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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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viele Angreifer wie möglich töteten. Wenn die Orks bezwungen waren, würden Kregants Männer zuschlagen und die Arbeit beenden, die die Orks begonnen hatten. Feistav würde verlieren. Die Orks würden verlieren. Kregant würde gewinnen.
    Dar fragte sich, wieso die Orks dies nicht selbst erkannten, wo selbst ihr alles so klar war. Sie schlagen doch nicht die erste Schlacht, dachte sie. Bestimmt hatten sie es schon mit Hinterhalten zu tun. Dann endlich begriff sie, wie tief die Treue der Orks ging. Sie ehren das Versprechen ihrer Königin; sie wissen, dass es sie das Leben kostet. Dar erkannte, dass der Fehler im Denken der Orks darin lag, dass sie glaubten, der Vertreter der Königin sei ebenso ehrenhaft wie sie. Sie fand es verwunderlich, dass eine Herrscherin eine solche Verehrung hervorrufen konnte – und dass Menschen so durchtrieben sein konnten, diese Verehrung zu missbrauchen.
    Doch was ihr auch durch den Kopf ging, sie sah keine Möglichkeit, irgendetwas zu ändern. Sevren hat recht. Nur Könige und Königinnen können die Welt ändern. Ich kann nur dafür
sorgen, dass Twea und ich überleben. Und schon das war schwierig genug.
     
    Als die Orks in das Tal der Kiefern einmarschierten, stand die Sonne niedrig, und der mit Gras bewachsene Talboden lag im Schatten. Ein sich dahinschlängelnder Bach floss durch das Tal, der zwar breit, aber seicht war, denn es hatte lange nicht geregnet. Die Hügel zu beiden Seiten waren steil, aber nicht so steil, dass Reiter oder Fußsoldaten ihn nicht hinabsteigen konnten. Auf den oberen Hängen wuchsen Kiefern und andere immergrüne Pflanzen. Im abnehmenden Licht sahen sie fast schwarz aus. Dar musterte die Bäume furchtsam und hielt nach feindseligen Gesichtern Ausschau. Sie sah aber keins.
    Da die Kavallerie anderswo beschäftigt war, trabten einige berittene Offiziere als Kundschafter voraus. Kurz nach ihrer Rückkehr hielten die Orks und alle ihnen Folgenden an. Von ihrer Position in der Mitte der Nachschubeinheit aus konnte Dar nur wenig erkennen. Söldner und Frauen bewegten sich zwischen den Planwagen, ohne zu wissen, was als Nächstes kam. Dar fragte sich, ob nun der Zeitpunkt gekommen war, an dem sie und Twea sich vom Tross absetzen sollten. Die in der Luft liegende Spannung überzeugte sie, dass dem tatsächlich so war. Sie packte Tweas Hand. »Komm mit.«
    Twea folgte ihr, ohne Fragen zu stellen. Zu zweit bahnten sie sich einen Weg zum Rand der Menge. Dar blickte sich rasch um und hielt nach dem besten Fluchtweg Ausschau. Ein Stück weiter im Tal schnallten die Orks ihre eingerollten Quartiere ab und warfen sie auf einen Stapel. Das war das Zeichen, dass sie sich auf einen Kampf vorbereiteten. Dars Blicke suchten die Hügel ab. Das Tal war zwar schmaler geworden, doch sie mussten noch immer eine breite Fläche offenen Geländes überqueren, bevor sie die Hänge erreichten, um zwischen den
Bäumen ein Versteck zu finden. Dar fragte sich, ob Twea diesen Anstrengungen gewachsen war. Flucht war Desertion. Wenn man sie schnappte, waren sie des Todes.
    Als Dar gerade ihre Chancen sondierte, sah sie Murdant Kol auf sie zureiten. Er führte eine Söldnergruppe an. Er war zwar noch weit entfernt, doch sie sah, dass er Befehle schrie und die Gesichter der ihn umgebenden Menge absuchte. Sie nahm an, dass er jemanden suchte – wahrscheinlich sie. Sie zog Twea beiseite.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Twea.
    »Ich muss dich verstecken«, erwiderte Dar.
    Die beiden bahnten sich einen Weg durch verwirrte Frauen und Söldner, bis sie einen scheinbar herrenlosen Wagen erspähten. Sie näherten sich ihm. Als Dar den Eindruck hatte, dass niemand sie beobachtete, schubste sie Twea auf die Ladefläche. »Versteck dich unter der Plane und komm nicht raus«, sagte sie. »Wenn es dunkel wird, komme ich zurück.« Sie sah einen ängstlichen Ausdruck auf Tweas Gesicht. »Es geht schon in Ordnung. Ruh dich aus, solange ich weg bin.«
    Dar rannte mit gesenktem Kopf davon. Statt sich nach hinten abzusetzen, beschloss sie, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Wenn sie Murdant Kol aus dem Weg gehen konnte, würde sie Zeit gewinnen, solange er den Rest der Nachschubeinheit prüfte. Außerdem war sie den Orks dort näher.
    Dars Plan funktionierte. Sie erreichte die Spitze der Nachschubeinheit, ohne erwischt zu werden. Von ihrem Standort aus konnte sie sehen, dass die Orks Kampfformation annahmen. Die Schildronen – jede sechsunddreißig Orks stark – nahmen wie Ziegel in einer Wand ihre

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