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Solaris

Solaris

Titel: Solaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Göttlichkeit versäumt hat, weil es sich zu früh in sich verkapselte. Er ist eher der Anachoret, der Einsiedler des Kosmos, nicht sein Gott… Er wiederholt sich,
    Snaut; der, an den ich denke, täte das niemals. Vielleicht entsteht er eben irgendwo im Winkelwerk der Galaxis und wird bald in Anwandlungen jugendlicher Trunkenheit anfangen, die einen Sterne zu löschen, andere anzuzünden, und wir bemerken das dann nach einiger Zeit…
    -    Haben wir schon bemerkt - sagte Snaut säuerlich. - Die Novae und Supernovae… sind das deiner Ansicht nach die Kerzchen seines Altars?
    -    Wenn du das so wörtlich nehmen willst, was ich sage …
    -    Und vielleicht ist eben die Solaris die Wiege deines göttlichen Säuglings - knüpfte Snaut an. Ein immer deutlicheres Lächeln umrahmte seine Augen mit feinen Falten. -Vielleicht ist gerade er nach deinem Dafürhalten die Urform, der Keim des Gottes der Verzweiflung, vielleicht übertrifft seine vitale Kindlichkeit noch berghoch seine Intelligenz, und das alles, was unsere solaristischen Bibliotheken enthalten, das ist bloß ein großer Katalog seiner Säuglingsreflexe…
    -    Wir aber waren eine Zeitlang sein Spielzeug - endigte ich. Ja, das ist möglich. Und weißt du, was dir da geglückt ist? Eine völlig neue Hypothese zum Thema Solaris zu schaffen, und so etwas passiert wahrlich nicht alle Tage! Und du hast sofort die Erklärung für die Unmöglichkeit des Kontaktknüpfens, für das Ausbleiben der Antwort, für gewisse -nennen wir es so - Extravaganzen im Umgang mit uns; die Psyche eines kleinen Kindes…
    -    Ich verzichte auf die Urheberschaft - murmelte er und blieb beim Fenster stehen. Wir schauten längere Zeit auf den schwarzen Wellenschlag. Am östlichen Horizont zeichnete sich im Nebel ein blasser langgestreckter Fleck ab.
    -    Wie kommst du auf diese Konzeption des gebrechenbehafteten Gottes? - fragte Snaut plötzlich, ohne den Blick von der glanzüberfluteten Wüste zu wenden.
    -    Ich weiß nicht. Sie erschien mir sehr… sehr wahr, weißt du? Das ist der einzige Gott, an den ich zu glauben geneigt wäre, einer, dessen Qual keine Sühne darstellt, nichts erlöst, zu nichts dient, nur da ist.
    -    Ein Mimoid… - sagte Snaut ganz leise mit anderer Stimme.
    -    Was hast du gesagt? Ja richtig. Ich habe es schon vorhin bemerkt. Sehr alt ist es.
    Wir schauten beide auf den rostrot verhangenen Horizont.
    -    Ich fliege - bekundete ich unvermutet. - Um so mehr, als ich die Station noch nie verlassen habe; das hier ist eine gute Gelegenheit. Ich bin in einer halben Stunde zurück…
    -    Was sagst du? - Snaut riß die Augen auf. - Du fliegst? Wohin?
    -    Dorthin - ich wies auf den fleischfarbenen Fleck, der im Nebel flirrte. - Was schadet das? Ich nehme den kleinen Hubschrauber. Es wäre lächerlich, weißt du, wenn ich einmal
    - auf der Erde - zugeben müßte, ich sei ein Solarist, der nie auch nur den Fuß auf solarischen Boden gesetzt habe…
    Ich ging zum Schrank und begann bei den Overalls herumzuräumen. Snaut beobachtete mich schweigend, endlich sagte er:
    -    Das gefällt mir nicht.
    -    Was? - ich wandte mich um, einen Schutzanzug in den Händen. Erregung überkam mich, wie ich sie seit langem nicht erlebt hatte. - Was meinst du? Karten auf den Tisch! Du fürchtest, ich könnte… Unsinn! Mein Wort darauf, nein. Nicht einmal daran gedacht habe ich. Nein, wirklich nicht.
    -    Ich fliege mit dir.
    -    Ich danke dir, aber allein ist es mir lieber. Das ist ja doch etwas Neues, etwas ganz Neues - sagte ich schnell und streifte dabei den Schutzanzug über. Snaut sagte noch etwas, aber ich hörte ihm nicht recht zu, ich suchte die Sachen, die ich brauchte.
    Er ging hinter mir drein auf den Flughafen, half mir, die Maschine aus der Box in die Mitte der Startplattform zu rollen. Als ich den Raumanzug anlegte, fragte Snaut plötzlich:
    -    Hat dein Wort für dich noch irgendwelchen Wert?
    -    Du lieber Gott, Snaut, reitest du immer noch darauf herum? Ja, hat es. Und ich habe es dir schon gegeben. Wo sind die Reserveflaschen?
    Er sagte nichts mehr. Als ich die durchsichtige Kuppel geschlossen hatte, gab ich ihm einen Wink. Snaut setzte den Aufzug in Betrieb, ich fuhr langsam auf die Außenfläche der Station hinauf. Der Motor regte sich, sauste gedehnt, die drei Rotoren begannen zu wirbeln, und seltsam leicht hob sich der Apparat und ließ unter sich den immer kleineren, silbrigen Diskus der Station

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