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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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brüllte er plötzlich, »noch eine Runde für meine Freunde … und dasGleiche für Hille und Else … und für Hille eine Bockwurst.«
    »Komm doch morgen mit Lovis zum Mittagessen. Else und Hille werden auch da sein.« Martha lächelte Feodora freundlich an. »Sie werden dir gefallen.«
    »Ich reise morgen nach Königsberg zurück«, sagte Feodora bedauernd. »Eigentlich wollte ich bereits vor ein paar Tagen zurück sein. Ida, meine beste Freundin, wartet sicher schon sehnsüchtig auf meinen Besuch. Am Tag meiner Abreise ist sie mit einer Tochter niedergekommen. Aber ich werde bald wieder hier sein. Berlin ist faszinierend.«
    Niemand konnte ahnen, dass bereits am nächsten Tag ihr Leben eine völlig andere Wendung nehmen würde.
     
    Feodora saß allein in ihrem 1.-Klasse-Abteil. Sie war todmüde. Die Tage und Nächte mit Corinth und seinen Freunden hatten sie erschöpft. Auch gestern war es wieder weit nach Mitternacht gewesen, als sie in ihrem Bett lag. Das gleichmäßige Rattern des Zuges ließ sie in einen leichten Schlaf fallen. Nach einer Weile weckte sie ein Geräusch. Der Schaffner hatte die Abteiltür geöffnet. »Wünschen die gnädige Frau eine Reservierung im Speisewagen?«, fragte er leise.
    Müde winkte Feodora ab. »Danke, ich bin nicht hungrig«, sagte sie und schlief augenblicklich wieder ein.
    Als sie die Augen öffnete, es mussten Stunden vergangen sein, war es bereits dunkel. Ein leises Knurren ihres Magens signalisierte ihr, dass sie seit Stunden nichts gegessen hatte. Seufzend machte sie sich auf den Weg zum Speisesaal. Als sie dort ankam, musste sie feststellen, dass er hoffnungslos überfüllt war. Sie wollte schon wieder gehen, da sah sie einenHerrn allein an einem Zweiertisch sitzen. Er saß mit dem Rücken zu ihr und aß bereits. Er schien ohne Begleitung zu sein, denn der Platz ihm gegenüber war nicht eingedeckt. Bevor der vom anderen Ende des Waggons herbeieilende Kellner sie erreicht hatte, fragte sie den Mann: »Darf ich mich zu Ihnen setzen? Es scheint der einzige noch freie Platz zu sein. Und ich habe einen schrecklichen Hunger.«
    »Aber selbstverständlich.« Er erhob sich. Sie musste zu ihm aufblicken, er war einen Kopf größer als sie. »Darf ich mich vorstellen? Hajo von Orlov.«
    »Feodora von Harden.« Sie ließ sich auf den Sitz fallen. »Was für ein Zufall«, sagte sie, »ich habe schon viel von Ihnen gehört. Ihre Eltern waren mit meinem verstorbenen Mann befreundet. Ich habe sie auch einige Male auf Gut Eichen getroffen.«
    »Ach, Sie waren mit Heinrich verheiratet?« Er sah sie erstaunt an. »Aber er war … er hätte ja leicht … bitte verzeihen Sie, es steht mir nicht zu …«
    »… mein Vater sein können«, beendete sie spöttisch seinen Satz. »Glauben Sie mir, ich habe ihn mir nicht ausgesucht. Aber das ist eine lange Geschichte.«
    Zu Orlovs Erleichterung stand nun der Ober neben ihr, um die Bestellung aufzunehmen.
    »Bitte bringen Sie mir das Menü und ein Glas Rotwein«, sagte sie und zu ihrem Gegenüber: »Essen Sie bitte weiter. Es wird ja alles kalt.«
    Während er schweigend aß, hatte sie Gelegenheit, ihn eingehend zu betrachten. Was für ein Mann! Große, traurige Augen in einem edlen, blassen Gesicht, das dunkle Haar hatte er streng nach hinten gekämmt. Bis auf seine Koteletten war er glatt rasiert. Seine schönen Hände erinnerten sie andie von Klaus. Es versetzte ihr einen leichten Stich. Wie lange hatte sie schon nicht mehr an ihn gedacht? Sie wusste es nicht. »Was führt Sie nach Königsberg«, fragte sie nach einer Weile. »Ich dachte, Sie leben in Indien?«
    »Ein sehr trauriger Anlass. Erst letzte Woche habe ich meine Mutter beerdigt, und nun …«
    »Das tut mir leid«, unterbrach ihn Feodora
    »Ja, und nun …« Er stockte kurz. »Ich war schon auf dem Rückweg nach Indien, als mich gestern in Berlin die schreckliche Nachricht vom Tod zweier sehr lieber Menschen aus Insterburg erreichte. Ich habe es versäumt, sie zu besuchen, als ich dort war, und nun will ich ihnen wenigstens die letzte Ehre erweisen.«
    »Wie traurig«, sagte Feodora. »Ich habe viele Freunde in Insterburg. Das Schloss meiner Eltern liegt ganz in der Nähe. Wer ist es denn?«
    »Mein Anwalt Lackner und seine Frau.«
    Aus Feodoras Gesicht war alle Farbe gewichen. Das Weinglas glitt ihr aus der Hand und zersprang klirrend auf ihrem halb leeren Teller.
    »Nein«, flüsterte sie, »das kann nicht sein. Nicht Albert und Ida.«
    »Hier, lesen Sie.« Er reichte ihr die

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