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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Murdant Kol als schattenhafte Gestalt auf Donner sitzen. »Er ist wieder da«, flüsterte sie.
     
    Kovok-mahs Blicke durchdrangen mühelos die Finsternis. Er beobachtete, wie der Murdant absaß, zu dem Zelt ging, in dem die Frauen schliefen, und hineinschaute. Dann brachte er sein Pferd in den Stall. Kovok-mah fiel auf, dass Kol sich bewegte als, sei er verletzt. Es fiel dem Ork schwer, den Gesichtsausdruck eines Washavoki zu deuten, doch Kols abrupte Bewegungen verrieten, dass er verärgert war. Während Kovok-mah seine Beobachtungen machte, mischte sich die saure Witterung von Dars Angst mit dem durchdringenden Geruch ihres Zorns und wurde stärker. Als Kol im Stall verschwand, hauchte sie: »Kann ich heute Nacht hierbleiben?«
    In Kovok-mahs Innerem widerstritten die Gefühle. Er fand keinen großen Gefallen an der Vorstellung, sein Quartier mit
einer Washavoki zu teilen. Ihr Geruch würde noch lange nach ihrem Fortgang bleiben. Außerdem waren Washavoki eigenartig und grausam. Zna-yat hat recht, sagte er sich. Ich sollte ihnen aus dem Weg gehen. Doch obwohl er gern glauben wollte, dass Dars Schicksal ihn nichts anging, wusste er nicht genau, ob Muth’la in dieser Hinsicht die gleiche Meinung hatte. Wenn es Muth’la ehrt, wenn Dargu uns auftischt, würde es sie entehren, wenn man Dargu Gewalt antut? Kovok-mah musterte Dar, die still auf seine Antwort wartete. Sie wirkte ergrimmt und ängstlich zugleich. Ich habe sie Mutter genannt, dachte er. Dann wusste er, wie seine Antwort ausfallen musste.

21

    ZUERST WAR DIE BERÜHRUNG ein Bestandteil von Dars Albtraum. Dann erwachte sie und erkannte, dass die Hand auf ihrer Schulter nicht Kols Hand war. Sie hatte sich auf dem Boden von Kovok-mahs Quartier eingerollt und lag so nahe vor dem sitzenden Ork, dass seine Knie gegen ihren Rücken drückten. Kovok-mah schüttelte sie fester. Der Albtraum verblasste zwar, doch nicht das Gefühl der Bedrohung, das er ausgestrahlt hatte. »Du musst gehen«, sagte er.
    Dar lugte hinaus. Ein neuer Tag dämmerte herauf. Ihre Furcht nahm zu. »Kann ich nicht bleiben?«
    »Thwa. Du jetzt gehen.«
    Dar fragte sich, ob Kovok-mah wusste, dass er ihr Schicksal damit besiegelte. Wahrscheinlich ja, dachte sie. Es ist ihm aber gleichgültig. Sie zog kurz in Erwägung, ihn um Schutz zu bitten, doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Ich werde mich nicht erniedrigen.
    Mit diesem Beschluss löste sich ihre letzte Hoffnung in Wohlgefallen auf. Sie schaute noch einmal hinaus. Alles war still.

    »Vata«, sagte Dar in der Hoffnung, dass Kovok-mah die Endgültigkeit ihres letzen Grußes verstand.
    Sie zog das zerrissene Kleid über der Brust zusammen und eilte ins Frauenzelt. Vielleicht konnte sie sich umziehen, bevor die Männer kamen, und eine Waffe auftreiben. Als sie eintrat, richtete Taren sich auf. »Da bist du ja«, sagte sie und beäugte Dars Gewand. »War es schlimm?«
    »Schlimmer als du dir vorstellen kannst.« Dar zog sich rasch um. »Wo sind die Messer?«
    »Was willst du denn mit einem Messer?«
    »Ich brauch einfach eins.«
    »Sie sind auf dem Planwagen«, sagte Taren.
    Teegs Karren, dachte Dar. Ihre Laune verschlechterte sich noch mehr. Dann kann ich mich nur mit einem Holzscheit oder einem Schöpflöffel verteidigen. Um weiteren Fragen zu entgehen, verließ sie das Zelt. Der Kessel mit der kalten Grütze stand neben der Asche des Feuers vom vergangenen Abend. Der Schöpflöffel hing an seinem Rand. Dar packte ihn. Das Utensil fühlte sich leicht an, doch das gesamte Feuerholz war verbrannt. Dann ist dies wohl meine Waffe. Sie tauchte den Löffel in die kalte Grütze, um ihre Henkersmahlzeit zu sich zu nehmen.
    Sie aß noch, als Taren aus dem Zelt kam. »Was ist gestern Abend vorgefallen, Dar?«
    Dar schluckte. »Murdant Kol ist nun endlich zur Tat geschritten …«
    Der Anblick von Männern, die gerade den Stall verließen, ließ sie innehalten. Normalerweise zockelten die Söldner verschlafen und mürrisch zum Frühstück. Heute Morgen kamen sie wie eine Horde aus ihrem Quartier stolziert und bewegten sich zielbewusst.
    Dar fiel auf, dass niemand eine Holzschale bei sich hatte. Als sie die Leute auf sich zukommen sah, wurde ihr Verlangen, davonzurennen,
fast unwiderstehlich. Nur unter Aufbietung all ihrer Kräfte gelang es ihr, dort zu bleiben, wo sie war.
    Einige Schritte vor dem Kessel blieben die Soldaten stehen. Inzwischen waren auch Kari und Neena da, die ihnen zuschauten und erkannten, dass etwas im Schwange war. Die

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