Solange es hell ist
der Insel. Wir lasen sie alle.
Und dann stellten wir eine mögliche Theorie auf.
»Sie scheint zu stimmen«, sagte Fenella schließlich. »Ich meine, die beiden zusammen stellen eine Konstellation dar, die es sonst nirgendwo zu geben scheint.«
»Es ist jedenfalls einen Versuch wert«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass wir heute Abend noch mehr tun können. Gleich morgen Früh mieten wir uns einen Wagen und fahren los und versuchen unser Glück.«
»Es ist schon morgen«, sagte Fenella. »Halb drei! Wer hätte das gedacht!«
Am nächsten Morgen waren wir beizeiten unterwegs. Wir hatten uns für eine Woche einen Mietwagen genommen, den wir selbst fuhren. Fenellas Stimmung hob sich, als wir Meile um Meile auf der ausgezeichneten Straße dahinbrausten.
»Wenn die beiden anderen nicht wären, könnte das einen Heidenspaß machen«, sagte sie. »Ist das nicht der Ort, wo das Derby ursprünglich stattfand? Bevor es nach Epsom verlegt wurde? Wirklich erstaunlich!«
Ich lenkte ihre Aufmerksamkeit auf einen Bauernhof.
»Das muss das Haus sein, von dem ein Geheimgang unter dem Meer hindurch auf die Insel dort drüben führen soll.«
»Toll! Ich liebe Geheimgänge, du nicht auch? O Juan, wir sind ganz nahe dran. Ich bin schrecklich aufgeregt. Hoffentlich haben wir Recht!«
Fünf Minuten später ließen wir den Wagen stehen.
»Alles ist genau an der richtigen Stelle«, sagte Fenella mit bebender Stimme.
Wir gingen weiter.
»Sechs Stück – das stimmt. Also zwischen diesen beiden. Hast du den Kompass?«
Fünf Minuten später sahen wir uns mit unbeschreiblicher Freude in den Gesichtern an – und auf meiner ausgestreckten hohlen Hand lag eine antike Schnupftabakdose.
Wir hatten es geschafft!
Bei unserer Rückkehr nach Maughold House empfing uns Mrs Skillicorn mit der Nachricht, dass zwei Gentlemen gekommen seien. Einer von ihnen war wieder gegangen, aber der andere wartete in der Bibliothek.
Ein hochgewachsener blonder Mann mit blühender Gesichtsfarbe erhob sich lächelnd aus einem Sessel, als wir das Zimmer betraten.
»Mr Faraker und Miss Mylecharane? Entzückt, Sie kennen zu lernen. Ich bin Richard Fayll, ein entfernter Verwandter von Ihnen. Amüsantes Spielchen, das Ganze, nicht wahr?«
Sein Auftreten war weltmännisch und verbindlich; dennoch fasste ich auf der Stelle eine heftige Abneigung gegen ihn. Ich hatte sofort das Gefühl, dass dieser Mann gefährlich war. Seine Verbindlichkeit war irgendwie zu verbindlich, und er sah einem nie direkt in die Augen.
»Wir haben leider schlechte Nachrichten für Sie«, sagte ich. »Miss Mylecharane und ich haben den ersten ›Schatz‹ bereits gefunden.«
Er nahm es sehr gut auf.
»Zu schade, wirklich zu schade. Die hiesige Post scheint nicht sehr zuverlässig zu sein. Barford und ich haben uns unverzüglich auf den Weg gemacht.«
Wir trauten uns nicht, Onkel Myles’ perfides Vorgehen offen zuzugeben.
»Wie dem auch sei, bei der zweiten Runde haben wir alle die gleiche Ausgangsposition«, sagte Fenella.
»Ausgezeichnet. Wie wäre es, wenn wir uns die Hinweise gleich ansähen? Ihre großartige Mrs – äh – Skillicorn hält sie ja wohl bereit?«
»Das wäre Mr Corjeag gegenüber nicht fair«, sagte Fenella rasch. »Wir müssen auf ihn warten.«
»Ja, richtig! Das hatte ich vergessen. Wir müssen uns so schnell wie möglich mit ihm in Verbindung setzen. Ich kümmere mich darum. Sie beide müssen sehr müde sein und möchten sich sicher ausruhen.«
Woraufhin er sich verabschiedete und ging. Ewan Corjeag musste unerwartet schwer zu finden gewesen sein, denn es war bereits kurz vor elf Uhr abends, als Dr. Fayll anrief. Er schlug vor, am nächsten Morgen um zehn Uhr mit Ewan nach Maughold House zu kommen, wo Mrs Skillicorn uns dann die Hinweise aushändigen sollte.
»Ein ausgezeichneter Vorschlag«, sagte Fenella. »Also morgen um zehn.«
Wir begaben uns müde, aber glücklich zu Bett.
Am nächsten Morgen wurden wir von Mrs Skillicorn geweckt, der ihre übliche pessimistische Seelenruhe völlig abhandengekommen war.
»Was glauben Sie, was passiert ist?«, keuchte sie. »Bei uns ist eingebrochen worden!«
»Einbrecher?«, rief ich ungläubig aus. »Wurde etwas gestohlen?«
»Rein gar nichts – das ist ja das Komische! Bestimmt waren sie hinter dem Silber her, aber weil die Tür von außen abgesperrt war, sind sie nicht weitergekommen.«
Fenella und ich begleiteten sie zum Schauplatz des Frevels, der zufälligerweise ihr eigenes Wohnzimmer war.
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