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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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ein rachedurstiges Ungeheuer dräuend seinen Schatten auf sie warf. Astrid/Bryce schien Bond auf dem Bild ganz gut getroffen, wenn er sich an die flüchtigen Einblicke erinnerte, die er wenige Tage zuvor hatte gewinnen dürfen. Daher kannte er also ihren Namen – von B-M ovie-Horror-Reißern. Das wäre immerhin geklärt. Aber hatte es etwas zu bedeuten, dass Bryce Fitzjohn/Astrid Ostergard ihm auf so kuriose Weise erneut begegnete? Hatte er vielleicht einen Hinweis übersehen? Er war aufs Geratewohl in dieses Kinofoyer gegangen, daraus ließ sich nicht die geringste böswillige Manipulationsabsicht ableiten – es war wirklich reiner Zufall. Nach einem letzten Blick auf das Plakat nahm er sich vergnügt vor, mit dieser Frau erneut in Kontakt zu treten, sobald die Zanzarim-Geschichte erledigt war, und setzte dann seinen Weg zur Bayswater Road fort, wo er ein Taxi anhalten wollte.

3. Willkommen in Zanzarim
    Die BOAC VC10 erreichte ihre Reiseflughöhe und das Anschnallzeichen erlosch. Bond bestellte bei der Stewardess einen doppelten Brandy Soda. Während er seinen Drink in kleinen Schlucken genoss, dachte er über die anstehende Mission und die unvorhergesehenen Gefahren nach, die er würde meistern müssen. So wie immer, wenn er eine neue Mission in Angriff nahm; auch wenn die Unwägbarkeiten bei ihm eine gewisse Alarmbereitschaft und vorausschauende Umsicht auslösten, überlief Bond zugleich ein Schauer gespannter Erregung. Schließlich war er genau darauf trainiert und geeicht; manchmal fragte er sich, ob er nicht sogar dafür geboren war. Er warf einen prüfenden Blick über die Schulter – die Maschine war halbleer, und die beiden Sitze neben ihm waren frei. Offenbar zog es dieser Tage nicht allzu viele Leute nach Zanzarim, dabei verlief die Flugroute anschließend über Accra und Banjul. Bond bestellte sich einen weiteren Drink und ließ die letzten Tage noch einmal Revue passieren. Noch nie hatte M ihm so schwammige Anweisungen erteilt: Bond sollte sich irgendwie in Dahum einschleichen und den Brigadegeneral auf irgendeine Weise »lahmlegen« … Aus Ms Sicht mochten diese Instruktionen glasklar sein, doch Bond sah darin viel Handlungsspielraum, den er frei gestalten konnte. Möglicherweise würde Ogilvy-Grant die dürftigen Informationen noch etwas anreichern.
    Die Maschine flog südwärts in den dunkelnden Abendhimmel. Bond machte das Leselicht an und holte sein Buch hervor – Graham Greenes Das Herz aller Dinge . Bond war bisher nur einmal in Westafrika gewesen, und das war Jahre her – um einen Hubschrauber abzuschießen. Danach war er gleich wieder abgereist, es war also bloß eine Stippvisite. Greene hatte während der Krieges in Sierra Leone gedient – und zwar als Spion – , so dass Bond sich von seinem westafrikanischen Roman tiefere Einsichten erhoffte.
    Acht Stunden später landete die VC10 auf dem internationalen Flughafen von Sinsikrou. Während das Flugzeug dem Terminal entgegenrollte, erblickte Bond durch das Fenster Afrika im ersten Sonnenlicht. Sie fuhren an Kolonnen von kauernden Arbeitern vorbei, die den Grünstreifen am Pistenrand mit langen dünnen Messern beschnitten, die an Säbel erinnerten. Hinter dem Begrenzungszaun erstreckte sich im Hitzedunst wogendes, trockenes Buschland mit vereinzelten Bäumen – sogenanntes Gartenbuschland – bis in weite Ferne. Danach passierte die VC10 eine Reihe olivgrüner MiG - 15 -Jagdflugzeuge (Codename »fagot«) und ein paar sonnengebleichte, ölbefleckte Bell- UH - 1 -Hubschrauber, die auf einem separaten Vorfeld aufgestellt waren. Allem Anschein nach die Luftwaffe von Zanzarim. Ein paar Soldaten harrten lustlos im Schatten der Tragflächen aus.
    Die VC10 hielt an und die Passagiere nach Sinsikrou strömten zum Ausgang. Bond fiel auf, dass es ausschließlich Männer waren, und keiner von ihnen wirkte besonders vertrauenerweckend. Als er auf die Gangway hinaustrat, traf ihn die feuchte Hitze mit beinahe physischer Wucht, und als er dann über den staubigen, scheckigen Asphalt zur Abfertigungshalle lief, brach ihm am ganzen Körper der Schweiß aus. Soldaten in bunt zusammengewürfelter Tarnkleidung, die mit diversen Waffen ausgerüstet waren, beobachteten träge, wie die Passagiere sich vor den Zoll- und Passkontrollschaltern einreihten. Bond sah sich rasch um. Neben dem Tanklager parkte ein nagelneuer sechsrädriger gepanzerter Saracen-Transporter – unlängst aus Großbritannien importiert, vermutete Bond, der erste greifbare Hinweis auf die

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