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Solaris

Solaris

Titel: Solaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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voraus.
    -    Ich muß das Sartorius zeigen.
    -    Wie du willst - entgegnete ich gleichgültig. - Ich kann dir das geben. Bloß, siehst du, das hat niemand experimentell geprüft, wir haben ja solche Gefüge noch nicht gekannt. Er
    glaubt an Frazer, und ich habe das nach Siona berechnet. Sartorius wird dir sagen, daß ich kein Physiker bin, und Siona auch nicht, jedenfalls nicht nach seinem Dafürhalten. Aber das ist ein Thema für eine Diskussion. Ich wünsche keine Diskussion, bei der ich im Endeffekt hochgehen kann, um Sartorius’ Ehre zu mehren. Dich kann ich überzeugen, ihn nicht. Und ich werde es nicht versuchen.
    -    Was willst du also tun…? Er arbeitet daran - sagte Snaut mit farbloser Stimme. Er saß gebückt, alle seine Lebhaftigkeit war wieder verschwunden. Ich wußte nicht, ob er mir traute, aber mir war schon alles eins.
    -    Was ein Mensch tut, den jemand zu töten sucht - antwortete ich leise.
    -    Ich versuche ihn zu erreichen. Vielleicht denkt er an irgendwelche Absicherungen -murmelte Snaut. Er blickte zu mir auf:
    -    Hör zu, und wenn du doch…? Dieses erste Projekt. Wie? Sartorius wird zustimmen. Gewiß. Das ist… jedenfalls… etwas wie eine Chance…
    -    Glaubst du an die Sache?
    -    Nein - entgegnete er sofort. - Aber… was kann das schaden?
    Ich wollte nicht allzu schnell zustimmen, gerade darauf kam es mir an. Er wurde zu meinem Verbündeten bei der Verzögerungstaktik.
    -    Ich werde es mir überlegen - sagte ich.
    -    Also, dann gehe ich - murmelte er im Aufstehen. Als er sich aus dem Lehnsessel erhob, knackten ihm alle Knochen. - Also läßt du dir ein EEG machen? - fragte er und rieb mit den Fingern die Oberfläche seiner Schürze, als wollte er einen unsichtbaren Fleck von dort wegwischen.
    -    Gut - sagte ich. Ohne auf Harey zu achten (sie sah diesen
    Auftritt schweigend mit an, das Buch auf den Knien), ging Snaut zur Tür. Als sie sich hinter ihm geschlossen hatte, stand ich auf. Ich entfaltete den Zettel, den ich in der Hand hielt. Die Formeln waren seriös. Ich hatte sie nicht gefälscht. Bloß weiß ich nicht, ob sich Siona zu meiner Weiterentwicklung bekannt hätte. Wohl kaum. Ich zuckte zusammen. Harey hatte sich mir von rückwärts genähert und meinen Oberarm berührt.
    -    Kris!
    -    Was denn, Liebling?
    -    Wer war das?
    -    Ich sagte dir ja, Doktor Snaut.
    -    Was ist das für ein Mensch?
    -    Ich kenne ihn nicht näher. Warum fragst du?
    -    Er hat mich so angeschaut…
    -    Sicher hast du ihm gefallen.
    -    Nein - sie schüttelte den Kopf. - Das war nicht diese Art von Blick. Er hat mich angeschaut, wie… wie wenn…
    Sie schauderte, blickte zu mir auf und schlug gleich wieder die Augen nieder.
    -    Gehn wir woanders hin…

Flüssigsauerstoff
    Ich lag im dunklen Zimmer, gefühllos, vertieft in das Leuchten des Zifferblattes am Handgelenk, ich weiß nicht, wie lange. Ich lauschte dem eigenen Atem und wunderte mich über etwas, aber all das - das Schauen auf das grünliche Ziffernkränzchen und die Verwunderung -, war in Gleichgültigkeit getaucht, die ich auf die Ermüdung zurückführte.
    Ich drehte mich auf die Seite, das Bett war seltsam breit, mir ging etwas ab. Ich hielt den Atem an. Völlige Stille trat ein. Ich erstarb. Nicht das leiseste Rascheln drang zu mir. Harey? Warum hörte ich ihren Atem nicht? Ich begann mit den Händen übers Bettzeug zu fahren:
    ich war allein.
    -    Harey! - wollte ich rufen, aber ich vernahm Schritte. Da ging jemand Großer, Schwerer, wie…
    -    Gibarian? - sagte ich ruhig.
    -    Ja, ich. Dreh das Licht nicht an.
    -    Nicht?
    -    Nein, nicht nötig. So wird es für uns beide besser sein.
    -    Aber du bist doch tot?
    -    Das macht nichts. Du erkennst doch wohl meine Stimme?
    -    Ja. Warum hast du das getan?
    -    Ich mußte. Du bist vier Tage zu spät gekommen. Wenn du    früher    eingeflogen    wärst,
    dann wäre das vielleicht nicht nötig gewesen, aber mach dir keine    Vorwürfe.    Ich    habe es
    nicht schlecht.
    -    Bist du wirklich hier?
    -    Ach, denkst du, du träumst von mir, wie du es bei Harey gedacht hast?
    -    Wo ist sie?
    -    Woher willst du wissen, daß ich das weiß?
    -    Ich kann es mir denken.
    -    Behalt das für dich. Sagen wir, daß ich an ihrer Statt hier bin.
    -    Aber ich will, daß auch sie hier sein soll.
    -    Das ist nicht

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