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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Frauen aus dem Staunen nicht mehr heraus. »Das ist ja fantastisch«, sagte Ida, und auch Feodora war tief beeindruckt. »Du hast wirklich nicht übertrieben, Karl.«
    Sie standen in einer ovalen, mit Carreramarmor ausgelegten Halle, von der mit kostbaren Intarsien verzierte Türen in die unteren Räume führten. Die Salons, ausgelegt mit dicken Smyrnateppichen, waren sonnendurchflutet. Durch die hohen Fenster und eine geöffnete Flügeltür blickte man in einen zauberhaften, nicht zu großen Garten, in dessen Mitte ein Springbrunnen plätscherte. Hohe Bäume schützten vorneugierigen Blicken. An den Wänden der Räume waren helle Seidentapeten, deren Farben mit den in üppige Falten gelegten Damastvorhängen harmonierten. Überall standen kleine Sitzgruppen. Vasen mit frischen Blumen und Schalen, die mit exotischen Früchten gefüllt waren, erweckten den Eindruck, als seien die Bewohner nur kurz ausgegangen.
    »Lebt hier noch jemand?«, fragte Ida verwundert.
    »Nein, der Besitzer ist vor vier Wochen nach Berlin gezogen.« Karl räusperte sich. »Ich habe das Personal übernommen. Es sorgt dafür, dass hier alles wohnlich aussieht. Ich werde es euch jetzt vorstellen.«
    »Ist das alles nicht ein bisschen übereilt?« Feodora sah ihn skeptisch an. »Das Haus ist wunderschön. Es übertrifft alle meine Erwartungen. Aber wer weiß, wie oft ich hier sein werde. Brauche ich denn da Personal? Und ist es nicht ein bisschen groß für mich allein?« Sie war ganz außer Atem.
    »Was heißt hier allein?« Ida lachte. »Ich werde, sooft ich kann, hier bei dir sein. Meinst du, Klein Darkehmen ist immer amüsant für mich?«
    Feodora erschien Karl jetzt doch ein wenig weltfremd. »Ein so großes Haus, egal, ob bewohnt oder nicht, braucht Leute, die es in Schuss halten. Die Bediensteten sind seit Jahren hier, haben die besten Referenzen, also habe ich sie behalten.« Er umfasste mit seinen großen Händen ihre schmalen Schultern und schüttelte sie leicht. »Wach auf, kleines Mädchen. Es ist dein Haus. Es gehört ganz allein dir! Fang endlich ein neues Leben an! Und nun kommt, die Bediensteten erwarten uns in der Halle.«
    Aufgereiht standen dort Harald, der Diener, ein Mann in mittleren Jahren, mit weißen Handschuhen und in einer gesteiften Jacke, Frieda, die Köchin, eine kleine, rundlicheFrau mit einem lieben, vor Aufregung geröteten Gesicht, und zwei Stubenmädchen, Agnes und Inge, in sauberen rosafarben gestreiften Kleidern und mit weißen Schürzen und Häubchen. Feodora gab allen zur Begrüßung die Hand.
    »So«, sagte Karl, »ich glaube, wir könnten jetzt zur Feier des Tages ein Gläschen Champagner vertragen. Kommt mit auf die Terrasse. Harald wird ihn uns dort servieren.«
    Die Dienstboten verabschiedeten sich mit einem Knicks. Die drei gingen hinaus und ließen sich in den gemütlichen Korbsesseln im Schatten der Pergola nieder.
    »Weißt du schon, wann du einziehen willst?« Karl sah Feodora fragend an.
    »Nun, ich weiß nicht …«
    »Nächste Woche hat in der Oper Mozarts Don Giovanni Premiere. Es ist das Ereignis der Saison. Ich lade dich und Ida dazu ein. Was hältst du davon, dies als Einzugstermin festzusetzen?«
    Ida klatschte begeistert in die Hände. »Sag ja, Feda, bitte.«
    »Warum nicht …« Feodora spürte das erste Mal wieder so etwas wie Lebensfreude.
    Harald war auf die Terrasse getreten. In den Händen hielt er ein Tablett mit drei gefüllten Champagnergläsern, die er der kleinen Gesellschaft nacheinander reichte.
    »Auf euch und das neue Haus«, sagte Karl und erhob sein Glas. »Ludwig, der Kutscher, erwartet uns übrigens gleich in der Remise. Ich habe mir gedacht, bei diesem herrlichen Wetter könnten wir eine Stadtrundfahrt machen, damit du die Gegend kennenlernst, Feodora. Es hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Was meint ihr, habt ihr Lust?« Karl sah die beiden fragend an.
    »Ja, wunderbar«, riefen sie aufgeregt.
    »Während unserer Zeit in der Schule für höhere Töchter haben wir außer dem Stadtpark nicht viel gesehen. Unsere Leiterin Fräulein von Quasten war immer in großer Sorge um unsere Tugend«, kicherte Ida, und Feodora lachte. »Nicht einmal den Blick durften wir heben, wenn ein Kadett oder junger Leutnant uns begegnete.«
    »Na, das könnt ihr ja jetzt nachholen.« Karl erhob sich. »Dann woll’n wir mal.«
    Ludwig erwartete sie in dem fahrbereiten Zweispänner. »Tachjen, Frau Baronin«, sagte er und zog seinen Bowlerhut. »Schön, dat wieder Leben ins Haus

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