Solarstation
würde eine Schweinearbeit werden, es von dort wieder wegzuputzen.
Ich sah auf die Uhr. Bisher hatte ich reichlich Zeit gehabt, weil es nur darauf angekommen war, meinen Plan zu realisieren, ehe die Solarstation Mekka erreichte. Jetzt aber mußte ich mich beeilen, weil Khalid demnächst seinen Killer vermissen würde. Seit Ralfs Enthauptung waren erst einige Minuten vergangen, aber es würde nicht lange dauern, bis den Männern auf der Brücke auffallen würde, daß sie schon lange nichts mehr von Ralf gehört hatten. Einer von ihnen würde dann eine Frage an ihn in sein Funkgerät sprechen, und Ralf würde nicht antworten. Dann würden sie ihn suchen und ziemlich rasch finden. Und wenn sie ihn gefunden hatten, würden sie wissen, daß irgend etwas nicht mit rechten Dingen zuging auf dieser Raumstation.
Eile war also geboten. Ich schob mir Ralfs gewaltigen Revolver in den Gürtel, packte das Schwert und verließ das Labor. Das Licht löschte ich vorher. Sollte der nächste, der hier hereinkam, auch seine Überraschungen erleben.
Der Knotentunnel lag immer noch still und leer. Ich huschte rasch und leise zum gegenüberliegenden Schott, das sich bereitwillig vor mir öffnete, zog mich hindurch und wartete, bis es hinter mir wieder zugefahren war.
Auch hier brannte Licht. Strom war das einzige, womit man an Bord der Solarstation nicht sparen mußte. Ich sah mich um. Es kam mir vor, als sei es Ewigkeiten her, seit ich Jayakar und Iwabuchi hier bei ihrem Gespräch belauscht hatte. Hier war die gesamte Energieversorgung zusammengefaßt, die Transformatoren für den Strom aus der Solarfläche ebenso wie die Steuerung und Beschickung des Energiesenders. Ein feines, nervöses Summen lag in der Luft, ein hoher Ton, kaum noch hörbar. Die Solarstation war ein Kraftwerk, gegen das einem die meisten Kraftwerke unten auf der Erde wie trübe, funzelige Fahrraddynamos vorkamen. Wenn man die langgestreckten Aggregate mit der bloßen Hand berührte, spürte man sie kraftvoll vibrieren und konnte sich einbilden, das gewaltige Energiepotential des Solarspiegels am eigenen Leib zu erfahren.
Mein Plan war schon einfach gewesen, als ich aufgebrochen war, und inzwischen war er noch einfacher geworden. Ich brauchte nur ungefähr zweieinhalb Minuten.
Zweieinhalb Minuten später – zweieinhalb Minuten, die die japanischen Steuerzahler die unbedeutende Kleinigkeit von einer Milliarde Yen gekostet hatten – kehrte ich zurück in den Knotentunnel. Nun war mir wesentlich wohler zumute. Ich hatte das Schwert zurückgelassen, nur den Revolver behalten. Und ich hatte einen Schraubenzieher gefunden und eingesteckt.
Mit dieser lächerlichen Ausstattung gedachte ich, den übrigen drei Halunken das Handwerk zu legen.
Noch hatte ich das Überraschungsmoment auf meiner Seite. Wenn ich mich beeilte, mochte es mir gelingen. Und wenn ich Glück hatte. Wenn die anderen tatsächlich alle noch auf der Brücke waren. Wenn die Überwachungskameras ausgeschaltet waren. Es gab noch eine ganze Menge anderer ›Wenns‹, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielten, aber ich ignorierte sie einfach.
Es mochte gelingen. Vielleicht gelang es auch nicht. Irgendwie war mir das jetzt nicht mehr so wichtig.
KAPITEL 31
Ich schoß durch die Tunnelröhre wie ein geschmeidiger Fisch, geradewegs auf das Schott der Brücke zu. Den Schraubenzieher hatte ich in der rechten Hand, und mit der linken Hand steuerte ich meinen lautlosen Gleitflug, stieß mal hier mit drei steifen Fingern kurz gegen die Wand, tippte dort gegen einen vorbeihuschenden Haltegriff. Jetzt würde alles sehr schnell gehen. In wenigen Augenblicken würde es entweder mit den Piraten oder mit mir endgültig vorbei sein.
Mein Ziel war die Wartungsluke unterhalb des Schotts. Diesmal achtete ich sorgfältig darauf, nicht in den Erfassungsbereich der Öffnungsautomatik irgendeines der umliegenden Schotts zu geraten. Ich verkeilte mich mit den Zehen unter einen Haltegriff in der Nähe und machte mich dann ohne zu zögern über die erste Schraube der Luke her.
Ich gedachte denselben Trick anzuwenden, mit dem die Piraten uns in den Wohnmodulen eingesperrt hatten. Hinter der Wartungsöffnung lagen alle Anschlußleitungen für das hinter dem Schott angeflanschte Modul mit Ausnahme der Luftzufuhr und der Wasserleitungen. Ich brauchte nur den Deckel abzuschrauben, dann konnte ich nicht nur das Schott blockieren, sondern ihnen auch die Elektrizität abstellen und alle Kommunikationsverbindungen kappen.
Die
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