Solarstation
grade ein bißchen durch, was meine Arbeit betrifft.«
»Das kann ich mir leider nicht erlauben. Aber vielleicht hast du ja Lust, mir zu helfen?«
Sie lächelte ihr sanftes asiatisches Lächeln. »Ach, so schlimm ist es auch wieder nicht…«
Ich konnte sie nicht ansehen, ohne daß mein Körper sich an unsere gemeinsamen Ekstasen erinnerte. Aber es war eine unausgesprochene Regel unserer Beziehung, daß die Initiative von ihr ausgehen mußte.
»Na ja«, sagte ich mit unbeholfenem Lächeln. »Ich muß an die Arbeit.«
»Ja«, erwiderte sie. »Ich wohl auch. Mata .« Wenigstens einen Kuß hätte sie mir geben können. Wenigstens eine kurze Berührung. Aber sie angelte nur nach dem nächsten Haltegriff, warf mir einen letzten Blick zu und schwebte davon, und ihr herrliches langes Haar wirbelte hinter ihr her, als wäre sie Arielle, die Meerjungfrau.
Also gut, ich wußte ja, daß Yoshiko außerhalb des Liebesnestes niemals küßte. Und außerdem hatte ich jetzt wirklich andere Sorgen. Ich öffnete das Schott zum Solarenergiemodul, wo ich Iwabuchi wußte.
KAPITEL 6
Taka Iwabuchi und James Jayakar waren in eine heftige wissenschaftliche Diskussion vertieft, als ich hereinkam, und beachteten mich überhaupt nicht – wie man eben den Hausmeister ignoriert, der abends kommt, um die Papierkörbe zu leeren.
»Interferenz?« fragte Jay gerade und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das wild zerwühlte Haar. »Irgendeine Beeinflussung des Laserstrahls durch den Energiestrahl?«
»Völlig unlogisch.«
Iwabuchi war ein Berg, ein Schrank von einem Mann, und die Intelligenz sprühte ihm förmlich aus allen Knopflöchern. Mit hellwachen Augen musterte er den indisch-britischen Kybernetiker, der, in eine Wolke von schlangengleich verdreht in der Luft hängenden Computerlisten, freischwebenden Handbüchern und fliegenden Schreibstiften eingehüllt, auf einer Sitzstange vor seinem riesigen Computerbildschirm festgeschnallt saß.
»Es muß irgend etwas geben, das sich vor zwei Monaten verändert hat«, beharrte Iwabuchi und gab einem dicken Nachschlagewerk, das allzu aufdringlich vor seinem Gesicht umherdümpelte, einen sanften Stoß mit dem ausgestreckten Zeigefinger. »Vorher hat es funktioniert, und seither funktioniert es nicht mehr. Frage: was hat sich verändert?«
»Die Größe der Solarfläche.«
»Minimal. Und das hat nur Auswirkungen auf die Menge der maximal möglichen Energie, während die Vibrationen bereits bei minimaler Energie entstehen.«
»Und Interferenz halten Sie für völlig ausgeschlossen?« wollte Jay wissen. »Ich bin kein Physiker, aber sowohl der Laser als auch der Energiestrahler senden elektromagnetische Wellen…«
»Ich bin auch kein Physiker«, versetzte Iwabuchi gelassen, »aber selbst wenn es ein physikalischer Effekt wäre, ist nicht einzusehen, warum er vor acht Wochen noch nicht aufgetreten sein soll.«
Ich hörte der Unterhaltung der beiden zu, während ich Abfall einsammelte, mit meinem Dampfstrahler Wände und Boden bearbeitete, problematische Stellen von Hand nachwischte und mich bemühte, völlig harmlos zu wirken. Ich befand mich gerade hinter Iwabuchi und polierte einige Rohrleitungen, als dieser sich umdrehte und beiläufig meinte: » Chotto, Leonard, der blaue Sack dort hinten enthält Abfall, der wegkann.«
Ich wäre fast zusammengezuckt, schaffte es aber, mich beinahe ebenso beiläufig umzusehen, einen kleinen blauen Plastiksack auszumachen, der mit einem Stück Schnur an einer Strebe festgezurrt war, und zu sagen: »Ah ja, in Ordnung.«
»Die Frage, Mister Jayakar«, fuhr Iwabuchi dann fort, während ich weiter in einigen schmierigen Wandlöchern herumpulte, »ist ganz einfach und immer dieselbe: was hat sich verändert? Was hat sich in Ihren Programmen verändert?«
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Jay mißmutig auf die unendlichen Programmzeilen starrte, die über seinen Schirm huschten. »Mein Gott, was habe ich verändert…?« wiederholte er, in einem Tonfall, als spräche er mit sich selbst. »Nichts, was ich nicht inzwischen schon unzählige Male rückgängig gemacht habe.«
»Sind Sie sicher?« bohrte Iwabuchi.
»Sicher?« brauste Jay auf. »Natürlich bin ich mir nicht sicher! Wer kann sich schon sicher sein bei Software? Das sind Millionen von Programmzeilen, und unzählige Programmierer haben daran herumgestrickt, gute und schlechte, geniale und sorgfältige, alles, was Sie wollen.«
»Wir müssen in Ihrer Software anfangen zu suchen, Jay«, beharrte
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