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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Licht, James, koste es, was es wolle.«
    »Na gut«, sagte Bond und nahm Felix beim Wort. »Kannst du uns ein Flugzeug organisieren?«

12. Wiedersehen mit Zanzarim
    Bond kam es sehr eigenartig vor, wieder in Port Dunbar zu sein. Als hätte alles, was seit seinem letzten Besuch passiert war, in einem unheilvollen Paralleluniversum stattgefunden. Da stand er nun auf diesem Friedhof, der die kleine Kathedrale umgab, und zwar fast exakt an derselben Stelle wie damals, als er dem Begräbnis des Brigadegenerals Solomon Adeka beigewohnt hatte: ganz hinten, die schlichte Turmspitze der Kathedrale zu seiner Linken. Nur dass er diesmal neben Felix Leiter stand und statt Ehrengarde ein Friedensrichter samt Protokollführer zugegen waren, einige Vertreter der Übergangsregierung von Zanzarim sowie ein kleiner, orangeroter Raupenbagger, der sich vor dem Grab von Solomon Adeka in Position brachte.
    24 Stunden nach den Ereignissen von Rowanoak Hall waren Felix und Bond in Andrews Field an Bord eines USAF Boeing 707 Transporters gegangen. Am Flughafen von Sinsikrou wurden sie vom amerikanischen Botschafter abgeholt und in einem kleinen Konvoi von Botschaftswagen über die Autobahn nach Port Dunbar gefahren, wo die Regierungsvertreter sie vor der Kathedrale empfingen und darüber informierten, dass die Behörden und Kirchenämter alle erforderlichen Genehmigungen und Ausnahmeregelungen zur Exhumierung von Solomon Adeka erteilt hatten. Dieser prompte und reibungslose Ablauf zeugte von einer Machtfülle, die Bond beeindruckte. Felix Leiter brauchte offenbar nur ein Mal mit den Fingern zu schnipsen, schon wurden alle seine Forderungen erfüllt. Wie kam es dazu?, fragte sich Bond. Warum behandelte man sie wie Würdenträger auf Staatsbesuch? Wieder hatte er das Gefühl, dass hier mehr im Spiel war, als er gerade wahrnahm. Und da er Felix so gut kannte, war ihm durchaus bewusst, dass dieser ihm nicht alles sagte. Bond konnte damit leben, weil Felix es ihm früher oder später doch verraten würde, wenn er darauf bestand – sie waren so alte und so gute Freunde, dass sie möglichst offen und ehrlich miteinander umgingen. Momentan wollte Bond jedoch lieber abwarten, wie die Dinge sich entwickelten.
    Als er in der Limousine saß, die sie quer durch die Stadt zur Kathedrale fuhr, hatte Bond festgestellt, dass Port Dunbar wieder so belebt und geschäftig war wie früher. Schon die Fahrt von Sinsikrou gen Süden hatte gezeigt, dass fast alle Spuren des Bürgerkriegs bereits beseitigt waren. Zwar spannte sich über den einen oder anderen Fluss noch eine Notbrücke, zwar mussten hier und da noch ein paar ausgebrannte Autowracks zum Schrottplatz gekarrt werden, und natürlich sah man viel mehr Soldaten als normalerweise in einem friedlichen Land, sie bewachten die Checkpoints oder regelten den Verkehr. Dennoch war es kaum zu glauben, dass hier zwei Jahre lang ein verheerender Bürgerkrieg getobt hatte. Bond dachte an die letzten Tage und Stunden der belagerten Republik Dahum zurück, die er unmittelbar miterlebt hatte. Wieder kam es ihm so vor, als hätte er in einem Paralleluniversum gelebt, oder in einer Art Traum. Albtraum vielmehr, weil Kobus Breed darin auftrat.
    Jemand rief sie ans Grab. Bond und Felix gingen auf die kleine Menschenmenge zu, die sich nun, vor dem Augenblick der Wahrheit, eingefunden hatte.
    Die Ketten des Raupenbaggers rasselten laut, als er sich in Bewegung setzte und mit seinen Reißzähnen behutsam die Erde von der Grabstätte abtrug.
    »Ich erinnere mich noch gut an dieses Begräbnis«, sagte Bond. »Alles sehr aufwendig und formvollendet inszeniert – Ansprachen, Ehrensalven, trauernde Bevölkerung … Und wie geht es Adeka jetzt, hast du was gehört?«
    »Es heißt, sein Zustand habe sich schon sehr gebessert«, sagte Felix. »Er bekommt erstklassige Pflege und wird wohl wieder ganz gesund werden.«
    »Ist bestimmt seltsam, aus dem Totenreich zurückzukehren.«
    »Haha«, lautete Felix’ spöttischer Kommentar. Bei aller Skepsis wusste er, dass nur diese Exhumierung Bonds Behauptung bestätigen oder widerlegen konnte.
    Als der Sargdeckel zum Vorschein kam, traten sechs Totengräber mit ihren Schaufeln in Aktion, die den ganzen Sarg freilegten. Danach befestigten sie schwere Riemen an den Messinggriffen und verbanden sie am anderen Ende mit dem Baggerausleger. Der Sarg wurde ganz langsam aus dem Grab emporgehoben und auf festem Grund heruntergelassen. Zwei von den Totengräbern stemmten den Deckel mit Brecheisen

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