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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Partei, die wir in diesem Krieg ergreifen.
    Wie zur Bestätigung wurde sein britischer Pass nur flüchtig durchgesehen. Er bekam einen Stempel verpasst, der Schalterbeamte sagte: »Willkommen in Zanzarim«, und winkte Bond in die Zollabfertigungshalle durch, wo erstaunlich viele Menschen zugange waren, die nichts mit Zollfragen zu tun hatten. Während er auf seinen Koffer wartete, lehnte Bond erst die Dienste eines Schuhputzers ab, dann das Angebot, sich in einem privaten Mercedes der »Superluxusklasse« zu seinem Hotel fahren zu lassen und schließlich die Offerte eines kleinen Jungen, der ihm flüsternd Sex mit seiner »wunderwunderschönen« großen Schwester in Aussicht stellte.
    Ein verdrießlicher Zollbeamter forderte Bond auf, den Koffer zu öffnen, wühlte in seinen Kleidern herum und machte sogar den schweinsledernen Kulturbeutel auf. Da er keine Schmuggelware entdecken konnte, kritzelte er mit blauer Kreide eine Hieroglyphe auf den Kofferdeckel und widmete sich dem nächsten Gepäckstück.
    Bond lehnte wieder dankend ab, als ein junger Mann ihm seine Trägerdienste anbot und zugleich versuchte, ihm den Koffer mit Gewalt zu entwinden, und begab sich ins Freie auf der Suche nach einem Taxistand. Dann stieg er in den Rücksitz eines grasgrünen Morris Minor und erklärte sich gern bereit, einen Aufschlag zu zahlen, wenn er der einzige Fahrgast bliebe. Er bat den Fahrer, ihn zum Excelsior Gateway Hotel zu bringen.
    Obwohl das Hotel nur knapp eine Meile vom Flughafen entfernt lag, war die Fahrt dorthin keineswegs kurz und schmerzlos. Kaum hatten sie das Flughafengelände verlassen, mussten sie vor einer Straßensperre der Armee halten. Man forderte Bond zum Aussteigen auf und bat ihn, das Zollzeichen an seinem Koffer vorzuzeigen. Trotz des unübersehbaren Kreidegekrakels musste er den Koffer erneut öffnen. Bond erkannte, dass die Soldaten sich an der Straßensperre langweilten und etwas Abwechslung in ihren langen, öden Arbeitstag bringen wollten. Hinter ihnen wurden weitere Taxis angehalten, und bald hörte man wütend protestierende Stimmen. Bond überlegte, ob er dem Soldaten, der seinen Koffer halbherzig durchsuchte, ein bisschen Geld geben sollte – einen »Zuschuss«, wie er nun dank seiner Lektüre von Das Herz aller Dinge wusste – , doch dann tauchte ein Offizier auf, der seine Leute zornig anbellte und sämtliche Wagen durchwinkte.
    Nach knapp fünfhundert Metern wurden sie an der nächsten Straßensperre angehalten. Diese wirkte weniger offiziell, da sie lediglich aus zwei Ölfässern mit einem Holzbrett darüber bestand. Die Soldaten verhielten sich entsprechend salopp und begnügten sich mit einem neugierigen Blick durch die offenen hinteren Taxifenster.
    »Guten Morgen«, sagte Bond. »Wie geht’s?«
    »Amerikanische Zigarette?«, fragte ein Soldat grinsend. Er trug einen Blechhelm, ein rotes T-S hirt und Tarnhosen.
    »Englische«, sagte Bond und überließ ihm sämtliche Morlands, die noch in seinem Etui steckten.
    Als sie endlich den Hoteleingang erreichten, bezahlte er den Fahrer und bahnte sich einen Weg durch die Menge der Straßenhändler, die ihm Holzschnitzereien, bemalte Kalebassen sowie Perlenketten anboten, in die kühle Lobby des Excelsior Gateway, früher Prince Clarence Hotel genannt, wie Bond einem alten bemalten Schild an der Wand entnahm. Er spürte die wirbelnden Deckenventilatoren über seinem Kopf, als er seinen Koffer einem Pagen mit scharlachroter Weste und passendem Fes gab, und schritt über glänzende Teakdielen zum Empfang. Dort wurde ihm ein Umschlag mit einem Zettel überreicht, auf dem Ogilvy-Grants neue Telefonnummer und Adresse in einem Gewerbegebiet standen. Bond steckte den gefalteten Zettel ein, während der Rezeptionist eifrig die Daten aus seinem Pass notierte, und sah sich um. Topfpalmen schwankten im Luftstrom der Ventilatoren. Hinter Glastüren erblickte Bond einen langen, dunklen Barraum, wo ein Barkeeper in weißer Jacke Gläser polierte. Auf der anderen Seite befand sich der Eingang zum Speisesaal, davor ein Schild mit der Aufforderung »Gentlemen, bitte keine Shorts«. Ein anderer Rezeptionist trat in blütenweißer Tunika mit Goldknöpfen seinen Dienst an und wünschte »Mr Bond« lächelnd »einen guten Morgen«. Bond träumte sich für einen Augenblick in eine Zeit zurück, als das Hotel noch Prince Clarence und das Land noch Upper Zanza State hieß und Bürgerkrieg, Hungersnot und unermessliche Ölvorkommen in unvorstellbarer Zukunft lagen.

4.

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