    »Wir geben eine Soiree am Freitag. Wir würden uns freuen, Sie bei uns zu sehen.«
    »Sie müssen zu unserem Jour fix kommen. Jeden Donnerstag. Karl, bringst du die reizende kleine Baronin mit?«
    »Ah, da sind Georg und Edgar!« Feodora war erleichtert, endlich bekannte Gesichter zu sehen. Die beiden jungen Männer

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