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Solarstation

Titel: Solarstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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dann…«
    Ich dachte an Oba, die sich auf die große Liebe ihres Lebens gefreut hatte, und wie er sie seinem wahnsinnigen Killer übergeben hatte, damit der sie grausam töten und schänden konnte.
    Ich dachte an Iwabuchi, der hatte sterben müssen, weil er einer der genialsten Ingenieure der Welt gewesen war. Ich dachte an Professor Yamamoto, der sein ganzes Leben daran gegeben hatte, der Menschheit den Weg ins All zu ebnen. Und ich dachte an Neil, meinen Sohn, den er mit Millionen anderer hatte umbringen wollen. Unwillkürlich legte ich die linke Hand auf die Tasche, in der immer noch das Fax knisterte, und finstere Unversöhnlichkeit erfüllte mein Herz, als ich ihn unterbrach: »Hören Sie, Khalid, es reicht jetzt. Es gibt keinen Ausweg. Sie werden in ein paar Stunden Ihrem Schöpfer gegenübertreten, und darauf bereiten Sie sich jetzt besser vor.«
    Damit schaltete ich ab und überließ ihn der Hölle seines eigenen Gewissens.
    In der Steuerzentrale war es sehr still geworden. Ich sah mich um, versuchte in den Gesichtern der anderen zu lesen, was sie empfanden. Das Mienenspiel Jayakars war von grausigem Entsetzen gezeichnet; offenbar versuchte er sich auszumalen, wie es jemandem ergehen mochte, der, eingesperrt in einen Raumanzug, hoch über dem Erdball dahintrieb, allein und von allen Menschen abgeschnitten, den unausweichlichen und nahen Tod vor Augen. Wenn man, was auf den Kybernetiker zweifellos zutraf, mit einer regen Phantasie gesegnet war, dann konnte einen diese Vorstellung auf Wochen hinaus mit Alpträumen versorgen.
    Moriyama sah mich nur an und nickte dann langsam und würdevoll sein Einverständnis, wieder jeder Zoll der Kommandant der Solarstation und damit Herr über Leben und Tod. Er war es, der den Tod Svens würde verantworten müssen – was ihm sicher keine Probleme bereiten würde. Aber ich hatte Khalid tatsächlich nicht angelogen: es gab wirklich keine Möglichkeit mehr, ihn rechtzeitig zurückzuholen, mit Sauerstoff zu versorgen oder sonstwie zu retten. Und, ja, es erfüllte mich mit einer gewissen Befriedigung, daß es so aussah, als habe ein höherer Richter beschlossen, Khalids Leben den Gesetzen der Himmelsmechanik zu überantworten.
    Der Blick des Kommandanten wanderte ruhig und bedächtig hinüber zu Tanaka, der an den Maschinenkontrollen saß, direkt neben Sakai. »Tanaka«, sagte Moriyama mit einem Kopfnicken in Richtung auf den gefesselten Komplizen der Piraten, »binden Sie ihn los.«
    Tanaka sah überrascht hoch, sah Moriyama an, und für einen Moment kam es mir vor, als tauschten die beiden Japaner auf unsichtbare Weise Argumente aus. Dann nickte er leicht, beugte sich zu Sakai hinüber und knotete dessen Fesseln auf.
    Sakai zuckte zusammen, als die Stricke von ihm abfielen, und schaute umher wie einer, der gerade aus dem Schlaf erwacht ist. Aber der Kommandant würdigte ihn keines Blickes; er hatte sich inzwischen vor seine Tastatur begeben, um sich beim Computersystem anzumelden.
    »Wir müssen uns überlegen, was wir als nächstes tun«, meinte er wie beiläufig. »Wir haben eine Station voller Leichen…«
    Jayakar und ich sahen uns verblüfft und entsetzt zugleich an, während Sakai geistesabwesend seine Handgelenke massierte. Er wirkte seltsam apathisch, wie betäubt. Auch Tanaka beachtete ihn nicht, sondern konzentrierte sich ganz darauf, die Stricke zu ordentlichen Bündeln zusammenzurollen. Ich sah zu Yoshiko hinüber, die sich überhaupt nicht um das zu kümmern schien, was hier vorging.
    »Hai«, sagte Tanaka nach einer Weile.
    Sakai sah von einem zum anderen, suchte den Blick Moriyamas, dann den Tanakas, und bekam keinen von beiden. Sein rechtes Augenlid zuckte. Dann nickte er, stieß einen leisen, zitternden Brummlaut aus und setzte sich langsam in Richtung Schott in Bewegung.
    Jayakar wollte ihm den Weg versperren, doch Moriyama bedeutete ihm mit einer Handbewegung, den Funker nicht aufzuhalten. So sahen wir zu, Jayakar und ich in höchstem Grade alarmiert, die Japaner – und Kim – dagegen mit rätselhaftem Gleichmut, wie sich die Schotthälften vor Sakai öffneten, wie sie es immer getan hatten, und sich ebenso hinter ihm wieder schlossen.
    Jetzt erst sah ich, welche Anzeigen Moriyama aufgerufen hatte. Es waren zwei Protokolle, die das Computersystem der Solarstation automatisch führte: erstens das Logbuch des Raumanzugdepots – welcher Raumanzug wurde wann entnommen, wann zurückgestellt, wann aufgetankt und wann generalüberholt – und zweitens das Log

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