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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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verstehen«, entgegnete Bond. »Was Sie sagen, ist nachvollziehbar. Sie müssen mich nicht belehren.«
    »Ich bitte um Verzeihung. Besitzen Sie ein Haus?«
    »Ich habe eine Wohnung.«
    »Fühlen Sie sich dort wohl?«
    »Sehr wohl.«
    »Wie würden Sie reagieren, wenn Ihre Nachbarn eines Tages bei Ihnen eindringen und Ihre Teppiche und Möbel wegtragen würden, die ganzen Habseligkeiten, an denen Ihr Herz hängt?«
    Bond zuckte mit den Achseln. »Das kann man nicht vergleichen. Das Zanza-Delta gehört zu Zanzarim.«
    Adeka sah leicht verächtlich drein. »Zanzarim, und davor Upper Zanza State, und davor Neu-Zanza – alles nur das Konstrukt europäischer Kolonialherren, die erst vor wenigen Jahrzehnten – nach der Jahrhundertwende – dorthin gekommen sind. Eines Nachmittags haben sie ganz willkürlich die Grenzen gezogen, einfach so, weil sie gerade nichts Besseres zu tun hatten.« Sein Ton wurde ernster. »Für die Fakassa ist das Zanza-Delta Stammesland, es gehört uns qua Geburtsrecht. Mit der neokolonialen Politik unserer Tage oder der Geldgier europäischer Glücksritter hat das nichts zu tun. Verstehen Sie?«
    »Ja, ich denke schon.«
    Adeka gab sich etwas versöhnlicher. »Und trotzdem hätte mein Bruder Salomon niemals versuchen dürfen, einen unabhängigen Staat zu errichten. Das war purer Wahnsinn. Ich habe ihn gewarnt. Wir haben uns gestritten, ein böses Wort gab das andere, und seither haben wir uns nicht wiedergesehen.«
    »Ihre Einwände stießen bei ihm auf taube Ohren.«
    »Er ließ sich einfach nicht zur Vernunft bringen. Dafür hatte er seine Gründe.«
    »Was soll das heißen?«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie viel Öl sich unter dem Zanza-Delta befindet, Mr Bond?«
    »Nein.«
    »Dann sollten Sie es unbedingt herausfinden. Danach können Sie grob überschlagen, wie viele hundert Milliarden Dollar dieses Öl seinem Besitzer einbringen wird, wer immer es auch sei.«
    Adeka stand auf. »Ich kann Ihnen leider nicht helfen. Sie müssen sich jemand anderen suchen, der Sie mit meinem Bruder zusammenbringt. Ich möchte Sie nur um eines bitten – falls Sie nach Dahum gelangen, berichten Sie der Welt hinterher wahrheitsgetreu, was Sie dort erlebt haben.«
    Bond stand ebenfalls auf. »Darauf können Sie sich verlassen«, sagte er. »Propaganda ist nicht unser Metier.«
    Adeka begleitete ihn nach unten und überreichte ihm an der Tür seine Visitenkarte.
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir Ihre Artikel schickten.«
    Bond nahm Adekas ausgestreckte Hand und drückte sie fest, ohne einen Gedanken an die reale Welt zu verschwenden, die ihn nach seiner Zanzarim-Reise erwartete.
    »Ich werde Ihren Bruder von Ihnen grüßen«, sagte er.
    »Das können Sie sich sparen«, erwiderte Adeka ohne eine Spur von Bitterkeit. »Für Solomon bin ich ein Verräter der schlimmsten Sorte – er glaubt, dass ich mein Volk verraten habe.«
    Als Bond nach dieser Verabschiedung aus dem kleinen Laden auf die Straße trat, hörte er, wie hinter ihm die Riegel wieder vorgeschoben wurden.
    Nachdenklich lief Bond auf die Bayswater Road zu und sah sich dabei unauffällig um. Adekas Schilderung der ständigen Schikanen eingedenk, fragte er sich, ob die Geschäftsstelle von Africa KIN unter Beobachtung stand, und falls ja, ob sein Besuch bemerkt und vermerkt worden war. Er spürte ein gewisses Unbehagen, eine Art Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Meistens reagierte er auf diese intuitiven Warnzeichen – wenn er sie ignorierte, rächte sich das für gewöhnlich – , und so suchte er nach einer Möglichkeit, etwaige Verfolger aufzuspüren. Er kam an einem Kino vorbei und kaufte sich eine Eintrittskarte, doch anstatt in den Vorführsaal zu gehen, verweilte er im Foyer, um zu sehen, ob ihm jemand auf den Fersen war. Nach fünf Minuten atmete er allmählich auf. Wer immer jetzt ans Kassenhäuschen trat, um eine Karte zu kaufen, konnte keine Bedrohung darstellen.
    Eine Platzanweiserin fragte ihn, ob sie ihm weiterhelfen könne, und erinnerte ihn daran, dass der Film in »viereinhalb Minuten« beginnen würde. Bond antwortete, er sei sich dessen bewusst, und begab sich nach draußen unter das Kinovordach, um wieder einmal den Blick über die Straße schweifen zu lassen. Nichts. Dann fiel ihm das Plakat auf: Der Fluch der Vampirtochter , mit Astrid Ostergard in der Hauptrolle. Bond lächelte. Da lag sie nackt im Bett, ein blutbeschmiertes, zerfetztes Laken bedeckte nur notdürftig ihren unanständig sinnlichen Körper, während

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