Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)
Gummischlauch, ein paar Löffel und etliche noch in Plastik verpackte Spritzen. Alles, was man brauchte, um sich Heroin in die Venen zu jagen.
Deswegen war Gabriel Adeka also nie selbst in Erscheinung getreten. Breed hatte ihn zu einem Junkie gemacht und in diesem Keller gefangen gehalten, wo er ihn vermutlich abwechselnd unter Drogen und dann wieder auf Entzug setzte. Damit hatte er den Mann seiner Menschlichkeit beraubt und in ein hoffnungsloses Wrack verwandelt.
Adeka streckte Bond eine zitternde Hand entgegen und sah ihn aus großen Augen flehentlich an: Gib mir mehr, bitte, damit ich mich ins Nirwana spritzen kann.
Bei näherem Hinsehen stellte Bond jedoch fest, dass es sich keineswegs um Gabriel Adeka handelte. Als er diesen Mann das letzte Mal gesehen hatte, lag er in einem Krankenhausbett in Port Dunbar: Brigadegeneral Solomon Adeka, der geniale Stratege, der »afrikanische Napoleon«, der nun um eine Spritze Heroin bettelte.
»Schrecklich, wenn man so abhängig ist«, sagte jemand hinter Bond. »Legen Sie Ihre Pistole auf den Tisch und drehen Sie sich ganz langsam um.«
Bond fügte sich, legte seine Pistole neben die Spritzen und wandte sich vorsichtig um.
Im Türrahmen stand groß und schlaksig Hulbert Linck, die Haare nicht mehr blond, sondern kurz und schwarz gefärbt, außerdem hatte er sich einen Vollbart wachsen lassen. Er trug Jeans sowie eine Windjacke aus braunem Segeltuch und richtete eine Maschinenpistole auf Bond. Mit einem Seitenblick auf Adeka trat Linck in das Zimmer.
»Sehen Sie mir die Vorsichtsmaßnahme bitte nach, Mr Bond. Kobus Breed hat das Ganze verbrochen. Er hat mich und Adeka hier unten eingesperrt, während er und seine Männer die Hilfsorganisation zweckentfremdet haben, um Drogen in die USA zu schmuggeln. So ist er sehr schnell zu sehr viel Geld gekommen.« Linck lächelte. »Komisch, dass ausgerechnet Sie zu unserer Rettung herbeigeeilt sind, Bond.« Er legte seine Pistole neben Bonds Beretta auf den Tisch.
»Wir legen unser Schicksal gern in Ihre Hände«, fügte Linck hinzu. »Sehr gern.«
Der erste Schuss traf Linck knapp unterhalb des linken Ohrs, wobei etwas Blut aus seinem Kopf spritzte, beim zweiten Schuss drang die Kugel mit solcher Wucht in seine Brust ein, dass er gegen die Wand geschleudert wurde. Linck glitt zu Boden, eine dünne, schmierige Blutspur an der Wand hinterlassend, und fiel kopfüber hin. Adeka, der immer noch in seiner Ecke kauerte, schrie und stammelte.
Agent Massinette stürmte in das Zimmer, die Pistole auf Adeka gerichtet, unmittelbar gefolgt von Brig Leiter. Bond hörte weiteres Fußgetrappel aus dem Korridor über ihnen.
»Alles in Ordnung, Mr Bond?«, fragte Brig Leiter.
Bond ließ Massinette nicht aus den Augen, der sich über Lincks Leiche beugte und dessen Taschen durchsuchte.
»Warum zum Teufel haben Sie auf ihn geschossen?«, fragte Bond zornig.
Massinette stand auf und sah ihn an.
»Er war bewaffnet und wollte Sie töten.«
»Er hatte seine Waffe abgelegt. Er wollte sich ergeben.«
»Von unserem Standort aus hat sich die Lage ganz anders dargestellt«, sagte Brig. »Wir mussten einschreiten.«
Massinette bückte sich, um etwas aus Lincks Tasche zu ziehen. Nun hielt er eine andere Waffe in der Hand, allem Anschein nach einen kleinen Smith-and-Wesson-Revolver Kaliber .22.
»Der steckte noch in seiner Tasche, Mr Bond«, sagte Massinette. »Linck hat Sie getäuscht. Er hatte was anderes vor.«
Bond sah beide Agenten an.
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er, obwohl er genau wusste, dass Massinette die zweite Waffe Linck soeben untergeschoben hatte. Aber warum? Kaum hatte Bond sich diese Frage gestellt, trat Felix Leiter ein.
»Du hast dir ja ganz schön Zeit gelassen«, sagte Bond. »Ich freue mich trotzdem, deine Visage zu sehen.«
Er drückte ihm herzlich die linke Hand.
»Mit wem du dich da wieder abgibst, tsst, tsst«, sagte Felix lächelnd. »Wo ist Kobus Breed?«
»Auf dem Rasen hinter dem Haus – tot. Ich führe dich gleich zu ihm. Aber du solltest erst ärztliche Hilfe für Adeka anfordern. Es geht ihm sehr schlecht.«
»Ich kümmere mich drum«, sagte Brig, zog ein Walkie-Talkie aus der Tasche und rief einen Krankenwagen.
Bond ging mit Felix Leiter nach oben. Felix schlug ihm auf die Schulter.
»Dein Kumpel McHarg hat die Polizei angerufen und irgendwas von einem Landsitz, Gewehrschüssen und einem gewissen James Bond erzählt. Und als wir erfuhren, dass du nicht in der Maschine nach London sitzt, haben
Weitere Kostenlose Bücher