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Solaris

Solaris

Titel: Solaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Atemholen eine geringe Menge giftiger Gase.
    Fechner, der ihm den Apparat zu reparieren versuchte, mußte sich losschnallen und aufstehen. Das war das letzte, woran sich Carucci erinnerte. Die weiteren Ereignisse liefen laut Sachverständigenurteil vermutlich folgendermaßen ab: Beim Reparieren des Apparats von Carucci öffnete Fechner das Kabinendach, wahrscheinlich weil er sich unter der niedrigen Kuppel nicht frei bewegen konnte. Das war zulässig, denn die Kabine solcher Maschinen ist nicht hermetisch und bildet nur einen Schutz gegen atmosphärische Einflüsse und gegen den Wind. Während dieser Hantierungen mußte auch Fechners Sauerstoffgerät ausgefallen sein, umnebelt klomm er nach oben, gelangte durch die Kuppelöffnung auf den Rumpf der Maschine hinaus und fiel in den Ozean.
    Dies ist die Geschichte des ersten Ozean-Opfers. Die Suche nach dem Leichnam - im Raumanzug hätte er auf den Wellen treiben müssen - erbrachte keinerlei Resultate. Im übrigen schwamm er vielleicht auch: das genaue Durchkämmen tausender Quadratmeilen einer fast unausgesetzt von Nebelstreifen überlagerten wogenden Wüste überforderte die Möglichkeiten der Expedition.
    Vor der Dämmerung - ich komme nun auf die vorigen Ereignisse zurück - trafen alle Rettungsmaschinen wieder ein, bis auf einen großen Lasthubschrauber, den Berton flog.
    Er erschien über der Basis fast eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit, als man sich schon ernstlich um ihn ängstigte. Berton war im Zustand des Nervenschocks, befreite sich nur eigenhändig aus der Maschine, um blindlings davonzustürzen; als sie ihn aufhielten, schrie und weinte er; bei einem Mann, der siebzehn Jahre Raumfahrt unter oftmals schwersten Bedingungen hinter sich hatte, war das erstaunlich.
    Die Ärzte nahmen an, auch Berton habe eine Vergiftung erlitten. Nach zwei Tagen erklärte Berton, der sogar nach der Rückkehr zu scheinbarer Ausgeglichenheit keinen Augenblick lang das Innere der Hauptrakete der Expedition verlassen und nicht einmal einem Fenster mit Ausblick auf den Ozean nahekommen wollte, er wünsche einen Bericht über seinen Flug vorzubringen. Berton bestand darauf und behauptete, das sei eine Sache von höchster Wichtigkeit. Dieser Bericht wurde nach Begutachtung seitens des Expeditionsrats für das krankhafte Produkt eines von atmosphärischen Gasen vergifteten Geistes erklärt und als solches nicht in die Expeditionsgeschichte, sondern in die Krankengeschichte Bertons aufgenommen, womit die ganze Sache ihr Ende fand.
    Soviel sagte der Annex. Ich konnte mir denken, daß der springende Punkt an dem Ganzen selbstverständlich Bertons Bericht selbst war - das, was diesen Fernstreckenpiloten bis zum Nervenzusammenbruch gebracht hatte. Zum zweiten Mal begann ich in den Büchern zu stöbern, aber die »Kleine Apokryphe« konnte ich nicht finden. Ich wurde immer müder, also verschob ich das Weitersuchen auf den nächsten Tag und verließ die Kabine. Als ich an der Aluminiumtreppe vorbeikam, sah ich Lichtflecken von oben auf die Stufen fallen. Sartorius arbeitete    also    immer    noch,    um    diese
    Zeit! Ich dachte, ich sollte ihn doch sehen.
    Oben war es etwas wärmer. Durch den breiten, niedrigen Korridor spielte ein leichter Luftzug. Die Papierstreifen prasselten unbändig vor den Ventilationsöffnungen. Eine dicke, in einen Metallrahmen gefaßte Mattglasplatte bildete die Tür zum Hauptlaboratorium. Von innen war das Glas mit etwas Dunklem verhängt; Licht drang nur durch die schmalen Fenster unter der Decke ein. Ich drückte die Griffstange. Wie ich erwartet hatte, gab die Tür nicht nach. Drinnen herrschte Stille, ab und zu    erklang ein    schwaches    Piepsen wie
    von einer Gasflamme. Ich klopfte. Keine Antwort.
    -    Sartorius! - rief ich. - Herr Doktor Sartorius! Ich bin’s, der Neue, Kelvin! Ich muß Sie sehen, bitte machen Sie auf!
    Ein schwaches Rascheln, als trete jemand auf zerknülltes Papier, und wieder Stille.
    -    Ich bin’s, Kelvin! Sie haben doch von mir gehört! Ich bin vor ein paar Stunden mit dem Prometheus angekommen! - rief ich, den Mund dicht vor der Berührungsstelle zwischen Türstock und Metallrahmen. - Herr Doktor Sartorius! Niemand ist hier, nur ich! Machen Sie mir auf!
    Schweigen. Dann schwaches Rascheln. Ein paarmal klapperte etwas, sehr deutlich, so als legte jemand metallene Werkzeuge auf ein Metalltablett. Und plötzlich erstarrte ich: Da erklang eine Serie ganz zarter Schritte, wie das Trippeln

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