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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Kerle sehen alle barbarisch aus. Von denen kann es wohl keiner sein.«
    »Das wäre ja auch noch schöner bei so einem Traum von einem Ehemann.« Was hätte Irina darum gegeben, Leopold gegen ihren eigenen Mann einzutauschen. Aber solche Gedanken würden wohl für ewig ihr Geheimnis bleiben. »DasDiadem von Natascha ist ja unglaublich«, sagte sie stattdessen. »Das muss ein Vermögen gekostet haben.«
    »Es ist von einem berühmten Juwelier aus St. Petersburg, Fabergé oder so ähnlich heißt er. Nataschas Mutter hat es schon bei ihrer eigenen Hochzeit getragen, und der Fürst hat es Natascha nur unter der Bedingung geschenkt, dass ihre Tochter es auch einmal zur Hochzeit trägt. Und wiederum deren Tochter. Es darf niemals verkauft werden. Es kommt morgen in eine versiegelte Schatulle und muss bei der Bank deponiert werden. Nur Nataschas und Leopolds Tochter darf es dort abholen. Wie findest du das, ist das nicht rührend?«
    »Also diese Russen …«, sagte Irina lachend. »Die haben ja wirklich Ideen! Und was passiert, wenn sie einen Sohn bekommen?«
    »Keine Ahnung, und es ist mir auch ziemlich egal.«
    Die Stimmung wurde immer ausgelassener, und als das Balalaikaorchester zu spielen begann und die Kosaken anfingen, Kasatschok zu tanzen, tobte der Saal, und die verknöchertsten alten Damen und Herren feierten und tranken bis in die frühen Morgenstunden. Am Tag darauf fiel der erste Schnee.
     
    Leopold und Natascha gingen auf Hochzeitsreise. »Weihnachten werden wir zurück sein und gemeinsam mit euch feiern«, sagte Leopold, als er sich von seiner Schwester verabschiedete.
    Die Reise führte sie zunächst nach Paris, wo sie als Erstes zu Charles Worth in die Rue de la Paix gingen. Natascha hatte ihren Besuch schriftlich angekündigt mit der Bitte, sie möglichst bald zu empfangen, da sie in einigen Tagen nachRom weiterreisen würden. Sie wusste, er konnte launisch sein, der Herr Worth. »Vor allem bei Vollmond«, erklärte sie Leopold, »dann soll er Depressionen haben und seine Kundinnen stundenlang warten lassen.«
    Leopold war sprachlos. »Und so etwas würdest du dir gefallen lassen, von einem Schneidermeister?« Er erkannte seine Frau kaum wieder. Sie, die besonders bei Bediensteten oft blasiert und arrogant war, vor allem, wenn man sie warten ließ. Dann konnte sie sehr unangenehm werden.
    »Herr Worth ist weltberühmt, das weißt du doch. Er macht einfach die schönsten Kleider, alle Welt lässt bei ihm arbeiten.«
    »Ja, ich weiß«, seufzte Leopold, »und das für ein Schweinegeld!«
    Es war offensichtlich kein Vollmond, denn der Meister empfing sie überschwänglich. »Die schöne Gräfin Troyenfeld«, rief er, »und der Herr Gemahl ist auch dabei, quel plaisir .« Er führte sie durch seine drei ineinander übergehenden, schlossartig eingerichteten Salons, in denen Kleiderpuppen mit den neuesten Modellen standen.
    Leopold traute seinen Augen nicht. Natascha hatte ihm zwar schon den Luxus des Worth’schen Hauses beschrieben, aber was er jetzt sah, übertraf seine Vorstellung bei Weitem. Während ein Mannequin weitere Modelle vorführte, servierte ein livrierter Diener auf einem goldenen Tablett Tee und Kaffee mit Gebäck und Petit Fours. Charles Worth verschlang Unmengen davon und rauchte dazu eine dicke Havanna.
    »Das ist übrigens meine Idee, die Kreationen von einem lebenden Modell vorführen zu lassen«, sagte Worth stolz. »Das hat es vorher noch nie gegeben.« Er schob sich nochein Stück Gebäck in den Mund. »Wie war das Brautkleid, hat es Monsieur gefallen?«
    »Es war umwerfend«, sagte Leopold. »Ihr Ruf ist zwar schon bis in das entfernte Ostpreußen vorgedrungen, aber ein derartiges Brautkleid hat dort wohl noch niemand gesehen.«
    Worth lächelte geschmeichelt. »Ich habe bereits Anfragen aus Königsberg.« Er faltete seine dick beringten Hände über seiner Brokatweste, die seinen mächtigen Bauch bedeckte. »Aber Sie werden verstehen, meine Diskretion verbietet mir …«
    »Es ist mir gleichgültig, wen Sie in Königsberg beliefern«, unterbrach ihn Natascha auf ihre gewohnt arrogante Art. »Nur wäre es mir sehr angenehm, wenn keines der Kleider, die ich bestelle, dorthin geliefert würde.«
    »Aber, Madame, ich bitte Sie«, schnaufte der Meister empört. »Alle meine Modelle sind Unikate!«
    Die Unterhaltung wurde auf Französisch geführt, und so sagte Leopold auf Deutsch zu seiner Frau: »Bei den Preisen kann man das ja wohl auch erwarten.«
    Das Mannequin erschien jetzt in einem

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