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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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hatte schließlich sein Zimmer im Pressezentrum, für seine Ernährung war gesorgt, er konnte sich nach Belieben einen Drink genehmigen. Irgendwo nördlich der Stadt, auf Waldwegen und Pisten, an Flüssen und Sümpfen, vor eingestürzten Brücken und verminten Knüppeldämmen, standen sich Zanzarim- und Dahum-Soldaten gegenüber. Auch sie warteten – warteten darauf, was wohl als Nächstes passieren würde.
    Das erste Anzeichen für eine mögliche Wende zeigte sich am späten Nachmittag des zweiten Tages nach der Entführung von Tony Msour. Plötzlich heulten in der Stadt die Sirenen, sie gaben Fliegeralarm, und zum ersten Mal spürte Bond einen Riss in der disziplinierten Ordnung, die die Bewohner von Port Dunbar pflegten. Sie gerieten zwar nicht in Panik, aber es machte sich eine gewisse Unruhe und Ängstlichkeit bemerkbar, und die Straßen füllten sich mit Menschen, die auf der Suche nach einem Schutzraum hektisch hin und her liefen. Bond meinte, in der Ferne Düsentriebwerke zu hören, und von der Batterie auf dem Hauptplatz wurde auf gut Glück eine Boden-Luft-Rakete abgefeuert. Nach zwanzig Minuten wurde Entwarnung gegeben. Breadalbane behauptete, eine MiG sei abgeschossen worden, aber niemand glaubte ihm.
    Am nächsten Morgen erhielt Bond zu seiner Verblüffung Besuch von Kobus Breed.
    »Haben Sie Ihren Rückflug gebucht?«, fragte Breed.
    »Noch nicht. Warum?« Bond war auf der Hut.
    Breed senkte die Stimme: »Vielleicht wird Ihr Sachverstand hier noch gebraucht. An der Hauptstraße marschieren die Zanzaris mit einem Riesenaufgebot auf. Wir haben schwere Panzer gesehen – Centurions. Und der Artilleriebeschuss ist um zweihundert Prozent angestiegen. Uns steht was verdammt Großes ins Haus.«
    »Hören Sie«, sagte Bond, »Kololo war ein einmaliger Sonderfall. Sie sind doch der wackere Kämpfer, der für die Verteidigung von Dahum monatlich fünftausend Dollar bekommt. Nicht ich.«
    »Da finden wir bestimmt einen Weg.«
    »Ich gehöre nicht mehr zur Armee«, sagte Bond. »Sie müssen schon alleine klarkommen.«
    »Außerdem hat sich unser verfluchter Fetischpriester in Luft aufgelöst. Ist das zu fassen? Wurde vor drei Tagen von einem ›weißen Soldaten‹ abgeholt.«
    »Einer von Ihren Jungs?«
    »Ganz sicher nicht.«
    Bond zuckte mit den Schultern. »Warum besorgen Sie sich nicht einfach einen anderen Priester?«
    »Soll das ein Witz sein? Er ist der einzige, dem die Soldaten vertrauen.«
    Für Bond war die Lage nun klar – das Gleichgewicht schwand rapide dahin. An diesem Abend fuhr er nach Janjaville und zahlte einhundert Dollar an Hulbert Linck, um am nächsten Abend mit einer Super Constellation auszufliegen.
    Linck sah ihn prüfend an.
    »Wissen Sie vielleicht mehr als wir, Mr Bond?«
    »Ich wurde abberufen«, erklärte Bond in einem resignierten Ton. »Wenn es nach mir ginge, würde ich liebend gern bleiben und miterleben, wie Sie die Blockade brechen. Zusehen, wie Ihr Frachter einläuft. Ich werde das Beste verpassen.«
    »Je früher, je lieber.« Linck wirkte besorgt. »Die Zanza-Streitkräfte planen einen gewaltigen Vorstoß. Heute Nacht sind hier acht Flüge angesetzt.«
    Bond drehte sich um und schaute zu, wie die Constellation entladen wurde. Als ein Lastwagen abfuhr, blitzte im Scheinwerferlicht ihr Bug auf. Bond sah genauer hin. Erstaunt stellte er fest, dass er das Logo, das direkt unterhalb des Cockpits angebracht war, bereits kannte – und zwar aus Bayswater in London: Africa KIN .
    Er warf einen Blick auf Linck, der sich nichts anmerken ließ. Was sollte das? Vielleicht war es auch nur ein ehemaliges Charterflugzeug der Organisation, und man hatte einfach vergessen, das Logo zu entfernen. Reiner Zufall – doch in Dahum erregten Zufälle dieser Art Bonds Argwohn. Was hatten Gabriel Adeka und der Blockadebrecher Linck miteinander zu tun? War das Ganze vielleicht ein Trick? Wurden die Spendengelder von Africa KIN zweckentfremdet? Diente der gute Ruf dieser Hilfsorganisation als Tarnung?
    »Na dann viel Erfolg«, sagte Bond, dessen Gedanken immer noch um mögliche Verwicklungen kreisten. »Wir sehen uns morgen Abend.«
    Bond schlief schlecht. Halb weggedämmert, hörte er ständig ein heftiges Klopfen. In der Überzeugung, dass es sich um Blessing handelte, stand er zweimal auf, um die Tür zu öffnen. Natürlich hatte er sich das vor lauter Überreiztheit nur eingebildet. Bei Tagesanbruch weckte ihn das Geräusch ferner Explosionen, daraufhin wurde wieder Fliegeralarm gegeben. Diesmal

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