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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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zog eine einzelne MiG dicht über die Stadt hinweg, streifte beinah die Dächer und machte die Morgenstille zunichte. Eine Boden-Luft-Rakete abzuschießen lohnte nicht, dafür flog die MiG zu niedrig und zu schnell.
    Noch ein Zeichen, dachte Bond, während er seine wenigen Habseligkeiten packte und den Rest der komaauslösenden Mittel in der Toilette hinunterspülte. Beim Mittagessen erzählte ihm Breadalbane, dass Dupree, Haas und Letham an die Front gefahren waren. Sie wollten mit eigenen Augen sehen, ob an dieser angeblichen Zanza-Offensive wirklich etwas dran war.
    Als Bond ihm mitteilte, dass er noch am selben Abend abfliegen würde, reagierte Breadalbane so verstört wie verständnislos.
    »Aber warum? Warum lassen Sie sich das entgehen?«
    »Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt«, sagte Bond und bot Breadalbane ein Darlehen von einhundert Dollar an, falls er ebenfalls abreisen wolle.
    »Kommt nicht in die Tüte«, erwiderte Breadalbane. »Ich muss das durchziehen. Bis zum bitteren Ende. Schließlich sitze ich schon seit Monaten hier.« Er dachte eine Weile nach. »Das Darlehen könnte ich trotzdem ganz gut gebrauchen – wenn Sie so viel übrig haben.«
    Dupree und Haas kehrten am Nachmittag zurück, sichtlich erschüttert. An der länderübergreifenden Hauptstraße war ein massiver Durchbruch erfolgt – Centurion-Panzer hatten die Wasserläufe über Behelfsbrücken überquert und die dahumischen Verteidiger von den Flanken angegriffen. Schlimmer noch: Unter den sonst so standhaften dahumischen Soldaten war Panik ausgebrochen, sie begingen massenweise Fahnenflucht – auf einmal war der ganze Widerstandsgeist dahin.
    »Der Juju-Mann fehlt«, erklärte Haas. »Breed dreht völlig durch. Er hat drei von seinen eigenen Leuten wegen Desertion erschossen. Jetzt wollen sogar die Söldner abhauen.«
    Am späten Nachmittag waren im Zentrum von Port Dunbar die heftigen Explosionen von Artilleriegranaten zu vernehmen, und aus den Ausläufern im Norden stiegen schwarze Rauchsäulen empor. Die Straßen der Innenstadt leerten sich wie durch Zauberhand. Sunday war düsterer Stimmung, als er Bond zum Flugplatz fuhr.
    »Wir haben den Krieg verloren, Mr Bond. Es ist aus. Wir wollen nicht mehr kämpfen.«
    Auf der Fahrt nach Janjaville passierten sie Kolonnen von Soldaten in abgerissener Uniform, die sich zu einer Art finalem Verteidigungsring formieren sollten. Bond fiel auf, dass man entlang der Strecke zwar Schützengräben, Stacheldrahtverhaue und Geschützstellungen eingerichtet hatte, den Männern aber jeglicher Kampfgeist zu fehlen schien. Er sah Offiziere, die ihre Leute mit Bambusstöcken traktierten, und die Soldaten wirkten generell bitter und verängstigt. Niemand wollte der todgeweihten Nachhut angehören. In der Ferne wurde das Getöse von Geschützfeuer und Explosionen immer lauter, während die Zanza-Armee in Port Dunbar einmarschierte.
    Auf dem Flugplatz von Janjaville herrschte Hochbetrieb. Zwei DC - 3 und eine Fokker Friendship standen vor dem Hangar, und just als Bond und Sunday vorfuhren, flogen Lincks Malmös ab, in Richtung Osten, weg von den Gefechten. Die Söldnerpiloten wussten nur allzu gut, was ihnen dort blühen würde.
    Bond nahm mit herzlichen Worten Abschied von Sunday und gab ihm seine restlichen Dollars. Dann bat er ihn, am folgenden Morgen zur Ölpalmenplantage zu fahren. »Dort wirst du den Peugeot entdecken, abseits vom Weg. Im Kofferraum ist ein Mann eingesperrt. Du wirst ihn freilassen. Kein Wort von mir. Du bist zufällig vorbeigekommen.«
    »Ich kenne Sie nicht, Sah.«
    »Genau. Das ist unser Geheimnis.«
    Er gab Sunday die Hand und wünschte ihm Glück.
    Bond ließ sich seinen Sitzplatz in der Maschine, die in einer Stunde abfliegen sollte, zur Sicherheit noch einmal bestätigen. Er begegnete Hulbert Linck, der gereizt und nervös war. »Wie konnte das nur passieren?«, wiederholte er unablässig seine rhetorische Frage. »Vor einer Woche hatten wir noch alles unter Kontrolle. Restlos alles.« Bond war vom Ausmaß seiner Verzweiflung überrascht. Lincks früheres Selbstvertrauen war wie weggewischt, und es schien für ihn mehr auf dem Spiel zu stehen als das Schicksal von Dahum, als wäre er persönlich betroffen.
    »Nichts ist launischer als das Kriegsglück.« Bond war bewusst, wie wenig Trost in dieser ausgelutschten Floskel steckte. Er nahm Abschied von Linck und ging zur Nissenhütte, die als Abflughalle diente.
    Dort bekam er bald Gesellschaft von Haas und Dupree, die

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