Solange es hell ist
aufgegeben.«
»Aber die Hinweise!«, rief Fenella. »Was ist mit den Hinweisen?«
Bedächtig, wie sie alles tat, verließ Mrs Skillicorn das Zimmer. Nach mehrminütiger Abwesenheit kam sie zurück und hielt uns ein zusammengefaltetes Blatt Papier hin.
Wir entfalteten es begierig. Es enthielt einen holperigen Vers in der krakeligen Handschrift meines Onkels.*
S und W und N und O
Sind der Himmelsrichtungen vier.
Ostwind schadet Mensch und Tier.
Nach Westen geh, nach Norden und Süden,
Doch vor dem Osten sollst du dich hüten.
»Oh!«, sagte Fenella verständnislos.
»Oh!«, sagte ich etwa im gleichen Tonfall.
Mrs Skillicorn lächelte uns mit grimmigem Vergnügen an.
»Macht nicht gerade viel Sinn, was?«, sagte sie hilfreicherweise.
»Es ist – ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte Fenella kläglich.
»Der Anfang«, sagte ich fröhlicher, als mir zu Mute war, »ist immer das Schwerste. Wenn wir erst einmal losgelegt haben – «
Mrs Skillicorn lächelte grimmiger denn je. Die Frau war wirklich deprimierend.
»Können Sie uns denn gar keinen Tipp geben?«, fragte Fenella einschmeichelnd.
»Ich weiß von überhaupt nichts. Hat mich ja nicht ins Vertrauen gezogen, Ihr Onkel. Ich habe ihm gleich gesagt, er soll sein Geld auf die Bank tun und Schluss. Keine Ahnung, was er da wieder ausgeheckt hat.«
»Ist er nie mit irgendwelchen Truhen oder etwas Ähnlichem weggegangen?«
»Bestimmt nicht.«
»Und Sie wissen nicht, wann er die Sachen versteckt hat – ob erst kürzlich oder schon vor längerer Zeit?«
Mrs Skillicorn schüttelte den Kopf.
»Tja«, sagte ich in bewusst aufmunterndem Ton, »da gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder der Schatz ist hier vergraben, direkt auf dem Grundstück, oder aber er ist irgendwo auf der Insel versteckt. Natürlich kommt es auf den Umfang an.«
Plötzlich hatte Fenella einen Geistesblitz.
»Sie haben nicht zufällig bemerkt, ob etwas fehlt?«, sagte sie. »Von den Sachen meines Onkels, meine ich.«
»Das ist ja komisch, dass Sie mich das fragen – «
»Also fehlt etwas?«
»Wie gesagt, wirklich komisch, dass Sie das fragen. Schnupftabakdosen – mindestens vier Stück davon sind einfach spurlos verschwunden.«
»Vier Stück!«, rief Fenella aus. »Das muss es sein! Wir sind auf der richtigen Spur. Lass uns in den Garten gehen und nachsehen.«
»Im Garten ist nichts«, sagte Mrs Skillicorn. »Wenn da was wäre, wüsste ich es. Ihr Onkel hätte da draußen nichts verbuddeln können, ohne dass ich was gemerkt hätte.«
»Er erwähnt Himmelsrichtungen«, sagte ich. »Das Erste, was wir brauchen, ist eine Karte der Insel.«
»Auf dem Schreibtisch liegt eine«, sagte Mrs Skillicorn.
Fenella entfaltete sie voller Eifer. Dabei flatterte etwas heraus. Ich hob es auf.
»Was haben wir denn da?«, sagte ich. »Sieht aus wie ein weiterer Hinweis.«
Wir beugten uns gespannt darüber.
Es schien eine Art Lageplan zu sein. Er zeigte ein Kreuz und einen Kreis und einen Pfeil und gab in etwa die Himmelsrichtungen an, war aber alles andere als aufschlussreich. Wir studierten ihn schweigend.*
»Nicht sehr aufschlussreich, stimmt’s?«, sagte Fenella.
»Man muss natürlich ein bisschen herumknobeln«, sagte ich. »Wir können nicht erwarten, dass es uns gleich in die Augen springt.«
Mrs Skillicorn unterbrach uns mit dem Vorschlag, zu Abend zu essen, den wir gerne annahmen.
»Und könnten wir bitte Kaffee bekommen?«, sagte Fenella. »Viel Kaffee – und sehr stark.«
Mrs Skillicorn setzte uns eine ausgezeichnete Mahlzeit vor und brachte uns zum Abschluss eine große Kanne Kaffee.
»Und jetzt«, sagte Fenella, »an die Arbeit!«
»Als Erstes«, sagte ich, »die Richtung. Das hier scheint eindeutig auf den Nordosten der Insel hinzuweisen.«
»Scheint so. Werfen wir einen Blick auf die Karte.«
Wir studierten aufmerksam die Karte.
»Alles hängt davon ab, wie man die Sache betrachtet«, sagte Fenella. »Stellt das Kreuz da den Schatz dar? Oder eher so etwas wie eine Kirche? Es sollte wirklich gewisse Spielregeln geben!«
»Das würde es zu leicht machen.«
»Wahrscheinlich. Warum sind nur auf der einen Seite des Kreises kleine Striche und auf der anderen nicht?«
»Keine Ahnung.«
»Gibt es hier noch mehr Karten?«
Wir saßen in der Bibliothek. Sie verfügte über ausgezeichnetes Kartenmaterial. Daneben gab es diverse Führer mit Beschreibungen der Insel. Außerdem ein Buch über die Folklore der Insel. Und ein Buch über die Geschichte
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