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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Männer glotzten Dar an wie eine durch Aggressivität und Geilheit geeinte Meute. Noch wagte es keiner, aus der Masse hervorzutreten. Dar konnte zwar nur vermuten, was Murdant Kol ihnen berichtet hatte, doch das Ergebnis seiner Worte war eindeutig: Sie war vogelfrei. Nur eine Frage war noch offen: Wer würde als Erster über sie herfallen?
    Nach einem angespannten Augenblick fasste Muut den Beschluss, dass er der Erste sein wollte. Er kam grinsend näher. »Die wollte ich schon immer mal ausprobieren«, sagte er. Er stürzte sich auf Dar. Dar schwang den Schöpflöffel und traf sein Kinn. Sie hörte einen Söldner lachen. Dann schlug Muut auf ihren Brustkorb. Dar keuchte auf. Sie hatte Probleme, Luft zu holen. Sie klappte zusammen und ließ den Löffel fallen.
    Muut packte ihren Arm und riss daran. »Zum Stall, du Luder. «
    Als er sie fortzerrte, bekam sie wieder Luft. Die anderen Söldner folgten ihnen. Nun, da der erste Schritt getan war, wartete wohl jeder darauf, dass er an die Reihe kam.
    Sie waren schon auf halbem Wege zum Stall, als Muut sie plötzlich losließ. Als Dar sich verdutzt umschaute, sah sie, dass dort, wo Muut gerade noch gestanden hatte, Kovok-mah stand. Er war bewaffnet. Er hielt Muut am Hals gepackt und ließ ihn auf Ärmeslänge über dem Boden baumeln. Der Ork ignorierte den um sich tretenden und sich wehrenden Menschen und schaute nun die anderen Söldner an. »Das ist meine Flau!«, bellte er.

    Seine Muuts Hals umklammernden Finger drückten fester zu. Das Knirschen von Knorpel wurde hörbar, dann warf er den Menschen wie eine Lumpenpuppe zur Seite. Die Söldner wichen schweigend und eingeschüchtert zurück. Der Einzige, der sich äußerte, war Muut: Er gurgelte und röchelte wie ein Ertrinkender. Alle gafften ihn an; sein Gesicht war blaugrau geworden.
    »Ihr fasst meine Flau an; ich töte euch«, sagte Kovok-mah. Dann drehte er sich um und ging davon.
    Die Söldner schwiegen. Neena kreischte auf und eilte zu Muut. Sie kniete sich neben ihn, streichelte sein Gesicht und fing an zu schluchzen. Ihr Tun löste die Lähmung der Masse. Die Männer sammelten sich um ihren am Boden liegenden Kameraden. Doch Muut rührte sich nicht mehr. Ein Mann untersuchte ihn. »Er ist tot«, sagte er und musterte Dar mit Abscheu. »Dein Geliebter hat ihn umgebracht.«
    »Mein Geliebter ?« , sagte Dar.
    »Er hat gesagt, du bist seine Frau«, sagte der Söldner. Neena schaute Dar mit finsterer Miene an. Ihre Trauer vermischte sich mit Verachtung. »Wie konntest du nur?«, sagte sie. »Mit einem Ork ! Was bist du nur für ein Ungeheuer!«
    Dar war zu erschreckt, um ihr eine Antwort zu geben. Sie schaute Taren und Kari an und sah in ihren Gesichtern die gleiche Abneigung.
    »Es liegt an ihren schwarzen Zähnen«, sagte jemand. »Den Pissaugen gefällt so was.«
    »Na, dann sollen sie das abartige Luder eben haben«, sagte ein anderer Mann.
    Den Menschen gefiel offenbar die Vorstellung, dass sie Dar ihre Verachtung zeigten, wenn sie ihr aus dem Wege gingen. Somit war immerhin die Tatsache vom Tisch, dass sie sich vor den Orks fürchteten. Wenn aus Angst Verachtung wurde,
kehrte der Selbstrespekt zurück. »Wir wollen nicht mehr, dass die uns bedient, Taren«, sagte ein Mann.
    »Ja«, fielen mehrere andere Männer ein.
    Teeg kam mit einem Spaten, den er Dar vor die Füße warf. »Wenn du für seinen Tod zuständig bist, kannst du auch sein Grab schaufeln.« Da Dar den Spaten nur anstarrte, fügte er hinzu: »Aber ’n bisschen plötzlich, sonst kriegst du die Peitsche. «
    Dar nahm den Spaten und grub an einer Stelle, an der der Boden ihr weich genug erschien. Während sie grub, fühlte sie sich aufgrund von Kovok-mahs Einmischung zugleich erleichtert und gedemütigt. Indem er sie seine Frau genannt hatte, hatte er sie sowohl gerettet wie erniedrigt. Dar fand es abscheulich, wie schnell all diese Leute das Schlimmste glaubten, und wenn es noch so an den Haaren herbeigezogen war.
     
    Kovok-mah stand am Rand des Heiligen Kreises und beobachtete die Washavoki. Ihre Taten verblüfften ihn. Die Washavoki aßen. Sie ignorierten den Toten. Kovok-mah fragte sich, wieso man nicht für ihn betete oder Bestattungsriten vornahm. Dargu grub ganz allein ein Loch in Muth’las Brust. Sie wirkte unglücklich. Kovok-mah hatte sich schon gefragt, ob sein Handeln klug gewesen war.
    Zna-yat kam zu ihm. »Muttersbruderssohn, du stinkst nach Washavoki.«
    »Hai. Es sind eigenartige Dinge passiert.«
    »Ich weiß genau, was passiert

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