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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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selbst eine Phase durchgemacht hatte, in der sie versucht hatte, die Existenz von gesellschaftlichen Tabus zu verstehen. Und wenn sie ehrlich war, hatte sie sich irgendwann mit ihnen abgefunden, ohne sie wirklich zu durchschauen.
    „Nein, ist schon in Ordnung“, flüsterte Ninive und ließ sich absichtlich etwas weiter hinter Isaak und Sequana zurückfallen. „Über sowas kann man ganz offen sprechen, wenn man unter Freunden ist. Aber wenn er hört, dass du mich auf seinen ... auf seine körperlichen Vorzüge hinweist, dann denkt er, ich wäre an ihm interessiert.“
    „Na und, das ist doch auch so, oder?“
    „Können wir später darüber sprechen, Solvejg?“ Ninive wandte ihren Blick ab und hielt sofort inne. „Das heißt“, fügte sie raunend hinzu, „wenn wir später noch Gelegenheit dazu haben.“
    Sie sah zu Isaak und Sequana, die Rücken an Rücken einige Meter weiter in der Mitte der Cafeteria standen und ihre Waffen zu jeweils einer Seite des Raums gerichtet hielten. Die Gestalten, die sich im Dunkeln genähert hatten, erkannte Ninive sofort. Es waren die Wesen mit den Masken und Schleiern, die sie mit Isaak in den Korridoren getroffen hatte. Im Gegensatz zu ihrer letzten Begegnung waren sie jedoch noch vollständig bekleidet.
    „Solvejg“, Ninive packte den kleinen, zierlichen Klon an der Schulter, „geh langsam zurück zur Tür. Eva und Bertrand sollen im Hof bleiben. Und du gehst mit ihnen und nutzt deine Energie um die Tür zu versiegeln.“
    „Wer sind diese Leute?“, fragte Solvejg.
    „Keine Fragen!“, fauchte Ninive sie an. Der erschrockene Ausdruck in Solvejgs Gesicht tat ihr auf der Stelle leid, doch ihr Tonfall zeigte Wirkung. „Geh und warte mit den anderen beiden im Hof, bis wir euch holen!“

71 | VISAREN
     
    „Du hast gegen die Dinger gekämpft“, brachte Sequana zischend hervor, „irgendeine schlaue Idee, was wir jetzt machen sollen?“
    „Abwarten ... wenn sie zu nahe kommen, schieße auf ihre Gesichter, aber halte dir danach die Augen zu.“ Isaak musterte die Wesen im Schatten angestrengt.
    „Augen zuhalten? Warum?“
    „Tu es einfach!“ Er hielt inne und senkte die Waffe ein Stück. „Warte ...“
    „Was ist? Was hast du?“
    „Ich habe etwas gesehen ... glaube ich. Im Augenwinkel.“ Isaak blickte zu allen Seiten. „Ninive! Geh zu den anderen!“
    „Nein, Isaak, ich habe Solvejg zu ihnen geschickt und sie die Tür verriegeln lassen. Zu dritt ist unsere Chance größer.“ Ninive ging mit langsamen Schritten durch den Raum zu ihnen. Die verhüllten Gesichter der Wesen im Dunkeln schienen ihre Bewegungen zu verfolgen.
    „Das letzte Mal waren wir zu zweit und die nur zu siebt und haben gerade so die Flucht geschafft. Wie groß ist die Chance, dass einer von uns hier lebend rauskommt?“
    „Du wirst nicht ohne mich sterben!“, entgegnete Ninive fest und erschreckte sich damit selbst. Sie blickte zu Isaak, der für einen Moment seine Haltung verlor und sie mit offenem Mund ansah.
    „Ähm ... Leute, verschiebt euren Shakespeare-Moment auf später“, ging Sequana dazwischen, „es werden immer mehr.“
    Isaak löste seinen Blick von Ninive und sah zu den Gestalten. Und tatsächlich schien sich die Menge der Wesen im Dunkeln zu vermehren. Isaak hatte den Eindruck, als würde sie einfach im Schattenspiel entstehen. Als würden sich die Umrisse wie Schemen im Zwielicht überlagern und wann immer sie sich trafen und wieder auseinanderflossen weitere von ihnen zurückbleiben. Er rieb sich die Schläfen, der Anblick schmerzte tief in seinem Kopf.
    Und dann kam Bewegung in die Menge, erst unmerklich, doch nach einigen Sekunden gab es keine Zweifel mehr, dass sich die Wesen langsam in beide Richtungen seitwärts bewegten und sie einkreisten.
    „Das ist mir nah genug!“, rief Sequana plötzlich, riss das Sturmgewehr hoch und eröffnete das Feuer auf die Gestalten.
    „Nein!“, schrie Isaak, doch es war zu spät. Die ersten der Wesen waren getroffen und brachen in der Menge der anderen zusammen. „Augen zu!“
    Sequana nahm einen Arm von der Waffe und verdeckte damit ihre Augen, während sich Ninive auf den Boden kauerte und die Hände vor ihr Gesicht presste. Isaak wandte sich in die entgegengesetzte Richtung ab. Die Gestalten auf dieser Seite des Raums waren schlagartig näher gerückt. Instinktiv brachte er seine Waffe in Anschlag und feuerte auf die Masken und Schleier.
    Einen Augenblick später zuckten grelle Blitze aus den Köpfen, die Sequana erwischt hatte.

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