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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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einen mächtigen Freund. Es war keine Frage, dass Kovok-mah mächtig war. Aber könnte er auch mein Freund sein? Es kam Dar unwahrscheinlich vor. Sie sinnierte weiter und kam zu der Überzeugung, dass dies ihre einzige – wenn auch geringe – Hoffnung war. Sie suchte die Landschaft noch einmal mit Blicken ab, dann rannte sie auf das Lager der Orks zu.
     
    Das Stechen in Kols Unterleib machte das Gehen zwar schmerzhaft, doch er hielt sich mit bloßer Willenskraft aufrecht. Es war gut möglich, dass Dar ihn beobachtete; deswegen war es wichtig, keine Schwäche zu zeigen. Im Gehen rief
er sein Pferd. Als er von einem finsteren Hang ein Wiehern vernahm, bewegte er sich darauf zu.
    Während er das Pferd suchte, überlegte er, wie er die Lage zu seinem Vorteil nutzen konnte. Kol wusste von Dars Wagemut; er nahm an, dass sie zu intelligent war, um fortzulaufen. Dies bedeutete vermutlich, dass sie ins Lager zurückging. Wenn er recht hatte, musste er sie zum Schweigen bringen, und zwar so, dass nichts darauf hindeutete, welchen Strich sie ihm durch die Rechnung gemacht hatte. Langsam entwickelte er einen Plan. Wenn er ins Lager kam, würde er einen befriedigten Eindruck machen. Dann würde er Dar in einer großzügigen Geste mit den Männern »teilen«. Er konnte den für nächsten Tag angesetzten Marsch leicht verschieben, damit jeder an die Reihe kam. Dars Widerstand würde seinen Ruf verbessern. Wenn die Söldner erst mal fertig waren, würde er sie töten. Die Männer würden ihr Vergnügen haben und die Wahrheit nie erfahren. Kol lächelte trotz seiner Schmerzen. Am nächsten Tag würde sein Problem gelöst sein.
     
    Der Ork-Wachtposten beugte sich vor und packte Dar, sobald sie die Markierung aus Ästen überwunden hatte. Er drückte sie mit einem Arm an seinen Brustkorb und richtete die Spitze seines Schwertes auf ihre Kehle. Dar empfand den Druck als so heftig, dass sie kaum noch genügend Luft bekam, um »Gat!« – Aufhören! – zu rufen.
    Als der Ork seine Sprache hörte, zögerte er. »Mer sav Kovok-mah! «, rief Dar. Ich Kovok-mah sehen! Der Posten erwiderte etwas, das sie nicht verstand, und so wiederholte sie ihre Worte.
    Der Ork senkte sein Schwert und packte Dars Arm. »Sutat«, sagte er.
    Dar verstand das Wort. Es bedeutete komm. Der Ork führte
sie zu einer Unterkunft und sprach mit dem Ork, der sie bewohnte. Das Riedgras teilte sich. Dar erhaschte in dem dunklen Inneren einen Blick auf etwas Grüngoldenes. »Dargu? Was machst du hier?«
    »Ich muss mit dir reden.«
    Kovok-mah sagte etwas zu dem Posten. Der Posten ging wieder. Dann schob Kovok-mah einige Gegenstände beiseite und machte vor sich einen Platz frei. »Setz dich«, sagte er.
    Dar zog ihr zerrissenes Kleid über dem Busen zusammen, kniete sich hin und bedankte sich. »Shashav, Kovok-mah.«
    »Ich rieche Furcht.«
    »Hai. Ein Mann hätte mich beinahe vergewaltigt.«
    »Was heißt ›vergewaltigt‹?«, fragte Kovok-mah.
    »Wenn Min und Muth tun, was Muth zu Muthuri macht. Wie heißt das Wort?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Min … Muth … zusammen«, sagte Dar und setzte die Hände ein, um den Geschlechtsverkehr bildlich darzustellen. »Machen Kind. Was ist Wort?«
    »Thrim. Wir sagen ›Min thrimak muth‹.«
    »Washavoki wollte thrimak mich gegen meinen Willen.«
    »Gegen deinen Willen? Wie ist das möglich?«, fragte Kovok-mah.
    »Männer sind stark«, sagte Dar. »Sie setzen Kraft ein.«
    »Aber das würde Muth’la verletzen!«
    »Männern ist Muth’la egal.«
    »Verletzt es eure Karm?«
    »Hai.«
    »Und Washavoki tun es trotzdem?«
    »Immerzu«, sagte Dar. Sogar in der Finsternis konnte sie sehen, dass Kovok-mah die Augen weit aufriss. Es wirkte bizarr, dass eine Vergewaltigung ihn so entsetzte.

    »Und das dir passiert?«
    »Nicht heute Abend. Ich habe mich gewehrt. Nun ist er wütend. «
    »Welcher Washavoki?«
    »Murdant Kol«, sagte Dar. »Er reitet ein Pferd.«
    »Bah Simi?«
    Dar übersetze im Geiste: Blauauge. »Hai, das ist er.«
    »Was wird er jetzt tun?«, fragte Kovok-mah.
    »Er versucht es vielleicht wieder. Oder lässt es von anderen tun. Vielleicht verletzt oder tötet er mich. Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe dich oft mit Bah Simi gesehen. Du sahst nicht aus wie jemand, der Angst hat.«
    »Er hat gesagt, ich bin seine Frau. Er hat mich vor anderen Männern beschützt, doch nur, weil er mich selbst haben wollte. Heute Abend hat er …« Dar hielt inne, denn sie hörte Hufschlag. Sie lugte ins Dunkel hinaus und sah

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