Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
am anderen Ende der Senke in die Basis des Feindes einschlichen. Auch Gallea war angespannt, jedoch war ihm anzusehen, dass er in den letzten Tagen viel schlimmere Situationen durchlebt hatte.
Sequana schließlich bildete den Abschluss der kleinen Gruppe. Sie war schweigsam geworden seitdem sie sich der Senke genähert hatten. Ninive wusste warum. Sequana war auf der Suche nach ihrem Ursprung. Nach ihrer Vergangenheit. Und nachdem sie Doignac gefunden und verloren hatte, blieb nur noch eine letzte Spur zurückzuverfolgen: die Spur zu Sasha Bréa. Es war ein Gefühl wie vor einem Gewitter, die Luft elektrisch geladen, und niemand weiß, ob sich das Unwetter entlädt oder nicht. Ninive hatte sich erst nach dem Besuch der Korridore mit Isaak dazu entschieden, dass ihr Ziel in der Vergangenheit der drei Klone lag und nicht bei der Verfolgung der Children of Chou. Und dennoch wartete auf sie nach dem Finden von Sasha die Aufgabe, die Korridore zu dem Ort zu finden, an den Lilian und der Rest der Crew Zervett und seine Leute verfolgt hatten. Aber für Sequana war es eine Suche mit einem klaren Ende. Und dieses Ende war endgültig.
Der Pfad stieg schließlich wieder an. Die Wellen leckten erst noch hin und wieder über den Sand zu ihren Füßen, doch schließlich blieben die vom Sturm schäumenden Wellenkämme unter ihnen zurück. In einem weiten Bogen führte sie der steile Weg immer höher auf die künstliche Anhöhe, die einst nur als Zwischenetappe auf dem Weg nach Norden zum Skagerrak gedacht war.
„Alles sieht so dunkel und verlassen aus“, sagte Ninive leise. „Ich habe hier draußen keine Suchscheinwerfer oder etwas in der Art erwartet, aber ich hätte vermutet, dass die Children of Chou die Anlage nicht im völligen Dunkeln lassen.“
„Das hätte ich auch angenommen“, entgegnete Isaak ruhig, ohne sich zu ihr umzudrehen, „falls sie noch hier sind.“
„Du meinst, sie haben das Lager hier abgebrochen?“
„Ich bin mir nicht sicher, aber wir haben nur ein Schiff verfolgt, fünf hätten es sein sollen. Viele von ihnen sind im Kampf mit den Ossfhang in Camaret gefallen.“ Isaak machte eine kurze Pause, die vom Rauschen der Wellen gefüllt wurde, bevor er fortfuhr. „Ich will damit nur sagen, dass ich es nicht überraschend fände, wenn sie nicht mehr hier wären.“
Ninive nickte stumm und sie erklommen weiter den steilen Abhang. Die hohe Mauer, die die Kimbrica-Station umgab, war nun nicht mehr weit entfernt. Noch drei oder vier Serpentinen bis sie das Tor erreicht hätten. „Ich hoffe nur“, fügte sie schließlich hinzu, „dass wir zumindest eine Spur von Sasha finden.“
Nachdem sie auch die letzten Höhenmeter zur Station genommen hatten, standen sie vor dem großen Tor. Wie sie erwartet hatten, war es verriegelt, doch eine schmale Tür seitlich des Tors stand einen Spalt offen. Sequana hob die Hand und näherte sich der Tür vorsichtig.
„Das spricht nicht gerade dafür, dass noch jemand hier ist“, stellte Gallea resigniert fest.
„Nicht so voreilig“, entgegnete Isaak, „wir sind hier mitten im Nichts. Selbst die nächste kleine Siedlung der Jylland-Kolonien ist ein ganzes Stück entfernt. Ich würde es mit dem Abschließen nicht so genau nehmen hier draußen.“
„Aber überzeugt klingst du nicht“, sagte Gallea mit einem Seufzen.
„Ich finde es nicht schlimm, wenn die Children of Chou nicht mehr hier sind“, Ninive rückte das Sturmgewehr, das sie umgehängt hatte, zurecht. „Solange wir Sasha finden, sind meine Erwartungen erfüllt.“
Sequana winkte sie heran und verschwand durch die Tür in die Dunkelheit dahinter. Die Übrigen folgten ihr. Ninive ging als letzte und blieb noch einen Moment lang stehen, den Blick über das Meer gerichtet. Sie dachte an ihren Abstecher in die Korridore. Wann immer sie sich in den letzten Tagen an die seltsame Party an dem sonderbaren, unmöglichen Ort erinnert hatte, spürte sie ein unruhiges Kribbeln in der Magengegend. Sie dachte dann daran, dass die Nacht immerhin damit endete, dass sie in Isaaks Bett lag und ihm durch die nur schwach abgedimmte Rauchglasscheibe beim Duschen zusah. Doch die Tatsache, dass er ihre Einladung ausschlug, bei ihr in seinem Bett zu schlafen und stattdessen den Sessel vorzog, ließ das unangenehme Gefühl gleich wieder zurückkehren.
Hinter der Tür erwartete sie ein großer Raum, in dessen Mitte mehrere Holzbänke standen. An den Wänden befanden sich moderne Sicherheitsspinde, jeder einzelne mit einem
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