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Solarstation

Titel: Solarstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Columbia ins Smithsonian Museum in Washington gestellt und wurden die übrigen drei Spaceshuttles nach Japan verkauft. Ich spüre immer noch die Fassungslosigkeit, mit der ich einen Leitartikel der New York Times las, der diesen Verkauf als ›gutes Geschäft und bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Außenhandelsbilanz‹ feierte.
    Während ich einen frischen Overall überstreifte und den Clip mit meinem Namen an der Brust festmachte, gedachte ich wie so oft in Dankbarkeit meines alten Professors für Astronomie, Harry M. Wheeler, der alle seine Beziehungen hatte spielen lassen, um mir einen Job bei der NASDA, einer der beiden japanischen Raumfahrtbehörden, zu verschaffen. Ihm verdankte ich es, daß ich hier war, daß ich es doch noch geschafft hatte. Nicht als Sieger – man kann nicht sein ganzes Leben lang siegen. Aber immerhin erfolgreich. Ich hatte mit blutendem Herzen Abschied nehmen müssen von dem Land, das ich liebte, und ich hatte es geschafft, die Japaner schätzen zu lernen und in Japan so etwas wie heimisch zu werden. Mein jüngstes Erfolgserlebnis war kurz vor dem Start hier herauf gewesen, als ich erfuhr, daß ich mittlerweile auf der internen Präferenzliste des Personalbüros in meinem Fachgebiet Maintenance and Security zur allerersten Wahl aufgerückt war.
    Security. Sicherheit war bisher kein Problem gewesen. Was die rein technische Sicherheit anbelangte, gab es keinen Raumfahrer, der sich damit nicht bestens auskannte. Und was andere Aspekte von Sicherheit anbelangte – mein Gott, es hatte noch nicht einmal einen Diebstahl auf der Raumstation gegeben! Und jetzt Sabotage? Beinahe schmerzhaft wurde mir klar, daß ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wie ich vorgehen sollte. Ich war schließlich kein Privatdetektiv. Und wenn auch nur eine der Befürchtungen Moriyamas zutraf, dann spielten sich hier Dinge ab, die mehrere Nummern zu groß für einen Amateur waren.
    Plötzlich fiel mir ein Bruchstück des Textes ein, der zu der Melodie gehörte, die ich während des Anziehens vor mich hin gesummt hatte: What goes up, must come down… Ein Text aus einem alten Song; ich wußte nicht mehr, von wem. Ich verließ meine Kabine und machte mich auf den Weg. Es sah ganz so aus, als würde ich meinen Nummer-1-Platz nicht lange halten. Als ich mich von Haltegriff zu Haltegriff den Gang entlangzog, kam es mir vor, als sei es plötzlich wärmer geworden, aber ich wußte, daß das nur meine Angst war.

KAPITEL 5
    Die Raumstation ist ein Gebilde, zusammengesetzt aus zahlreichen zylinderförmigen Modulen, die jeweils eine Länge von maximal dreizehn Metern und einen Durchmesser von etwas mehr als vier Metern haben: genau die Dimensionen, die es erlauben, ein solches Modul fertig vormontiert mit einem Spaceshuttle in die Erdumlaufbahn zu transportieren. Das Herz der Station ist der sogenannte Knotentunnel, zwei Module, die der Länge nach aneinander befestigt sind und deren Verbindungsstelle besonders verstärkt ist, weil sie außerdem noch die gesamte, riesige Sonnenfläche trägt. Der Knotentunnel ist das, was in einem irdischen Gebäude das Treppenhaus wäre. Er ist zum größten Teil leer, bis auf einige kleinere Wandschränke oder in unwichtigen Ecken befestigte Gerätschaften, und ist durch insgesamt drei quer zu seiner Längsrichtung verlaufende Rippen versteift. Von diesem Tunnel, der die Längsachse der Station darstellt, führen Druckschotte in die verschiedenen Labor- und Wohnmodule. Diese Druckschotte sind normalerweise geschlossen, öffnen sich jedoch automatisch, wenn man sich ihnen nähert. Lediglich falls die Sensoren einen Druckabfall in einem der Module registrieren würden, würde das entsprechende Schott vom Computer verriegelt werden.
    Das ist ein Grundprinzip jeder Raumstation, das aus der Seefahrt stammt. Man muß immer mit der Möglichkeit rechnen, von einem größeren Meteoriten getroffen zu werden, und bereits ein Gesteinsbrocken von der Größe eines Daumengliedes – was, wie man hinzufügen muß, extrem selten vorkommt – könnte bei den für diese himmlischen Geschosse üblichen Geschwindigkeiten enorme Beschädigungen anrichten. Wenn aber ein Leck in einer Außenwand entsteht, durch das die Atemluft ins All entweicht, kann durch Schließen der Schotte wenigstens der Rest der Station gerettet werden.
    In der Schwerelosigkeit stellt der Gleichgewichtssinn seine Funktion zum größten Teil ein, was zur Folge hat, daß es keine Unterscheidungen zwischen oben und unten gibt. Das Auge

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