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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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standen horizontal dicht beieinander, sodass der Aufstieg leicht vonstatten ging. Bald befand Dar sich hoch über dem Boden und überblickte das ganze Tal. Die Lagerfeuer des Feindes waren in der Ferne sichtbar. Die Offiziere des Vertreters der Königin hatten sich hinter den Ork-Einheiten versammelt. Dar erspähte eine Söldnergruppe, die sich von der Nachschubeinheit entfernte. Sie kam in ihre Richtung. Obwohl diese Entdeckung Dar nervös machte, war eine andere viel beunruhigender: Die Landschaft kam ihr bekannt vor. Sie hatte sie schon einmal gesehen – in der Vision mit den goldenen Lichtern.
    Dar erinnerte sich, dass die Lichter ausgegangen waren, und dies ließ sie Böses ahnen. Sie wollte gerade hinabklettern, als sie sah, dass die Söldner den Hügel heraufkamen. Dar erstarrte und wartete ab. Es waren mehr als zwei Dutzend Männer, hauptsächlich Murdanten. Einige brachten Frauen mit. Neena war die Einzige, die sie kannte. Zu ihrer Bestürzung hielt der ganze Trupp unter dem Baum an. »Hier ist ein guter Platz«, sagte jemand.
    Minuten voller Angst vergingen, dann sah Dar weitere
Söldner, die sich näherten. Ein Reiter führte sie an. Es war nun zu dunkel, dass sie ihn hätte erkennen können, doch als sie ihn etwas rufen hörte, war es eindeutig Kols Stimme. »Habt ihr sie?«
    »Nein, Hauptmurdant.«
    Kol spornte sein Pferd den Hügel hinauf an. »Bei Karms heiligem Arsch! Was macht ihr denn dann hier oben?«
    »Wir haben jeden Stein umgedreht«, sagte ein Söldner.
    »Dann sucht noch mal!«, schrie Kol. »Wenn ihr das Balg habt, ist auch Dar nicht fern. Reißt die Planwagen auseinander, wenn es nicht anders geht, aber schnappt Dar! Kommt bloß nicht mit leeren Händen zurück!«
    Als er absaß, liefen einige der Söldner den Hang wieder hinab. Dabei begegneten sie anderen, die heraufkamen. Dar hörte Teeg rufen: »Hat man das Wiesel geschnappt?«
    »Nein«, sagte Kol. Die Bosheit, die er in dieses eine Wort legte, ließ Dar zusammenzucken.
    »Wir haben ja noch Zeit«, sagte der von der Kletterei schwer atmende Teeg. Er schaute sich in der Gegend um. »Das ist ein guter Platz«, sagte er. »Hoch genug, um alles zu sehen, und nicht zu dicht dran. Sind das da ihre Lagerfeuer?«
    »Ja«, sagte Kol. »Man sollte eigentlich annehmen, dass sie so tun, als würden sie fliehen.«
    »Das ergibt für die Pissaugen auch keinen Unterschied«, sagte Teeg. Er schaute kurz den hell am Himmel leuchtenden Mond an. »Der da wird sie aber stören. Im Dunkeln stehen ihre Chancen besser.«
    »Ob hell oder dunkel, sie haben überhaupt keine Chance«, sagte Kol. »Die Kundschafter schätzen, dass sich in den Bergen hier sechstausend verstecken.«
    »Das wird ja dann ’ne schöne Metzelei«, sagte Teeg. »Wie gut, dass wir von hier aus zuschauen können.«

    Kol band Donners Zügel an einen niedrigen Ast, dann trat er zu Teeg, um die hereinbrechende Nacht zu bewundern. Inzwischen war Dar klar geworden, dass jene, die sich um den Baum versammelt hatten, die wenigen Auserwählten waren, die um die bevorstehende Gefahr wussten. Diese Leute würden so bald nicht wieder verschwinden. Sie zog in Erwägung hinabzuklettern, auf Donners Rücken zu springen und abzuhauen, um Twea zu holen. Doch als unerfahrene Reiterin wusste sie, dass diese Idee eher aus Verzweiflung als aus Mut geboren war. Sie gab die Idee auf. Die schreckliche Wahrheit war: Sie saß in der Falle. Sie konnte Twea nicht erreichen. Wenn sie ihr Leben wegwarf, half sie dem Mädchen damit nicht. Dar konnte nur eins tun: Warten und hoffen, dass die Ereignisse sich zu ihren Gunsten entwickelten.
    Die stille Luft wurde allmählich feucht und kalt. Dunst stieg vom Bach unten im Tal auf. Die Orks waren im hellen Mondschein gut auszumachen, wie auch die Nachschubeinheit hundert Schritte hinter ihnen. Dar konnte sogar erkennen, dass meist Frauen bei den Wagen zurückgeblieben waren. Männer auf Pferden riefen Kommandos. Die Orks setzten sich schweigend in Bewegung. Vorsichtig, damit niemand sie hörte, kletterte Dar höher hinauf, um besser zu sehen.

38

    VON IHREM AUSSICHTSPUNKT auf dem Baum schaute Dar zu, wie die Strategie sich in Chaos auflöste. Der Kampf begann zunächst absolut methodisch. Die Orks rückten bis zu dem Ort vor, an dem die Lagerfeuer brannten. Auf irgendein Signal hin, das Dar nicht hören konnte, griffen sie an. Die Lagerfeuer wurden schnellstens gelöscht. Dies war, wie sich herausstellte, ein Signal. Rufe schallten von den bewaldeten Hügelkuppen herab,

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