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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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vorstellen, dass ich Sie dann eingeladen hätte.« Er lachte
herzlich. »Jetzt aber herein mit Ihnen! Sie erfrieren mir sonst noch.«
    Eva hatte tatsächlich angefangen zu zittern. Als die Tür hinter
ihnen ins Schloss fiel, tauchte eine Blondine im kleinen Schwarzen neben
Keilmeier auf. Sie mochte fünfzehn Jahre jünger sein als der Hausherr. Sie
hatte ein hübsches Gesicht und bewegte sich auf ihren hohen Pfennigabsätzen
ausgesprochen sexy, aber ihre schmalen grünen Augen beunruhigten Stamm.
    »Ramona, das sind Frau Vossen und Herr Stamm«, stellte Keilmeier
vor. »Meine bessere Hälfte.«
    »Freut mich sehr«, sagte Ramona Keilmeier. Sie hatte einen ganz
leichten Akzent, den Stamm nicht einordnen konnte.
    Eva gab ihr lächelnd die Hand.
    Stamm sagte: »Hallo«, und überreichte den Blumenstrauß.
    Keilmeier hängte ihre Jacken in die Garderobe. »Folgen Sie mir
unauffällig, ich glaube, wir sind komplett.«
    Sie betraten ein Wohnzimmer, in dem ohne Weiteres ein Badminton-Feld
Platz gefunden hätte. Viele Möbel hätte man dafür nicht beiseiteräumen müssen,
genau genommen nur einen gewaltigen runden Tisch, um den zehn Stühle standen,
und eine opulente Polstermöbellandschaft, die dem Granitboden etwas von seiner
Kälte nahm. Im Raum verteilt standen oder saßen etwa zwanzig Personen.
Keilmeier führte Eva und Stamm herum und stellte sie vor. Sie lernten
Geschäftspartner des Baulöwen und ihre Frauen kennen, seinen Hausarzt nebst
Gattin, seinen Rechtsanwalt Dr. Fischbach, den Architekten Professor David
Waleska, dessen Name selbst Stamm ein Begriff war, Hubertus Faller,
Gebietsdirektor einer großen Hypothekenbank mit einem so umständlichen Namen,
dass ihn Stamm augenblicklich wieder vergaß, und Frau Faller. Am Ende ihres
Rundgangs kamen sie bei Wanja und einer im Vergleich zum Rest der Runde jungen
Frau an, die sich in einer Ecke des Raumes unterhielten.
    »Herrn Janicki brauche ich Ihnen ja nicht vorzustellen«, sagte
Keilmeier. »Kennen Sie Frau Metzger?«
    »Ich hatte noch nicht das Vergnügen«, erwiderte Stamm und streckte
ihr die Hand entgegen.
    »Corinna Metzger ist Referentin des Oberbürgermeisters Kostedde«,
sagte der Baulöwe. »Zuständig für Wirtschaftsförderung.« Er wurde durch eine
schlanke Blondine mit einer langen Schürze abgelenkt, die sich der Gruppe von
der Seite näherte. Sie balancierte ein Tablett mit zwei Sektgläsern. »Wo bin
ich nur mit meinen Gedanken? Sie haben ja noch gar nichts zu trinken.«
    Stamm nahm ein Glas, Eva machte eine abwehrende Geste. »Wenn Sie
vielleicht ein Glas Wasser hätten?«
    »Schade«, sagte Keilmeier. »Ihnen entgeht der beste Champagner, den
es hier zu kaufen gibt. Roederer Cristal. Dürfen Sie nicht einmal ein Glas?«
    »Vielleicht später einen kleinen Schluck. Ich will lieber kein
Risiko eingehen.«
    »Sehr diszipliniert«, lobte Keilmeier. »Sie entschuldigen mich? Ich
muss mich eben um die Häppchen kümmern.«
    Stamm folgte ihm mit dem Blick, bis er in einem Durchgang
verschwand, der vermutlich zur Küche führte.
    »Das ist ja der denkbar ungünstigste Zustand für eine Weinprobe«,
meldete sich Wanja zu Wort und betrachtete ungeniert Evas Bauch. Zwischen
seinem dichten rotblonden Haarschopf und dem Vollbart blitzten kecke blaue
Augen. »Kannst du dir vorstellen, dass dein nichtsnutziger Freund kein
Sterbenswörtchen darüber verlauten lässt, dass er Papa wird?«
    »Er wusste es bis gestern selbst nicht«, sagte Eva, ohne eine Miene
zu verziehen.
    Wanja starrte sie einen Augenblick perplex an, dann lachte er laut
los. »Du bist unbezahlbar, weißt du das?«, rief er.
    Selbst in Frau Metzgers Gesicht hatte sich der Anflug eines Lächelns
gebildet. Stamm war verblüfft, wie sehr es ihren Ausdruck veränderte. Sie gab
sich ansonsten ausgesprochen ernst, fast spröde, strahlte eine Selbstsicherheit
aus, die trotz ihrer Jugend einschüchternd wirkte. Stamm schätzte sie auf
Anfang bis Mitte dreißig. Im ersten Augenblick hatte er sich von ihrer strengen
Schönheit eher abgestoßen als angezogen gefühlt. Sie trug eine praktische
Kurzhaarfrisur, ihr Outfit war makellos, aber Stamm kam es so vor, als
interessiere sie sich nicht für ihr Aussehen. Plötzlich erkannte er, worauf
ihre irritierende Wirkung beruhte: Sie hatte verschiedenfarbige Augen, eins
hellbraun, eins graugrün mit einem bernsteinfarbenen Kranz. Das Lächeln machte
einen anderen Menschen aus ihr. Aber Stamm hätte wetten können, dass sie nicht
oft lächelte. Auch jetzt beendete

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