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Solange du atmest

Solange du atmest

Titel: Solange du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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heiraten? Muss das denn unbedingt sein?“
    Teri, die mit ihren sanften goldblonden Locken der krasse Gegensatz zu Juna war, nickte zustimmend. „Finde ich auch. Du bist doch gerade mal ein halbes Jahr mit ihm zusammen. Wie kannst du dir da so sicher sein, dass das mit euch für immer hält?“
    â€žMeine Güte, ihr redet wirklich schon wie mein Stiefvater!“ Genervt betrachtete Miley ihr leicht verzerrtes Spiegelbild im polierten Edelstahlkühlschrank der Walthams. Sie sah das Gesicht eines Mädchens, das mindestens zwei Jahre jünger aussah, als es tatsächlich war. Glattes schwarzbraunes Haar reichte ihr bis zu den Schultern, ein fransiger asymmetrischer Pony fiel ihr über die Stirn und endete knapp über großen blaugrauen Augen, die von langen Wimpern beschattet wurden. Im Grunde war sie mit ihrem Aussehen zufrieden, wenn man mal von ihrem Mund absah. Sie fand ihre Lippen viel zu groß. Doch da ihr deswegen an der Highschool der Spitzname Jolie verpasst worden war – nach Angelina Jolie –, arrangierte sie sich schließlich damit. Witzigerweise war es genau dieser Makel, der ihr an der Uni eine neue Freundin beschert hatte: Juna.
    Es war schon ziemlich merkwürdig. Abgesehen davon, dass sie beide diese Angelina-Jolie-Lippen besaßen, hatten sie auch noch dieselbe Augenfarbe. Damit hörte die physische Ähnlichkeit dann aber auf, denn Juna kleidete sich betont auffällig und färbte ihr Haar in einem so grellen Pink, dass Miley sich manchmal fragte, wie sie wohl normal gestylt aussehen mochte. Was ihre Interessen betraf, lagen sie dagegen wieder auf genau derselben Wellenlänge: Wie Miley las Juna am liebsten dicke Fantasy-Wälzer und schaute sich gerne Filmklassiker im Kino an.
    Bei der Spätvorstellung von „Lawrence von Arabien“ waren sie sich zum ersten Mal begegnet. Ein paar Jungs hatten großen Spaß dabei, Miley damit aufzuziehen, dass sie eine „dicke Lippe riskierte“. Juna konnte darüber genauso wenig lachen wie Miley, und so verbündeten sie sich gegen die Jungs.
    Am Ende des Abends waren sie Freundinnen geworden – beste Freundinnen, wie Miley inzwischen wusste. Es gab niemanden, mit dem sie besser reden konnte als mit Juna. Manchmal kam es ihr beinahe so vor, als seien sie seelenverwandt. Denn Juna wusste immer schon, was sie sagen wollte, ehe sie auch nur den Mund aufgemacht hatte.
    Im Grunde konnte sich Miley, was ihr Aussehen anging, also nicht beschweren. Das sagte sie sich jetzt, während sie ihr Spiegelbild betrachtete. Doch irgendwie sahen die Jungs das wohl anders, denn besonders viele Dates hatte sie nie gehabt. Oder war sie einfach nur zu schüchtern? Jedenfalls hatten die Typen sie immer nur als eine Art Kumpel gesehen.
    Bis auf Craig.
    Bei ihm hatte es irgendwie sofort Klick gemacht.
    Sie hatten sich auf einer Verbindungsparty von Gamma-Delta-Charly getroffen, zu der Juna sie geschleppt hatte. Dass Miley mitgegangen war, hatte sie nur der Hartnäckigkeit ihrer Freundin zu verdanken. Denn eigentlich mochte sie diese Verbindungsveranstaltungen, die am Ende sowieso immer nur in Sauforgien ausarteten, gar nicht. Außerdem war sie es gewesen, die ihr Craig vorgestellt hatte.
    Er war ebenfalls mit Freunden dort gewesen. Und als er sie ansprach, wusste sie, dass er der Richtige für sie war. Es lag einfach daran, wie er sie behandelte. Er gab ihr das Gefühl, eine Frau zu sein und nicht nur ein dummes kleines Mädchen. Sie spürte einfach, dass das mit ihnen etwas Besonderes war, und deshalb wollte sie ihn jetzt auch heiraten: weil sie ihn liebte und den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte.
    Und vielleicht auch, weil dein Stiefvater damit partout nicht einverstanden ist und du so endlich mal richtig gegen ihn rebellieren willst?
    Es stimmte: Ihr Stiefvater hatte Craig von Anfang an nicht leiden können. Für ihn war er ein Nichtsnutz und Versager, der nicht anständig arbeitete und sich sein teures Leben nur leisten konnte, weil seine reichen Eltern ihm alles finanzierten. Und für seine Stieftochter stellte David Pelzer sich nun mal etwas anderes vor. Aber Miley hatte sich lange genug in ihr Leben reinreden lassen. David war nicht ihr leiblicher Vater, und ihre Mutter lebte seit fünf Jahren nicht mehr – er hatte ihr nichts zu sagen! Und genau deshalb wollte sie jetzt endlich einmal etwas tun, das sie allein entschieden hatte.
    Juna schüttelte den Kopf.

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